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0165 - Bis zum letzten Atemzug

0165 - Bis zum letzten Atemzug

Titel: 0165 - Bis zum letzten Atemzug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bis zum letzten Atemzug
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mit wem du telefoniert hast!«
    »Und ich möchte es trotzdem nicht sagen.«
    Er holte aus. Gar nicht sonderlich viel, aber wenn mich seine Faust getroffen hätte, wäre ich sofort auf die Bretter gegangen. Er hatte Fäuste wie Schmiedehämmer.
    In der engen Zelle konnte ich nicht nach rechts oder links ausweichen. Es blieb mir also nur eine rasche Kniebeuge. Seine Faust dröhnte gegen die Metallwand der Zelle.
    Zum ersten Mal sah ich einen Gefühlsausdruck in seinem Gesicht, und zwar eindeutig den Schmerz, den ihm diese Bekanntschaft zwischen seiner Faust und einer Stahlwand eintrug. Er zog seine Faust zurück und betrachtete wütend die anschwellenden Knöchel.
    Ich richtete mich wieder auf. Aus der Zelle herauszukommen, war immer noch unmöglich, denn der Koloss stand noch dicht davor.
    Urplötzlich wischte er mir eins gegen die kurzen Rippen. Ich fühlte, wie er mich praktisch an der Wand festnagelte. Obgleich ich keinen Platz zum Ausholen hatte, setzte ich ihm doch drei kurze, schnelle Brocken in die Magengrube.
    Er schnaufte nicht einmal. Dafür verpasste er mir einen Tief schlag, der mir Sterne vor die Augen und Blitze ins Gehirn trieb. Bevor ich wieder klar sah, bekam ich einen mörderischen Haken, der mich himmelwärts hob. Zuerst hatte ich das Gefühl, jäh nach oben zu fliegen, gleich darauf stürzte ich in einen nicht endenwollenden Abgrund, in dem es immer dunkler wurde.
    ***
    Jemand tätschelte mein Gesicht. Ich drehte den Kopf weg, fühlte mich elend und wollte wieder in der Ohnmacht untertauchen.
    Das Tätscheln hörte nicht auf.
    »He, Sam«, sagte eine sanfte, mir bekannte Stimme. »Nun mach schon die Augen auf!«
    Na schön, ich tat’s. Natürlich war es Phil, der sich um mich bemühte. Ich lag auf dem Hof vor der Telefonzelle und hatte einen bitteren Geschmack im Mund.
    »Gib mir eine Zigarette«, ächzte ich, während ich mein Kinn betastete.
    Er schob mir eine zwischen die Lippen und hielt die Flamme seines Feuerzeugs hin. Ich zog.
    Was war eigentlich los? Zum Teufel, wieso lag ich auf dem Hof, statt in der Vorschlachterei mit einem Messer in der rechten und einem Haken in der linken Hand?
    Die Telefonzellen kamen in meinen Gesichtskreis, als ich aufstand. Und da war auch die Erinnerung wieder. Rohnes. Es war nun schon das zweite Mal, dass er mich fertiggemacht hatte.
    Phil sah mich aufmerksam an.
    »Was ist?«, fragte ich. »Hast du noch nie einen gesehen, der knock-out war?«
    »Mehrere«, grinste er. »Dich auch schon öfter.«
    Ich nickte.
    »Wie konntest du nur so blöd sein, dich mit Rohnes anzulegen!«
    »Du hast klug reden! Wie konntest du nur! Weil mir nichts anderes übrig blieb! Ich hatte Wagner angerufen, und er wollte wissen, mit wem ich telefoniert hätte.«
    »Na und?«, entrüstete sich Phil. »Warum hast du nicht gesagt, du hättest mit deiner Großmutter gesprochen? Dass du leider nicht zu ihrer Geburtstagsfeier kommen könntest oder so was? Meine Güte, ich möchte wissen, wie du bei einem gewissen Verein unterschlüpfen konntest!«
    »Das kann ich dir sagen«, grinste ich. »Ein Freund hat mich bei diesem Verein eingeschleust. Allein wäre ich nie auf den Gedanken gekommen.«
    Wir grinsten uns an. Es war wieder alles okay. Sogar mein Kinn tat nicht mehr so weh wie am Anfang.
    »Dann wollen wir mal an die Gegenleistung denken, die die Firma für ihre Dollars erwartet«, sagte ich und winkte ihm zu. »Vielen Dank für die Gesichtsmassage. Hoffentlich kann ich mich bald mal revanchieren.«
    Phil lachte mir nach. Ich warf die Zigarette weg, trat sie aus und ging in die Halle zwei, in die Vorschlachterei, zu meinem lieben Freund Rohnes.
    »Wo kommst du jetzt her?«, fauchte er mich an. »Die Frühstückspause ist schon seit zehn Minuten vorbei!«
    »Ich musste noch ein dringendes Gespräch mit dem Präsidenten erledigen«, sagte ich. »Er lässt dich schön grüßen.«
    Bevor er’s richtig kapierte, hatte ich das lange Messer und den schweren Haken in der Hand und stand an meinem Arbeitsplatz. Er kam mit gerunzelter Stirn nach. Ich drehte mich um und sah ihn an. Rechts das Messer, links der Haken.
    »Noch irgendetwas unklar?«, fragte ich leise.
    Er stierte auf den blutbeschmierten Haken. Und dann drehte er sich um und walzte davon, massiv, ein Gebirge aus Knochen und stahlharten Muskeln, gekrönt von einem ungeheuren, blanken Schädel mit dem Nacken eines Bullen.
    Ich blickte ihm nach. Er sah nicht nur aus wie ein Schlachter, er war auch einer.
    ***
    In der Mittagspause gingen

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