0160 - Zuletzt wimmern sie alle
auf alle Gangster der Welt und auf einen gewissen Jack Ollegan im besonderen ging ich unter die kalte Dusche. Das Eiswasser stach wie mit Nadeln auf meine Glieder ein, aber es machte munter.
Beim Frühstück blätterte ich die Morgenzeitungen durch. Fast alle brachten Ollegans Bild in großer Aufmachung und mit dicken Schlagzeilen. Die von uns mehrmals angedeutete Eifersuchtstragödie wurde mit kühner Reporterphantasie breitgewalzt. Ich war zufrieden.
Mitten im Frühstück fiel mir plötzlich Ben Warren ein. Ich rief das Hospital an. Die Schwester sagte mir, daß er noch nicht wieder zu Bewußtsein gekommen sei. Allerdings habe man eine schwache Besserung der Atmung innerhalb der letzten zwei Stunden beobachten können.
Ich dankte für die Auskunft und beendete mein Frühstück. Dann fuhr ich zum Distriktgebäude. Phil war noch nicht da, kam aber zwei Minuten später. Er brummte unausgeschlafen einen Morgengruß, ging zum Telefon und rief die Kantine an.
»Eine Portion Superextra-Mokka«, sagte er, warf mir einen fragenden Blick zu und verbesserte sich: »No, zwei Portionen. Kannen wie Eimer, wenn ich bitten darf. Und das alles in unser Office. Danke.«
Er legte den Hörer auf, hob abwehrend die Hand und gähnte.
»Fang um Himmels willen nicht schon mit der Arbeit an! Nach dem Mokka! Jetzt bin ich überhaupt noch nicht vorhanden.«
Ich lachte. Wir tranken den pechschwarzen Mokka und rauchten die erste Zigarette dabei. Langsam kamen unsere Lebensgeister zu Kräften.
»Also«, sagte Phil, als er sich die zweite Tasse einschenkte. »Was müssen wir heute vormittag tun?«
Ich drückte meine Zigarette aus.
»Einer muß zu Mrs. Ollegan. Wir brauchen die Kugeln aus der Wand und dem Fußboden. Die ballistische Abteilung soll die Rillenzeichnung auf den Kugeln fotografieren und Abzüge der Fotos an die Stadtpolizei schicken. Man soll der Stadtpolizei ein kurzes Begleitschreiben beifügen, woraus sie ersehen kann, warum wir Ollegan suchen. Die Kollegen von der Stadtpolizei sollen so lange, bis wir Ollegan haben, alle bei Feuergefechten sichergestellten Kugeln mit den Fotografien aus unserer ballistischen Abteilung vergleichen.«
»Gut!« rief Phil zustimmend. »Auf diese Weise kriegen wir einwandfrei heraus, ob Ollegan irgendwo wieder eine Schießerei veranstaltet hat.«
»Das ist meine Absicht«, nickte ich. »Vor allem aber möchte ich wissen, ob er Anschluß an eine Bande sucht und eventuell findet. Wenn es eine Schießerei von mehreren Leuten gibt, und es sind Kugeln darunter, die nach der Rillenzeichnung aus Ollegans Waffe stammen müssen, dann wissen wir, daß er sich mit einer Bande zusammengetan hat. Für ihn scheint mir das nämlich das Gegebene zu sein.«
»Wieso eigentlich?«
»Weil er in einer Bande am sichersten ist! Allein kann er sich doch kaum auf die Straße wagen, seit die Zeitungen sein Bild gebracht haben. Jedes Schulkind ist für ihn schon eine Gefahr, denn es könnte ihn erkennen. Essen muß er aber und trinken auch. Wie sollte er besser seine Nahrungsmittel besorgen lassen können als von einem Mitglied einer Bande, zu der er auch gehört?«
»Das ist wahr«, sagte Phil. »Außerdem ist er ganz der Typ für eine Bande. Brutal, skrupellos - er hat ja schon seine eigene Bande gehabt. Also gut, ich fahre zu Mrs. Ollegan und besorge die Kugeln. Was machst du?«
»Ich werde erst einmal zur Universität fahren und mich ein bißchen umhören, ob man etwas über diese Raila Sheers in Erfahrung bringen kann, was wir noch nicht wissen. Vergiß nicht, es gilt, Ollegans Auftraggeber zu finden. Die sind ebenso wichtig wie der Handlanger Ollegan selbst - vielleicht sogar noch wichtiger.«
Bei dieser Arbeitsteilung blieb es. Mittags gegen halb zwei trafen wir uns in unserem Office wieder.
»Hast du schon gegessen?« fragte Phil.
Ich schüttelte den Kopf:
»Seit dem Frühstück keinen Bissen. Ich dachte mir, daß ich dich hier treffen würde. Da habe ich es mir verkniffen, obgleich mein Magen knurrt, daß man es fünf Straßen weiter hören müßte.«
Phil behauptete, das wäre ganz unmöglich, weil sein Magen spielend jedes andere Geräusch übertöne. Um eine schnelle Abhilfe zu schaffen, fuhren wir zu einem chinesischen Speiserestaurant, in dem wir oft essen. Wir wurden wie üblich mit überschwenglieher, asiatischer Höflichkeit empfangen.
Nach dem Essen ging es mit den üblichen Routinearbeiten weiter, die in einem Mordfall nun einmal angestellt werden müssen. Wir befragten eine Menge Leute
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