0160 - Zuletzt wimmern sie alle
Bedarf an Reportern ist für heute gedeckt. Hier, diese Bilder müssen schnellstens vervielfältigt und an sämtliche Redaktionen geschickt werden. Wenn sie schon in der Frühausgabe erscheinen könnten, wäre es sehr nützlich.«
Bill stöhnte: »Warum sagst du nicht gleich: Hier sind die Bilder, sie müssen noch in die Ausgabe von vorgestern? Junge, Junge, die Druckerei wird schön fluchen.«
Er griff bereits zum Telefon, um die FBI-Druckerei anzurufen. Diese Druckerei arbeitet allerdings nicht nur für den FBI, sondern für sämtliche bundesstaatlichen und regierungsamtlichen Dienststellen.
»Sobald du die Bilder nicht mehr brauchst«, sagte ich anschließend, »gib sie bitte weiter an die Fahndungsabteilung. Steckbriefe und so weiter.«
Bill nickte, sagte ein paar Sätze in den Hörer und legte wieder auf.
»Was für einen Text?«
»Ich gebe dir die Fakten. Den Text für die Zeitungen kannst du, den für den Steckbrief die Fahndungsabteilung entwerfen. Also Jack Ollegan, mit zwei L, ca. 19 Jahre alt, wohnhaft 52. Straße West. Steht im Verdacht, die neunzehnjährige Studentin Raila Sheers ermordet zu haben. Vorsicht! Ollegan ist bewaffnet. Sachdienliche Hinweise… Na ja, und so weiter.«
Ich zog mir den Telefonapparat heran und wählte die Nummer unserer Uberwachungsabteilung. Nachdem sich die verschlafene Stimme eines Kollegen vom Nachtdienst gemeldet hatte, sagte ich: »Hier spricht Jerry. Ich komme gerade von einem Mordfall zurück. Der Täter ist flüchtig. Es besteht jedoch die Möglichkeit, daß er noch einmal an den Tatort zurückkehrt oder bei seiner Mutter auf kreuzt. Beide Häuser müssen deshalb bis zu seiner Ergreifung beobachtet werden. Sie liegen beide in der 52sten Straße West. Die Hausnummern sind 588 und 594. Der Name der Mutter ist Ollegan. Das Zimmer des ermordeten Mädchens liegt unterm Dach und ist bereits versiegelt. Die Bilder des Täters hat im Augenblick Bill von der Pressestelle, er gibt sie an die Fahndungsabteilung weiter, sobald er sie nicht mehr benötigt. Die Kollegen, die heute nacht die Überwachung der beiden Häuser ausführen, können die Bilder vorher bei Bill oder in der Fahndung einsehen. Okay?«
»Okay, Jerry. Ich werde alles Nötige sofort veranlassen.«
Ich legte den Hörer auf. Ein paar Sekunden dachte ich nach. Was konnte, was mußte man noch tun, um die Fahndung nach Jack Ollegan zu intensivieren?
Mir fiel nichts ein, was wir noch in der Nacht hätten tun können. Morgen früh würde Ollegans Bild in allen Zeitungen die erste Seite zieren.
Ein paar Stunden später würde es an der Tafel jeder Police Station als roter Steckbrief hängen. Die Maschinerie war angekurbelt.
Jack Ollegans Chancen davonzukommen sanken von Stunde zu Stunde…
***
Die Abschlußbesprechung mit der Mordkommission dauerte bis tief in die Nacht hinein. Noch einmal wurde jede winzige Kleinigkeit durchgesprochen, in Beziehung gesetzt zu anderen Kleinigkeiten und mögliche Folgerungen in Erwägung gezogen. Die Ventilatoren liefen ununterbrochen. Trotzdem war die Luft zum Schneiden dick, als wir morgens kurz nach zwei Uhr endlich Schluß machten.
Der letzte Satz der ganzen Sitzung wurde von Mister High gesprochen, und er lautete: »Dieser Ben Warren scheint Jerry ein besonderes Vertrauen entgegenzubringen, aus welchen Gründen auch immer. Es steht für mich fest, daß uns dieser Warren noch sehr nützlich sein kann, sobald er erst einmal so weit hergestellt ist, daß wir ihm Fragen stellen können. Vielleicht weiß er, wo Ollegan sich versteckt halten könnte. Auf jeden Fall kann er uns nähere Aufschlüsse über die Mitglieder und die Organisation dieser Bande von Jugendlichen geben. Warren hat sich im entscheidenden Augenblick auf die richtige Seite geschlagen. Deshalb halte ich es für richtig, wenn Jerry und Phil die weitere Bearbeitung dieses Falles übernehmen.«
***
Als wir nach Hause fuhren, hinterließ ich in der Zentrale Bescheid, daß man mich sofort anrufen sollte, wenn irgendwo in der Stadt eine Schießerei gemeldet würde.
Dann fuhr ich Phil nach Hause, und anschließend kam ich endlich dazu, den Jaguar in Richtung auf mein Home zu steuern. Ich fürchtete schon, daß in der Nacht ein paarmal das Telefon klingeln würde, aber es blieb ruhig. Manhattan schlief in dieser Nacht -offensichtlich sogar seine Gangster, was selten genug vorkommt.
Pünktlich wie immer rasselte am nächsten Morgen der Wecker. Ich hatte das Gefühl, mich gerade erst hingelegt zu haben. Fluchend
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