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016 - Der Satanswolf

016 - Der Satanswolf

Titel: 016 - Der Satanswolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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hatte er es geschafft. In einer halben Stunde konnte er schon vor dem Fernsehapparat sitzen. Elli, seine Frau, würde ihm eine Flasche Bier bringen und den Klatsch loswerden, den sie tagsüber erfahren hatte, während er versuchen wurde, den Inhalt des Films mitzukriegen, ohne daß seine Frau merkte, daß er ihr so gut wie gar nicht zuhörte. Es interessierte ihn nicht, ob Köberl sich mit dem Rasenmäher verletzt hatte, ob dessen Nachbar mit ihm in Streit geraten war, weil er seine Himbeeren mit dem Wasserschlauch besprengte, obwohl dieser es nicht wollte und dergleichen mehr. Er wollte seine Ruhe haben, sich vor dem Bildschirm entspannen, einen seichten Film oder eine unterhaltsame Show sehen und nicht denken müssen.
    Der Güterzug rollte auf jenes verwilderte Areal zu, das an die Grothusstraße grenzte.
    Graf hätte die Strecke schon im Schlaf fahren können, so vertraut war sie ihm.
    Hin und wieder liefen Kinder über die Schienen, um den Weg zum Kanal abzukürzen. Aus Erfahrung wußte Oskar Graf jedoch, daß um diese Zeit keine spielenden Kinder mehr auf dem einsamen Gelände waren. Bei Dunkelheit wagte sich keiner mehr her.
    Dennoch war Graf besonders wachsam, als er nun auf den »Wildwechsel«, wie er die Stelle bezeichnete, an der die leichtsinnigen Kinder ihre Sicherheit aufs Spiel setzten, zufuhr.
    Plötzlich weiteten sich seine Augen.
    »Mein Gott!« stieß er aufgeregt hervor. »Ist der denn von allen guten Geistern verlassen?«
    Auf den Schienen stand ein Mann. Reglos. Er schien sich überfahren lassen zu wollen. Ein Selbstmörder? Für Oskar Graf mußte es diesen Anschein haben. Er konnte nicht ahnen, daß Menningmann kein Selbstmörder war, sondern ein gefährlicher Mörder!
    Graf gab Signal. Er wollte Detlev Menningmann damit von den Schienen verscheuchen, doch der Wahnsinnige rührte sich nicht von der Stelle. Das Licht traf Menningmanns Antlitz. Er grinste höhnisch. Graf leitete eine Notbremsung ein. Die Eisenräder blockierten und rutschten über die blanken Schienen. Funken flogen davon.
    Oskar Graf standen die Haare zu berge. »Ich schaff’s nicht!«
    schrie er aufgeregt. Die schweren Waggons schoben die Lokomotive auf den Mann zu. »Weg!« brüllte der Lokführer. »Menschenskind, gehen Sie weg!«
    Quietschend und kreischend bewegte sich der Güterzug auf Menningmann zu. Der Höllengünstling schien verloren zu sein. Obwohl Graf so aufmerksam wie möglich gewesen war, hatte er zu spät reagiert. Der Zug drohte Menningmann zu überrollen.
    »O Gott!« schrie Graf verzweifelt.
    Da hob Menningmann die Hände. Seine Handflächen waren dem Zug zugewandt. Bleich schimmerten sie in der Dunkelheit.
    »Er ist verrückt!« brüllte Graf. »Er denkt, er kann den Zug mit bloßen Händen aufhalten! Weißt du, wie viele Tonnen da anschieben?«
    Menningmann maß seine Para-Kräfte mit jenen des herannahenden Zuges. Er konzentrierte sich voll auf die Lokomotive. Die Hölle half ihm. Sie stemmte sich mit ungeahnter Kraft gegen den Zug und brachte ihn einen Meter vor Detlev Menningmann zum Stehen.
    Graf hatte schon die Augen geschlossen, um nicht sehen zu müssen, wie es den Wahnsinnigen erwischte. Für ihn stand fest, daß der Zug den Mann zermalmen würde. Aufgeregt hämmerte sein Herz gegen die Rippen.
    Da spürte er plötzlich, wie der Güterzug zum Stillstand kam. Er riß die Augen auf und konnte nicht glauben, was er sah.
    »Das… das ist nicht möglich!« stammelte er. »Ein Wunder! Ein Wunder ist geschehen!« Zunächst freute er sich darüber. Doch dann schlug seine Wut voll durch. Er verließ die Lokomotive und rannte zu Menningmann. »Sagen Sie mal, sind Sie noch zu retten? Wie können Sie sich einfach auf die Schienen stellen? Sind Sie lebensmüde?«
    »Keineswegs«, gab Menningmann grinsend zurück.
    »Sie müssen den Verstand verloren haben!«
    »Auch nicht. Ich wußte, daß der Zug mich nicht überrollen würde.«
    »Es wäre um ein Haar passiert.«
    »Tja, aber eben nur um ein Haar. Weil ich den Zug aufgehalten habe.«
    »Mein Herr, Sie sind wirklich nicht ganz dicht!« ärgerte sich Graf.
    »Wie kommen Sie dazu, sich hierher zu stellen? Was bezwecken Sie damit?«
    »Ich wollte, daß der Zug anhält.«
    »Wozu, verdammt noch mal?«
    »Sie haben Freunde von mir in einem Ihrer Waggons.«
    »Wie bitte? Freunde?«
    »Die fünf Wölfe, die für den Ruhr-Zoo bestimmt sind«, sagte Menningmann.
    » Das sind Ihre Freunde? Sagen Sie mal, aus welcher Irrenanstalt sind Sie denn entwichen?« Graf stutzte.

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