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0161 - Zuletzt wimmern sie alle

0161 - Zuletzt wimmern sie alle

Titel: 0161 - Zuletzt wimmern sie alle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zuletzt wimmern sie alle (2 of 2)
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Ähnlichkeit mit einem Hühnergackem. Oder bildete ich mir das an diesem Abend nur ein? Jedenfalls also gackerte Benny erst einmal, und dann seufzte er: »Ich wollte, ich könnte mir eine so nette kleine Bude leisten!«
    »Gib dich keinen unerfüllbaren Wünschen hin. Verrate mir lieber, was du von Poores weißt.«
    »Da ist nicht viel zu sagen, Jerry. Schon sein Vater machte seine Geschäfte an der Börse. Aber der Junge hat den sechsten Sinn für diese Branche. Er verdiente sich mit geschickten Spekulationen innerhalb weniger Jahre ein Vermögen.«
    »Sauber?«
    »Absolut saubere Geschäfte, Jerry. Soweit es Börsengeschäfte überhaupt sein können. Darüber sind ja die Meinungen geteilt. Sagen wir jedenfalls, seine Geschäfte waren absolut innerhalb des gesetzlich Zulässigen.«
    »Hm… Hat der Mann sonst irgendwo einen Flecken auf seiner Weste?«
    »Nicht einen einzigen, Jerry. Den Gedanken schlag dir aus dem Kopf! Wenn es einen Mann in New York gibt, der eine blütenweiße Weste hat, dann ist es Poores.«
    ***
    Es war längst nach Mitternacht, aber ich spürte nicht einen Schimmer von Müdigkeit.
    Im Gegenteil, ich wurde immer wacher, je mehr ich über die Sache nachdachte. Ich glaube nicht an Zufälle. Und was mir heute abend passiert war, das machte mich mißtrauisch.
    Nicht die Tatsache, daß mich ein Cop erwischt und abgefangen hatte, als ich bei Poores ins Fenster schauen wollte.
    No.
    Aber die blütenweiße Weste dieses Mister Poores. Ich habe noch keinen Menschen kennengelernt, der wirklich eine vollkommen makellose Weste gehabt hätte. Die weißen Engel und die schwarzen Bösewichte gibt es im Leben nicht. In der Wirklichkeit sind die Schattierungen zwischen hell- und dunkelgrau.
    Ein bißchen Staub hat fast jeder auf der Weste.
    Ich entschloß mich irgendwann, zu Raila Sheers zu fahren.
    Vielleicht war ihr Zimmer schon andersweitig vermietet, vielleicht stand es aber auch noch in dem Zustand, in dem wir es vorgefunden hatten, als wir die Leiche des Mädchens entdeckten.
    Ich setzte mich also in den Jaguar und gondelte in die 52ste Straße West. Ich ließ den Wagen am Straßenrand stehen und ging auf das Haus zu. Es gab kein Fenster mehr in diesem Haus, hinter dem noch Licht gebrannt hätte. Die Bewohner lagen vermutlich alle im friedlichen Schlummer.
    Leise drückte ich die Klinke der Haustür nieder. Ich hatte Glück, die Haustür war nicht abgeschlossen.
    Meine kleine Taschenlampe habe ich eigentlich immer bei mir, und mit ihr leuchtete ich mir den Weg hinauf in die oberste Etage.
    Ich war ein wenig außer Atem, als ich oben ankam, denn Raila Sheers hatte in der elften Etage gewohnt. Und das ohne Fahrstuhl.
    Ich verschnaufte einen Augenblick, dann leuchtete ich die Zimmertür ab, hinter der seinerzeit die grausige Bluttat eines Jack Ollegan geschehen war.
    Das Polizeisiegel klebte noch immer an der Tür! Die Leute von der Mordkommission mußten vergessen haben, es zu entfernen. Nun, das konnte einmal Vorkommen.
    Aber solange ein Polizeisiegel an einer Tür klebt, solange muß es respektiert werden.
    Und das war hier ganz und gar nicht geschehen.
    Das Siegel war genau in der Mitte durchgerissen. Jemand mußte den Raum betreten haben, obgleich das Polizeisiegel ihm ja deutlich genug verkündet hatte, daß es verboten sei, dieses Zimmer zu betreten.
    Ich legte mein Ohr an den Türspalt und lauschte.
    Nicht das leiseste Geräusch war aus dem Innern zu vernehmen.
    Ich zog meinen Smith and Wesson, ließ die Taschenlampe in die linke Hosentasche gleiten und legte die Hand auf die Türklinke. Das Metall fühlte sich kühl an. Millimeterweise drückte ich die Klinke nieder.
    Und dann spürte ich, wie die Klinke das Schloß freigegeben hatte. Die Tür ging auf. Ich hielt den Atem an und lauschte wieder.
    Aber es war nichts zu hören.
    Auf Zehenspitzen huschte ich in den Raum. Noch einmal blieb ich stehen und lauschte angestrengt, aber es gab nicht einmal die Atemzüge eines Schlafenden.
    Die Stille eines leeren Raumes empfing mich.
    Ich holte die Taschenlampe wieder heraus und ließ ihren Lichtstrahl flüchtig durch das Zimmer huschen.
    Die Couch, der Kleiderschrank, das Bett - alles war noch da. Der Fußboden vor der Couch war noch dunkel gefärbt. Es hatte sich bisher noch niemand die Mühe gemacht, das Blut wegzuwaschen, Raila Sheers Blut.
    Oder? War es nicht Raila Sheers Blut gewesen?
    Hatte Ben am Ende die richtige Raila Sheers gesehen?
    Ich knipste das Licht an und nannte mich selbst einen Narren. Raila

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