0166 - Die Gangsterbraut
glaube nicht, dass er der Mann ist, der selbstständig ein so gewagtes Unternehmen aufzieht. Nichtsdestoweniger muss er schnellstens dingfest gemacht werden. Er ist die treibende Kraft hinter dem Mord an Stewart und Nita Nelson. Er hat Davies zum Selbstmord getrieben und zweifellos den Mordversuch auf Burner arrangiert. Er hat höchstwahrscheinlich Karatopulos angestiftet, Ihnen eine Warnung zukommen zu lassen, und als dies schiefging, den Rest in Szene gesetzt. Sie haben Glück gehabt, Jerry.«
»Da ist noch etwas, das mir im Kopf herumgeht«, sagte ich. »Der Chef der Klartex ist tot, seine Sekretärin ebenfalls. Der Assistent-Manager hat einige Strafen wegen betrügerischer Manipulationen hinter sich. Zwar hat er sich in den letzten Jahren nichts mehr zuschulden kommen lassen, aber hielten Sie es nicht für gut, wenn jemand mit Mrs. Davies oder einem Aufsichtmitglied spräche.«
»Ich werde das erledigen«, versprach Mr. High. »Dann würde ich an Ihrer Stelle diesen Marsh von Marsh & Brown aufsuchen und ihm die Pistole auf die Brust setzen. Ebenso muss Ihr Rendezvous von gestern, Jerry, Sie angeschwindelt haben. Es ist so gut wie sicher, das Bloody Ed sein Versprechen, Marsh aufzusuchen, wahr gemacht hat.«
Das war auch unsere Überzeugung.
Bei der Firma Marsh & Brown erwartete uns eine neue Enttäuschung. Mr. Marsh war verreist. Angeblich hatte er ein Telegramm aus Philadelphia bekommen. Es handelte sich um einen großen Abschluss, erzählte uns ein plötzlich in Erscheinung tretender Prokurist. Mr. Marsh würde in wenigen Tagen zurückerwartet, aber man wisse nicht, wo er in Philadelphia wohne. Ich erkundigte mich, von welcher Firma denn das bewusste Telegramm gewesen sei, und bekam ein Achselzucken als Antwort. Mr. Marsh hatte sich darüber angeblich nicht ausgelassen.
Dann verlangte ich nach Peggy.
Der Prokurist, der sich als Mister Long vorgestellt hatte, bat um einen Augenblick Geduld und eilte hinaus.
»Komisch. Warum hatte er sie denn nicht telefonisch gerufen?«, meinte Phil. »Ich hatte den Eindruck, als ob er gar nicht wisse, wen wir meinen.«
Drei Minuten später kam er mit dem Mädchen im Schlepptau zurück. Es war zweifellos, dass Peggy geweint hatte. Ich hätte auch darauf schwören mögen, dass sie sich ein paar Ohrfeigen eingefangen hatte. Wir schickten Mr. Long hinaus, und ich redete ihr gut zu.
Sie blieb dabei, nicht zu wissen zu wem ihr Chef gefahren sei, und als ich meine Frage nach dem Besucher, den ich für Bloody Ed hielt, wiederholte, klappte sie den Mund zu wie eine Auster ihre Schale. Sie wollte absolut nichts wissen. Sie hatte einfach Angst, etwas zu sagen. Es musste ihr jemand furchtbar zugesetzt haben. Ich wusste nur nicht, ob das Mr. Marsh oder der Prokurist gewesen war.
»Sollten Sie es sich anders überlegen, so telefonieren Sie«, sagte ich und schob ihr meine Karte hin.
Sie gab keine Antwort, verstaute aber das Kärtchen.
Wir fuhren zum Gefängnishospital der City Police, Caxton hatte sich inzwischen wieder vollkommen erholt, schimpfte und zeterte nach einem Anwalt. Es war nichts aus ihm herauszubekommen, und er erklärte Voss für einen frechen Lügner.
»Ich habe dem Kerl niemals ein derartiges Angebot gemacht. Ich habe auch mit Nita Nelson kein Wort über das neue Waschmittel gesprochen«, behauptete er. »Der Kerl will nichts anderes, als mich hinauskriegen. Ich lasse es jedenfalls darauf ankommen. Ich verweigere jede Aussage, bevor ich meinen Rechtsanwalt nicht gesehen habe.«
Dagegen war nichts zu machen, und wie ich schon einmal sagte, bezweifelte ich, dass er Nitas Mörder war. Die Tat war zwischen halb fünf und fünf Uhr begangen worden. Zu dieser Zeit war der Mörder bestimmt nüchtern. Der Hauswart hätte es sonst merken müssen. Caxton jedoch war nur fünfundvierzig Minuten später sinnlos betrunken in der Delancey Street aufgegriffen worden, und die Delancey Street ist, auch wenn man schnell fährt, mindestens eine halbe Stunde von der Wohnung der Ermordeten entfernt.
Bis jetzt schien Caxton noch nicht auf dieses Entlastungsmoment gekommen zu sein, aber sein Anwalt würde das sehr schnell herausfinden. Es blieb also, schleierhaft, wer Nita Nelson ermordet und, meiner Ansicht nach, die Formeln und Rezepte gestohlen hatte. Einen Augenblick dachte ich an Voss, aber dieser schien mir nicht der Typ dazu zu sein. Trotzdem schickte ich Baxter hin, um sein Alibi für die Mordzeit zu prüfen. Dazu musste der Kollege zuerst feststellen, wo der Vogel wohnte,
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