0160 - Der Sammler
Gefühl, daß du ihn zum Narren gehalten hast. Oder?«
»Nein!« Beinahe gequält schrie Holbrook auf. »Ich habe ihn nicht zum Narren gehalten.«
»Wo ist das Zeug?«
»An einem sicheren Ort.«
»Wo?«
»Die Sache war so.« Holbrook wischte sich mit einem Tuch den Schweiß aus der Stirn. »Mein Fahrer ist verschwunden. Er hat den Wagen stehengelassen, und dann hat ihn heute morgen ein Polizist gebracht.«
»Hat der etwas entdeckt?«
Abe Holbrook schüttelte den Kopf. »Woher denn? Der ist doch ahnungslos wie ein Baby.«
»Was geschah dann?« wollte Vicente Paresi wissen.
»Ich habe das Koks umgeladen und es mit meinem Privatwagen in das Versteck geschafft.«
»Wo ist das?«
»Es befindet sich in einem alten Haus, das schon seit langen Jahren leersteht.«
»Und da kommt wirklich niemand hin?« höhnte Paresi. »Mann, Holbrook, so etwas ist doch geschaffen für Liebespaare.«
»Aber nicht dieses Haus«, erklärte der andere. »Dort soll es nämlich spuken.«
Mort Millori stieß ein glucksendes Lachen aus. »Spuken, die sind doch behämmert, die Leute.«
»Ja, in der Tat spukt es da. Früher hat da mal eine Medusa gehaust. Wer sie ansah, wurde zu Stein, und diese Steinmonster sind zurückgekommen.«
»Hä?« machte Millori.
Und Vicente Paresi nahm seine Sonnenbrille ab. Ein Zeichen, daß er sich ärgerte.
»Hör zu, Krämer!« zischte er Holbrook zu. »Wenn du uns hier Märchen auftischen willst, dann bist du an der falschen Adresse. Wir nageln dich an die Wand. London hat uns mit sämtlichen Vollmachten ausgestattet, du weißt, was das bedeutet.«
»Sicher.«
»Dann hol das Zeug her.«
»Allein?«
Paresi grinste. »Das könnte dir so passen. Nein, wir gehen natürlich mit.«
»Aber nicht jetzt.«
»Und warum nicht?«
»In der Stadt herrscht zuviel Unruhe. Die warten nur darauf, daß etwas geschieht. Sogar von Scotland Yard haben sich Bullen angesagt.«
»Stimmt«, murmelte Paresi. »Weswegen sind die eigentlich gekommen? Wir haben allerdings bisher nur einen gesehen.«
»Es geht um diese Monster!«
Mort Millori sprang auf. Er fühlte sich schlichtweg auf den Arm genommen, vornehm ausgedrückt. »Ich schlage den Kerl zusammen. Solche Lügenmärchen habe ich noch nie gehört.«
»Laß ihn!«
Millori hörte auf Paresi. Er nahm wieder Platz.
Holbrook schluckte ein paarmal und wischte über seinen Kopf.
»Es gibt diese Monster wirklich.«
»Okay, und die sollen ausgerechnet in dem Haus wohnen, wo du das Zeug versteckt hast.«
»Ja.«
»Dann werden wir sie schon finden. Ich hoffe nur in deinem Interesse, daß sich die Monster nicht letzten Endes noch als Polizisten herausstellen. Dann könnte es dir dreckig gehen.«
»Nein, nein, auf keinen Fall.«
Vicente Paresi schaute auf seine Uhr. »Wann starten wir?« fragte er.
»Erst, wenn es dunkel wird.«
»Das dauert noch einige Stunden.«
»Sonst ist es zu risikoreich. Seid ihr mit einem Wagen gekommen?«
»Ja.«
»Wo steht er?«
»Auf dem Hof.«
»Das ist gut. Da ist er sicher.« Wieder wischte sich der Mann mit dem Tuch über die Stirn.
»Du bist nervös, Krämerseele«, stellte Paresi fest. »Warum?«
»Dieser ganze Mist hier geht mir auf die Nerven. Das Auftauchen der Monster ist eine Strafe. Ich weiß nicht, wieso, aber ich bin durcheinander.«
»Du hast das Zeug doch nicht für dich genommen?«
Abe Holbrook zuckte zusammen. »Nein, auf keinen Fall. Wirklich nicht. Ich habe es in das Haus in den Hügeln geschafft. Ehrenwort, ich lüge euch nicht an.«
»Und falls doch«, sagte Vicente Paresi gefährlich leise, »wird das komische Haus zu deinem Grab. Haben wir uns verstanden, Krämerseele?«
Holbrook nickte. Sprechen konnte er nicht.
***
Der Sammler lief durch den Wald!
Wie ein Berserker brach er durch die Büsche und bahnte sich seinen Weg. Auf seinem Gesicht war nicht zu erkennen, was er dachte. Falls er überhaupt dachte. Er hatte so gut wie keinen Willen, er tat nur das, was sie wollte.
Sie, das war die Medusa!
Und wiederum erinnerte er sich. Oft überkam ihn die Erinnerung wie ein Schlag.
Dabei dachte er um siebzig Jahre zurück.
Damals hatte er auch schon gelebt. Dobbs hieß er. Und er wollte der Medusa seinen Stempel aufdrücken. Sie sollte durch seine Hand sterben, deshalb war er in das Haus eingedrungen. In die Säule hatte er sie einmauern wollen.
Doch es war anders gekommen, obwohl er sämtliche Regeln beachtet und sogar den Spiegel mitgenommen hatte.
Doch die Medusa hatte ihm den Spiegel aus der Hand
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