0161 - Medusas Rache
Umständen eine Spur von Medusa.«
»Wo?«
»Central Cemetary.«
»Der Friedhof?«
»Ja.«
»Aber da findet doch die Beerdigung statt.«
Ich schaltete nicht so schnell. »Welche Beerdigung denn?«
»Die des Mafioso.«
Ich pfiff leise durch die Zähne. Das war ein Ding. Sollten Costello und die Medusa irgendwie zusammenhängen, oder war alles nur ein gewaltiger Zufall?
Ähnliche Gedanken schienen auch Sir James zu plagen. »Finden Sie es heraus«, orderte er. »Machen Sie die Probe aufs Exempel. Wenn Sie Unterstützung brauchen, wie gesagt, ich bin für Sie immer da und gebe Ihnen die Vollmachten.«
»Okay, Sir.«
Mit dem Expreßlift zischte ich nach unten. Mein Wagen stand auf dem Parkplatz. Ich hechtete hinter das Lenkrad und ärgerte mich wieder einmal, daß ich keine Sirene besaß. Ich mußte mich wie jeder andere durch den Verkehr wühlen.
Es war wirklich eine Quälerei. London schien verstopft zu sein.
Und alles hatte sich in der direkten City konzentriert. So dauerte es seine Zeit, bis ich den engen Bezirk hinter mir hatte.
Fast wäre ich noch mit einem der Doppeldeckerbusse kollidiert, aber ich wich dem Gefährt im letzten Augenblick aus.
Danach kam ich etwas besser voran, erwischte auch günstige Ampelphasen und atmete auf, als ich den Friedhof erreichte. Er war mir nicht unbekannt, hatte schon in einigen Fällen eine Rolle gespielt.
Ich lenkte meinen Silbergrauen auf den Parkplatz, der auch zum Friedhof gehörte, und stellte ihn möglichst nahe am Tor ab.
Im Laufschritt rannte ich auf das wuchtige Eingangstor zu. Es war nur eins von vier großen Haupttoren, die diesen Friedhof umgaben.
Ein gewaltiges Areal aus altem Parkgrund und neuem modernen Gräberfeld.
Lady Sarah Goldwyn war gar nicht zu übersehen. Sie stand wie ein Denkmal auf dem großen kiesbestreuten Platz und winkte mir mit ihrem Stockschirm zu.
Ihr Anruf hatte mich so aufgeschreckt. Denn ich wußte, daß die Horror-Oma keine Spinnerin war. Immer wenn sie mit in den Fall eingriff, passierte etwas.
Das war auch bei Chiimal, dem Gigant aus Atlantis, so gewesen.
Sie reichte mir die Hand. »Jetzt ist es mir wohler, John.«
»Was treiben Sie sich auch auf alten Friedhöfen herum, Lady Sarah«, hielt ich ihr vor.
Sie winkte ab. »Hier liegen zwei meiner drei Männer begraben. Zudem liebe ich Friedhöfe und schaue nach, wo ich mir ein Plätzchen aussuchen kann.«
»Sie werden 100.«
Da lachte sie. »Kleiner Schäker. Aber soweit wird es nicht kommen. Sie sind allein, John?«
»Ich habe Suko vom Wagen aus angerufen. Er kommt nach. Keine Bange, wir werden das Ding schon schaukeln. Wo ist es denn passiert?«
»Kommen Sie mit.«
Lady Sarah zeigte keine Angst. Sie hakte sich bei mir unter, und gemeinsam marschierten wir los.
Kurs: Leichenhalle.
Der Kies knirschte unter unseren Sohlen, während mir Lady Sarah erklärte, was sie genau entdeckt hatte. Sie bedauerte auch den armen Slim Limmerick, doch ich wollte etwas anderes von ihr wissen.
»Sagen Sie mal, Mrs. Goldwyn, hier ist doch eine große Beerdigung, habe ich gehört.«
»Ja, den Trauerzug haben wir gesehen. Wieso? Kennen Sie den Toten, John?«
»Nein.«
»Warum fragen Sie dann?« Lady Sarah schielte mich von der Seite her an. Sie war wieder neugierig und ahnte, daß diese Beerdigung nicht so ganz astrein war.
Bei der Horror-Oma konnte ich nicht ausweichen, die würde mir ein Loch in den Bauch fragen. »Da ist der Anwalt eines großen Gangsters gestorben«, erklärte ich.
»Frederico Bandone«, sagte die Horror-Oma.
»Oh, Sie kennen ihn?«
»John, glauben Sie denn, ich lebe hinter dem Mond.« Diese Antwort klang direkt entrüstet, und die Horror-Oma funkelte mich an.
»Schließlich hat dieser Anwalt für einen gewissen Logan Costello gearbeitet, dieser Widerling. Ach, meine Augen werden schlechter, ich habe Costello gar nicht unter den Trauergästen erkannt. Und was den Anwalt anbetrifft, den kenne ich auch. Mein zweiter Mann, Gott habe ihn selig, hatte mal mit ihm zu tun. Ein hinterhältiger Bursche, dieser Bandone. Der hätte von mir Gift in den Tee bekommen.«
Ich mußte grinsen. »Sie gehen ja hart ran.«
»Bei den Leuten immer, John. Ansonsten bin ich eine Seele von Mensch. Aber diese Verbrecher kann ich auf keinen Fall akzeptieren.« Sie sagte es und stieß mit der Stockspitze auf.
So war sie eben, die Horror-Oma. Das machte sie mir so sympathisch, und ich war froh, sie zu meinem Freundeskreis zählen zu dürfen.
Wir hatten die Leichenhalle erreicht.
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