0166 - Im Labyrinth von Eysal
aus dem Empfänger und spielen Sie es zurück. Lassen Sie zwei oder drei Leute sich den Empfang ganz deutlich anhören. Vielleicht finden wir etwas, was wir bisher überhört haben. Sobald Sie soweit sind, organisieren Sie einen Trupp von wenigstens zwanzig Mann und versehen die Leute mit schweren Waffen. Dann fahren Sie hinunter zum vierzehnten Geschoß und finden heraus, was mit Hynes geschehen ist. Christoph ... bitte tun Sie mir einen Gefallen und rufen Sie Captain Heyder vom Wachtrupp an. Er soll herunterkommen und ein paar Leute mitbringen. Wir können ihre Hilfe wahrscheinlich gebrauchen." Warren nickte und ging zum Interkom. Pohl wandte sich an die Wissenschaftler, die der Alarm von ihrer Arbeit fortgescheucht hatte. Da sind wir, überlegte er, fünfundvierzig Männer und fünf Frauen, bis auf wenige Ausnahmen alles Zivilisten aus Labors und Universitäten, von denen keiner eine Waffe auch nur jemals in der Hand gehabt hat.
Es wird ihnen wahrscheinlich schlecht werden, wenn sie zum erstenmal auf jemand schießen müssen. Vielleicht sollte ich sie evakuieren, bis der Rummel vorbei ist. Sie können irgendwo in Malkino unterkommen. Mit Captain Heyder und seinen Männern kann ich zehnmal mehr anfangen. Heyder braucht nicht mehr als zwei Mann von den Tempelruinen zurückzulassen. Die Eingeborenen trauen sich ohnehin nicht hierher. Ja, das ist vielleicht eine gute Idee ... „Es besteht noch kein Anlaß, die Freiwache zu wecken", erklärte er den Leuten. „Ihre Arbeiten ruhen ab sofort. Die meisten von Ihnen werden mit Gil Krueger ins vierzehnte Stockwerk hinunterfahren. Die anderen bitte ich, hier im Funkraum zu bleiben, wohin ständig die neuesten Informationen übermittelt werden, und Ruhe zu bewahren. Wir haben nicht den geringsten Hinweis, daß es sich um eine Bedrohung durch Fremdintelligenzen handelt. Wenn es auch so aussieht, als wäre da unten eine unbekannte Kraft am Werke."
Vom Interkom her hörte er einen überraschten Ausruf und drehte sich um. Christoph Warren stand vor dem Schaltpult, das Mikrophon in der Hand, und hatte ein totenbleiches Gesicht.
„Das ... das ...", stammelte er verwirrt. „Was?" fragte John Pohl scharf. „Heyder meldet sich nicht mehr", stieß Warren hervor.
*
Mit zwei, drei raschen Schritten stand John Pohl vor dem Interkom. Er nahm Christoph das Mikrophon aus der Hand und drückte einen der Frequenz-Wahlknöpfe. Der kleine Bildschirm in der Mitte der Schalttafel leuchtete auf, aber anstatt des roten Freizeichens erschien konturloses, grelles Weiß. John hätte, auf einer Welt wie Eysal, auf der es keine Bildsprechempfänger gab, ebensogut irgendeine beliebige Frequenz wählen können und das gleiche Resultat erzielt. Nämlich einen weißen, voll ausgeleuchteten Bildschirm, der anzeigte, daß es dort, wo er hinrief, kein Empfangsgerät gab. John Pohl, vierzigjährig, im extraterrestrischen Dienst der Galaktischen Abwehr gereift und an Gefahren gewöhnt, ein unscheinbarer Mann von außen und trotzdem der geborene Organisator und Führer, hakte das Mikrophon ruhig in seinen Platz zurück und wandte sich um.
„Das ändert die Situation", erklärte er mit unveränderter Stimme.
„Gil, geben Sie Alarm im Quartier der Freiwache. Suchen Sie sich zehn von Ihren zwanzig Leuten unter der Freiwache aus und überlassen Sie mir dafür zehn von diesen hier. Olsson, Sie sind der erste. Besorgen Sie zehn Automatiken aus dem Arsenal und bringen Sie sie zu Schacht vier." Ein hochgewachsener, blonder junger Mann löste sich aus der Gruppe und verschwand durch die offenstehende Tür. John Pohl brauchte nicht länger als zwei Minuten, um sich seine Leute auszusuchen. Als er neun beisammen hatte, zögerte er ein wenig. Karen Isot nutzte die Gelegenheit, um sich nach vorne zu drängen. „Nehmen Sie mich bitte mit, Sir", bat sie. John musterte sie erstaunt. Karen war von Anfang an eine Art Sorgenkind gewesen. Nach John Pols Ansicht war sie zu schön für die Arbeit, die sie verrichtete. Sie war ein wenig größer als er selbst, rund fünfundzwanzig Jahre alt und braunhaarig. Männer, die sich bisher völlig normal unterhalten, fingen an, in geschwollenen Worten und mit großartigen Gesten daherzureden, sobald Karen in die Nähe kam. Am Anfang hatte es eine Menge Durcheinander und heimliche Eifersüchteleien gegeben. Die Gefahr der Karen-Isot-Revolution schien jedoch gebannt, seitdem Karen und Gil Krueger der Gemeinschaft klargemacht hatten, daß sie sich als zueinandergehörig
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