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0161 - Medusas Rache

0161 - Medusas Rache

Titel: 0161 - Medusas Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Allerdings standen wir nicht vor dem normalen Eingang.
    »Da kann man uns zu leicht sehen«, sagte Lady Sarah. »Und wir wollen den Fall ja nicht an die große Glocke hängen.«
    »Nein, sicher nicht«, gab ich ihr recht.
    Forsch zog Lady Sarah die Tür auf, schaute in den dahinter liegenden Gang, und ich sah ihr dabei über die Schulter.
    Alles klar, der Gang war leer.
    »Dann kommen Sie mal, John!«
    Ich schlich hinter ihr her. Beide bewegten wir uns möglichst leise voran. Lady Sarah hob den rechten Arm und deutete mit der Stockspitze auf eine schmale Tür.
    »Da müssen wir rein.«
    Ich stoppte die Aktivität der alten Dame etwas, indem ich sie sacht zur Seite schob. Die Tür besaß eine normale Klinke, die ich nach unten drückte.
    Leicht schwang sie auf.
    »Sehen Sie was?« wisperte Mrs. Goldwyn.
    Ich hatte meine rechte Hand unter die Jacke geschoben, und die Finger lagen auf dem Griff der Beretta. »Nein, eigentlich nichts«, erwiderte ich.
    »Komisch.«
    »Der Raum ist leer.«
    »Das gibt es doch nicht.« Mrs. Goldwyn war nicht mehr zu halten und drängte sich an mir vorbei.
    Sie schaute sich um, nickte dabei und sagte: »Tatsächlich, der Raum ist leer.« Dann drehte sie sich um. »Jetzt halten Sie mich wahrscheinlich für eine alte Spinnerin – oder?«
    »Nein.« Ich zog die Tür zu. »Auch ich hatte es in der vergangenen Nacht mit einer verschwundenen Steinleiche zu tun. Da hielten mich allerdings die Kollegen für verrückt.«
    »Was machen wir jetzt?«
    Ich hob die Schultern. »Wir schauen uns ein wenig um. Vielleicht entdecken wir Spuren.«
    Das kalte Licht der Leuchtstoffröhre erhellte den Raum bis in den letzten Winkel. Da durfte uns eigentlich nichts entgehen. Die Waschtische waren ebenso leer wie der gekachelte Fußboden. Keine Schlangen, keine Versteinerte, erst recht keine Spur von dieser geheimnisvollen Medusa, was mir persönlich sehr recht war.
    Aber ich sah noch einen zweiten Ausgang. Die Tür hob sich von den grüngrau gestrichenen Wänden kaum ab, und ich machte Lady Sarah darauf aufmerksam.
    »Sollen wir nachschauen?«
    »Ich bitte darum, aber Sie bleiben hier.«
    »Kommt gar nicht in Frage. Auch wenn meine Augen nicht mehr die allerbesten sind, sehen vier doch mehr als zwei. Ich lasse mich nicht abschieben.«
    Nein, das tat sie wirklich nicht.
    Mein Herz klopfte schneller, als ich die rechte Hand auf den schmalen Türgriff legte. Keiner wußte, was uns dahinter erwarten würde.
    »Bleiben Sie lieber zurück«, warnte ich die alte Dame.
    »Klar, aber los sind Sie mich trotzdem nicht, mein Sohn.«
    Ich mußte grinsen. Die Beretta nahm ich sicherheitshalber in die Hand. Dann stieß ich die Tür auf.
    Ein dunkler Raum, der erst heller wurde, als das Licht aus der Leichenwaschkammer durch die Tür fiel und einen breiten, gelben Balken auf den Boden malte.
    Mir reichte ein Blick, um zu wissen, wo wir gelandet waren. Wir befanden uns quasi über einer der Verbrennungskammern.
    Ich sah gegenüber eine Schiebetür, auf die zwei Schienen zuführten. Die Schienen begannen auf einer eisernen Plattform in der Mitte des Raumes. Sie waren direkt am Rand der Plattform unterbrochen, damit sie sich auch nach unten senken konnte, wenn ein Sarg darauf stand.
    Ich ging davon aus, daß hinter der Schiebetür eine Trauerhalle lag, aber ich wollte es genau wissen und ging auf die Tür zu, während ich Lady Sarah anwies, zu warten.
    »Meinen Sie, die halten sich in der Trauerhalle auf?« fragte sie.
    »Nachschauen kostet nichts.«
    Sie lachte. »Typisch Polizist.«
    Es war eine Schiebetür. Ich steckte meine Hände in die beiden Griffschalen und wollte die aufziehen. Das ging nicht. Wahrscheinlich ließ sich die Tür nur automatisch durch Berührung irgendeines Kontaktes öffnen.
    »Und jetzt?« fragte Lady Sarah.
    Ich drehte mich um, blieb mit dem Rücken zur Tür stehen und hob die Schultern. »Wahrscheinlich müssen wir woanders suchen. Und wenn wir den ganzen Friedhof umkrempeln.«
    »Sie glauben mir aber.«
    »Klar doch.«
    Die Horror-Oma lächelte verschmitzt. »Endlich wieder ein Fall«, sagte sie. »Endlich.«
    Ich konnte ihre Begeisterung nicht ganz teilen, denn die Medusa war gefährlich genug.
    Fünf Schritte zählte ich bis zur Plattform. Man sah ihr an, daß sie des öfteren benutzt wurde. Das Metall schimmerte bläulich, weil das Gas seine Spuren hinterlassen hatte. Unter mir mußte sich der Ofen befinden.
    Ich dachte mit leichtem Schaudern daran, als ich auf der Plattform stand.
    Und dann

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