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0164 - Ich und das Todeskarussell

0164 - Ich und das Todeskarussell

Titel: 0164 - Ich und das Todeskarussell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ich und das Todeskarussell
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erzählen, Jane? Haben Sie denn das nicht jeden Tag selbst miterlebt, sogar in der Telefonzentrale?«
    Sie nickte. Während ihr Tränen übers Gesicht liefen, lächelte sie.
    »Doch«, sagte sie mit einem kleinen, zaghaften Schluchzer. »Doch. Das fand ich immer so schön, wie ein G-man für den anderen sein Leben einsetzt, ohne eine Minute zu zögern. Aber daß Sie mich —«
    »Jetzt ist aber Schluß mit dem ersten Akt!« sagte ich rauh. »Von der Sentimentalität wollen wir jetzt mal zur Sache kommen, ja? Nummer eins: Sagen Sie uns alles, was Sie von dem Mann wissen, den Sie - umgebracht haben sollen?«
    »Wollen Sie nicht mit Mister Vandoom darüber sprechen? Der weiß doch alles.«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Ich möchte es von Ihnen hören, Jane. Mit Vandoom werden wir ohnehin noch sprechen.«
    Sie fing an, ihre Geschichte zu erzählen. Es war die übliche Geschichte, wie eben ein hübsches Mädchen, das unverheiratet ist, einen jungen Mann kennenlernt, der ebenfalls unverheiratet ist. Es war im Autobus gewesen, den Jane jeden Morgen benutzte, wenn sie zur Arbeit fuhr. Ihr war die Tasche zu Boden gefallen, er hatte sie aufgehoben, und sie waren ins Gespräch gekommen. Wie es so geht Er hieß Bill Hopkins und wartete ein paar Tage später an der Haltestelle auf sie. Das tat er ein paarmal, dann nahm sie die erste Verabredung an. Sie gingen in ein Kino und hinterher noch eine Stunde tanzen.
    Nach ein paar Wochen fand sie, daß er wirklich ein netter Kerl war.
    »Aber etwas bedrückte ihn«, fuhr Jane nachdenklich fort. »Ich habe nicht herausfinden können, was es war. Aber etwas war da vorhanden, was ihm Sorgen machte. Eine Frau spürt so etwas, bestimmt.«
    »Er hat Ihnen nicht den leisesten Anhaltspunkt dafür gegeben? Keine Vielleicht unbeabsichtigte Äußerung, rein gar nichts?«
    »Nichts. Er sagte immer nur, es würde schon alles in Ordnung kommen. Ich müßte nur ein bißchen Geduld mit ihm haben. Ich glaube, er fühlte sich Behr einsam.«
    »Was für einen Beruf hatte er?«
    »Das war es ja«, seufzte Jane. »Ich fragte ihn einmal danach, und er sagte, darüber möchte er noch nicht mit mir sprechen. Es hinge mit der anderen Geschichte zusammen, die er erst noch in Ordnung bringen müsse. Ich wollte nicht zu aufdringlich sein und fragte deshalb nicht mehr danach.«
    Wir stellten noch ein Dutzend Fragen, die sich auf Bill Hopkins bezogen, dann gingen wir über zu dem Abend, an dem er erschossen worden war.
    »Wie war das, Jane?« fragte ich. »Sie haben ihn zu Hause aufgesucht — oder?«
    Sie nickte ein paarmal. Und sagte schließlich tonlos:
    »Es war sein Geburtstag. Ich wollte ihn mit einem Geschenk überraschen. Er hatte doch sonst niemanden mehr.«
    »Wann gingen Sie zu ihm?«
    »Es muß gegen halb neun gewesen sein.«
    »Genauer können Sie es nicht angeben?«
    »Nein, ich habe doch nicht auf die Uhr gesehen, als ich das Haus betrat.«
    »Wo wohnte er denn?«
    »In einem der Blocks des Morningside Garden.«
    Wir ließen uns die Lage des Blocks genau beschreiben. Auch die Etage und die Nummer des Appartements sagte sie uns, und wir notierten es. Dann fuhr ich fort:
    »Begegnete Ihnen jemand im Treppenhaus?«
    »Ja, der betrunkene Mann.«
    »Weiter!«
    »Ich stieg die Treppen hinauf —«
    »Moment!« unterbrach ich. »Wieso die Treppen? Die modernen Blocks haben doch Fahrstühle!«
    »Ja, aber der eine, der für den Nordflügel gedacht ist, war außer Betrieb.«
    »Hing ein Schild daran?«
    »Nein. Er funktionierte einfach nicht. Deswegen mußte ich ja die Treppen hinauf. Ich klingelte an Bills Tür und wartete. Auf einmal fielen zwei Schüsse. Ich war natürlich erschrocken, wartete noch einen Augenblick und klingelte noch einmal.«
    »Die beiden Schüsse fielen also, nachdem Sie bereits das erste Mal geklingelt hatten?«
    »Na, ich möchte sagen, ziemlich gleichzeitig. Vielleicht sogar eine Sekunde vor meinem Klingeln. Ich kann es wirklich nicht mehr genau sagen. Jedenfalls waren höchstens zwei, drei Sekunden dazwischen.«
    »Erzählen Sie weiter, Jane. Was taten Sie?«
    »Ich wartete eine ganze Weile, ob Bill endlich öffnen würde. Natürlich machte ich mir Sorgen wegen der beiden Schüsse, aber ich dachte, es könnten ja zwei Schüsse aus einer Fernsehsendung gewesen sein. Ein Kriminalfilm oder ein Western oder so etwas. Ich klingelte wohl auch noch ein paarmal, aber dann machte ich einfach kehrt und wollte die Treppe hinunter. Und dabei sah ich das Auge am Schlüsselloch.«
    Ich fuhr auf

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