016 - Der Satanswolf
Menningmann. Das zweite Tier folgte. Dann kam das dritte. Und schließlich scharten sich die vier Wölfe um das neu entstandene Ungeheuer, welches ihr Gebieter war.
Ein knappes Zeichen genügte. Die Wölfe verstanden augenblicklich. Detlev Menningmann eilte mit ihnen davon.
Der Satanswolf war unterwegs, um grausame Rache zu nehmen!
***
BINGO. Die Buchstaben strahlten weithin sichtbar – und zitronengelb. Eine nervtötende Farbe. Rainer Trissenaar und ich betraten die Bar, die uns das Mädchen genannt hatte. Ein Lokal, wie man es überall antreffen konnte. In Paris genauso wie in London oder New York.
Ziemlich voll. Mit Glücksspielautomaten an der Wand. Dicke Rauchschwaden hingen unter der Decke. Man ging wie durch einen Nebel. Eine Musikbox dröhnte. Rauhes Männerlachen. Es roch nach Alkohol und Schweiß.
Am Tresen war noch Platz.
»Was nehmen Sie?« fragte ich meinen Frankfurter Kollegen.
»Einen Klaren. Und Sie?«
»Pernod«, sagte ich und schob mir ein Lakritzbonbon in den Mund. Ich bot Trissenaar auch eins an, doch er lehnte dankend ab.
Er mochte den Geschmack der Lakritze nicht. Dafür zündete er sich eine Zigarette an.
Ich bestellte für uns beide.
»Allmählich mache ich mir Sorgen«, sagte Trissenaar, als wir unsere Drinks hatten.
»Wegen Menningmann?«
»Den Burschen unterstützt der Teufel. Ihnen brauche ich nicht zu sagen, was das heißt, Tony. Je länger Menningmann frei herumläuft, um so größer wird die Gefahr, daß er seinen ersten Mord begeht.«
»Damit haben Sie leider nicht so unrecht«, sagte ich.
Trissenaar blickte sich im Lokal um. Ein schwergewichtiger, kurzatmiger Mann wollte an ihm vorbeigehen. Rainer Trissenaar legte ihm die Hand auf die Brust und stoppte ihn. »Zeig mir Maurus Ditaranto, Kumpel«, verlangte er.
»Kann ich zaubern?« gab der Kurzatmige zurück.
»Wieso?« fragte Trissenaar.
Der Mann grinste. »Wie kann ich dir Ditaranto hier zeigen, wenn er nebenan im Hinterzimmer sitzt?«
»Danke, das genügt«, sagte Trissenaar und griff nach seinem Glas. »Kommen Sie, Tony. Wir nehmen einen Tapetenwechsel vor.«
Wir marschierten ins Hinterzimmer. An einem runden Tisch saßen vier Männer. Sie pokerten. Einer von ihnen mußte Ditaranto sein. Da wir nicht wußten, welcher es war, sagte Rainer Trissenaar:
»He, Ditaranto!«
Und prompt drehte sich ein schlanker schwarzhaariger Typ um und sagte: »Ja?«
Als er sah, daß er den Rufer nicht kannte, verfinsterten sich seine Züge. Sein Gesicht nahm einen abweisenden Ausdruck an. Seine Haltung wurde abwartend, lauernd. Er war ein Mann, der ständig mit Ärger rechnen mußte. Die Zuhälterei ist eben kein ehrenwerter Beruf, und sie bringt so manche Gefahr mit sich. An erster Stelle stehen die Bullen. An zweiter Stelle die Konkurrenz, denn wenn man ein Mädchen unter seinen Fittichen hat, das viel Geld einbringt, taucht garantiert mal einer auf, der die Puppe haben will – und schon ist der Ärger perfekt.
»Was wollen Sie?« fragte er. In seiner Kehle schienen Eiszapfen zu hängen.
»Mit Ihnen reden«, antwortete Trissenaar.
»Ich habe keine Zeit.«
»Ich sehe. Sie müssen das Geld Ihrer Miezen verspielen.«
»Verdammt, das geht Sie einen feuchten Kehricht an!«
Ein Mitspieler ergriff für Ditaranto Partei. »Sagt mal, ihr beiden Weihnachtsmänner, habt ihr was mit den Ohren? Maurus sagte doch unmißverständlich, daß er keine Zeit hat!«
»Mit Ihnen hat niemand geredet!« erwiderte Trissenaar scharf.
»Also halten Sie sich raus!«
»He, he, he!« warf ein anderer Spieler rügend ein. »So darf man hier nicht reden, Junge. Wer mit uns keck ist, der kriegt was auf den Vorderzahn!«
Trissenaar kümmerte sich nicht darum. Er blickte Ditaranto durchdringend an. »Sie sollten sich für uns Zeit nehmen. In Ihrem eigenen Interesse.«
Die Kerle rieten uns, zu verduften, sonst würden sie ungemütlich werden. Im Raum knisterte die Spannung, als wir nicht gingen.
Einer der Spieler meinte trocken: »Wer nicht hören will, muß fühlen!«
Und dann erhoben sie sich alle vier – wie ein Mann.
Sie wollten uns gewaltsam aus dem Hinterzimmer entfernen.
Dagegen hatten Rainer und ich aber eine ganze Menge. Eine solche Behandlung wollten wir uns von diesen miesen Brüdern nicht gefallen lassen. Die taten so, als wären sie hier die absoluten Herren. Wir mußten sie eines Besseren belehren.
Der erste Kerl stürzte sich auf mich. Er rechnete damit, daß ich mich mit den Fäusten verteidigen würde, doch ich versetzte ihm
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