0165 - Bis zum letzten Atemzug
wahr?«
»Zweifellos nicht«, gab ich zu. »Aber steht denn wirklich einwandfrei fest, dass die zehntausend Rinder auch ankamen? Können die Rinder nicht schon vorher gestohlen worden sein?«
»Sie werden sich denken können, Cotton, dass die Firma alle möglichen Kontrollmaßnahmen ergriffen hat, um die Fehlerquelle zu finden. Sie behauptet, und wir müssen ihr das zunächst einmal glauben, dass bis zum Eintrieb in die Korrale die Zahl vollständig war.«
»Also müssten die Rinder nach dem Eintrieb gestohlen worden sein?«
»Ja, das müssen sie wohl. Aber auch das erscheint so unwahrscheinlich, dass man sich vor ein Rätsel gestellt sieht. Wie sollte man eine ganze Rinderherde wegtreiben und bis zu einem sicheren Versteck führen können, wenn der Platz praktisch mitten in einer Großstadt liegt?«
Ich zuckte die Achseln.
»Völlig schleierhaft.«
Wagner nickte.
»Eben. Es ist denn auch der Stadtpolizei schleierhaft geblieben, obgleich sich die Kollegen dort zwei Jahre lang die redlichste Mühe gaben. Nun, wie dem auch sei, nach zwei Jahren stellten sie zunächst die Ermittlungen ein. Ein Jahr lang fand sich die Firma damit ab. Sie verstärkte ihren Werkschutz, aber die Diebe stahlen munter weiter. Nach Ablauf eines Jahres erhöhten sich die Diebstähle sogar auf fünf- bis sechshundert Stück je Lieferung. Wieder wurde Anzeige erstattet. Wieder beschäftigten sich eine Menge Leute der Kriminalabteilung mit dieser, mehr als rätselhaften Geschichte. Bis sich die Firma über irgendwelche Beziehungen in Washington beschwerte. Und von dort aus kam die Anweisung an uns, dass wir den Fall zu übernehmen hätten. Ein paar Wochen lang bissen sich unsere fähigsten Leute die Zähne an dieser harten Nuss aus. Bis wir uns eingestehen mussten, dass wir praktisch keinen Schritt vorangekommen waren. Es bleibt jetzt nur noch eine Möglichkeit: Wir müssen Leute von uns in die Firma einschleusen. Wenn die Diebe von außen her nicht zu fassen sind, dann vielleicht von innen her.«
Ich nickte, aber ich war njcht gerade begeistert. Als G-man hatte ich schon eine Menge Jobs ausüben müssen, die ich mir nie hätte träumen lassen. Aber nun gar ein paar Wochen lang in einer Konservenfabrik zu arbeiten, das war nicht ganz nach meinem Geschmack. Natürlich sagte ich nichts davon. Ein G-man kann sich nicht heraussuchen, was er gern tun möchte.
»Wir wollen uns möglichst im Hintergrund halten«, fuhr Wagner fort. »Offiziell kennen wir uns nicht. Wir werden auch öffentlich nicht miteinander in Verbindung treten. Sie sind zwei Burschen aus New York, die hier einen Job suchen. In New York sind Sie rausgeflogen, weil sie ein bisschen großzügig mit der Behandlung von Firmeneigentum waren. Die nötigen Zeugnisse, Lohnbescheinigungen und so weiter sind von uns schon vorbereitet worden. Wir haben auch über Mittelsmänner zwei Zimmer für Sie gemietet. In der Cattle Street. Die Zimmer liegen nicht weit auseinander. Zwei Häuser sind dazwischen.«
»Sinniger Name«, lachte Phil. »Das muss ja ein gutes Vorzeichen sein.«
»Warten wir’s ab«, meinte Wagner skeptisch. »In dieser Sache glaube ich erst dann an einen Erfolg, wenn ich ihn in der Hand habe. Noch etwas: Poolis wird die Geschichte weiterhin offiziell bearbeiten. Mit FBI-Ausweis wird er in der Firma herumschnüffeln und alle möglichen Leute ausfragen. Auf diese Weise wird so leicht niemand auf den Verdacht kommen, wir hätten auch noch andere Leute mit der Geschichte betraut. Wenn Sie aber aus irgendeinem Grund mit Poolis Verbindung aufnehmen müssen oder wollen, dann gehen Sie in Rackys Inn, eine Arbeiterkneipe, die keine fünf Minuten von Ihren Wohnungen entfernt liegt.«
»Sollen wir uns dort zu bestimmten Zeiten mit Poolis treffen?«
»Nein. Sie braucht nur dem Wirt einen Wink zu geben, dass Sie Poolis sprechen möchten. Racky ist uns verpflichtet, und er ist ein zuverlässiger Bursche, wenn er auch ein bisschen raue Sitten hat. Im Schlachthofviertel muss er das. Er wird Poolis dann jeweils so schnell wie möglich verständigen.«
»Okay Sollen wir unsere Pistolen hierlassen? Der Prägestempel könnte uns verraten. Ich habe heute schon einmal damit Glück gehabt. Man soll aber das Glück nicht herausfordern. In ihrer Aufregung ließen die Kerle meine Kanone auf dem Teppich liegen.«
»Daran habe ich schon gedacht«, sagte Wagner, »Sie können Ihre Waffen gegen zwei ungestempelte Schießeisen Umtauschen. Wenn Sie zur Arbeit gehen, würde ich Ihnen allerdings
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