016 - Das Dämonenauge
einige würzige Hefekuchen mit Rosmarin und Fisch. Er aß ein Stück und trank ein Glas Limonade dazu. Immer wieder blickte er auf die Uhr. Er war von einer unglaublichen Unruhe erfüllt. Das Warten machte ihn nervös.
Schließlich stellte er sich an eines der Fenster. Die Schatten wurden immer länger. In einer Stunde würde die Sonne untergegangen sein.
Kurz nach Einbruch der Dunkelheit wurde vor den Hütten ein riesiges Feuer entfacht. Einige Minuten später betraten drei Schwarze die Hütte. Einer hielt in der rechten Hand einen Stock, um den sich eine dicke Schlange wand. Er streckte den Stock aus und bedeutete Hunter, daß er mitkommen sollte.
Der Dämonenkiller stand langsam auf. Er warf Vali und Parker einen flüchtigen Blick zu, dann folgte er dem Mann.
Um das hochlodernde Feuer saßen ein Dutzend Farbige, die Schnaps aus kleinen Tonkrügen tranken. Hunter wurde zur Hütte der Zauberin gebracht. Sie saß vor dem Tisch, und Schlangen ringelten sich auf ihrem Schoß. Diesmal trug sie einen schwarzen Umhang, und ihr Gesicht und die Hände waren mit magischen Zeichen bemalt.
»Setz dich!« sagte sie.
Dorian ließ sich auf einem Sitzkissen nieder.
»Ich muß mit dir sprechen.« Ihre Hände liebkosten die Schlangenleiber.
»Worüber?«
»Über Valiora. Sie ist verändert. Ihr Geist wird von einer fremden Macht beherrscht. Sie ist ein armes, bedauernswertes Geschöpf. Marassas Medium.«
»Bist du ganz sicher?«
»Es gibt keinen Zweifel. Sie wird über uns alle Unglück bringen.«
Hunter beugte sich vor. »Welche Rolle kommt dir zu, Jorubina? Auf welcher Seite stehst du? Und was weißt du alles?«
Die Hexe lächelte, und dabei sah ihr Gesicht noch unheimlicher aus. »Vor langer Zeit war ich sehr mächtig. Aber meine Macht wurde immer schwächer. Meine Anhänger zerstreuten sich in alle Winde. Einige liefen zu Marassa über. Ich sah diesem Treiben lange untätig zu, aber jetzt muß ich handeln. Ich muß den Kampf gegen Marassa aufnehmen. Hoffentlich ist es nicht schon zu spät. Du wirst mir helfen. Aber es ist unbedingt notwendig, daß ich Valiora von ihrer Besessenheit befreie.«
Dorian ahnte, wie die Hexe Valiora behandeln wollte. Sie würde sie töten, und das konnte er nicht zulassen. »Das kommt nicht in Frage.«
»Es gibt keine andere Möglichkeit.« Ihre Stimme klang wie das Kreischen einer Kreissäge. »Sie muß unbedingt von dem Dämon befreit werden, der sie beherrscht.«
Hunter sprang auf. »Da habe ich aber auch noch ein Wort mitzusprechen!«
»Meine Entscheidung ist gefallen«, sagte sie. »Niemand kann mich umstimmen. Valiora muß sterben.«
Sie klatschte in die Hände, und die Tür glitt auf. Zwei riesige Männer stürzten in die Hütte.
»Nehmt ihn gefangen!« befahl die Mama-loi.
Hunter reagierte augenblicklich. Aus der Drehung heraus schoß seine rechte Hand vorwärts. Die Handkante prallte mit voller Wucht gegen die Kehle des rechts von ihm stehenden Mannes, der bewußtlos zu Boden fiel. Der zweite packte Hunter an der Schulter und riß ihn zurück. Der Dämonenkiller versetzte ihm mit dem linken Ellbogen einen Stoß gegen die Leber und duckte sich. Jetzt war keine Zeit für einen fairen Kampf. Mit dem rechten Fuß versetzte er dem Hünen einen Tritt in den Unterleib.
Mit zwei Sprüngen erreichte Dorian die Tür. Den Farbigen, der ihm entgegenkam, stieß er zur Seite und sprang ins Freie. Ohne zu überlegen, wandte er sich nach links. Er lief um die Hütte der Zauberin herum und verschwand in der Dunkelheit.
Hinter sich hörte er erregte Schreie. Er wollte einen Bogen schlagen und von der anderen Seite zurückkommen, rannte an einer Felswand entlang und blieb hinter einem Steinbrocken stehen. Als zwei Farbige vorbeikamen, duckte er sich. Einer trug eine Fackel in der Hand, der andere eine riesige Machete. Sie gingen vorbei, ohne ihn zu bemerken.
Er wartete einige Sekunden, dann lief er weiter. Vorsichtig näherte er sich den Hütten. Einige der Anhänger der Hexe standen ums Feuer und schnatterten erregt. Vor jeder Hütte waren Wachtposten aufgestellt.
Fünf Minuten später stand der Dämonenkiller hinter der Hütte, in der sich Vali und Jeff befanden. Als erstes mußte er den Posten ausschalten. Die Hütte war noch fünfzig Meter entfernt. Er legte sich auf den Boden und robbte heran.
Plötzlich drang ein lauter Schrei aus der Hütte. Es war Vali, die schrie. Der Posten wandte Dorian jetzt den Rücken zu. Er blickte durch das Fenster in das Innere der Hütte. Wieder schrie
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