0167 - Horror-Hochzeit

abgewartet. Und wenn sie die Waffe des Uniformierten noch besser ausgerichtet hätten, dann hätte sie dem Meister des Übersinnlichen den Tod gebracht.
    Zamorra brachte sich mit einem schnellen Sprung vor der erneut heranstürmenden Nicole in Sicherheit. Er wollte sein Amulett gerade wieder einsetzen, um den zweiten Dämonen endgültig zu vernichten, als seine Augen etwas Furchtbares wahrnahmen.
    Der Constabler war zu Boden gestürzt, offenbar bewußtlos. Aber aus seiner rechten Hand löste sich jetzt der Revolver, kam wie von Geisterhänden getragen in die Höhe. Der Lauf richtete sich mit fast quälender Langsamkeit auf den Enddreißiger, der verzweifelt nach Deckung suchte, in diesem Augenblick aber wußte, daß er sie nicht mehr rechtzeitig erreichen konnte.
    Gegen Schwarze Magie konnte ihn das Amulett in gewissem Maße schützen, nicht aber gegen Projektile aus simplem Blei.
    Zamorra schluckte, konnte sich plötzlich nicht mehr bewegen. Seine Augen flackerten, als er in die Mündung des Revolverlaufs blickte, aus dem in der nächsten Sekunde die Vernichtung herauszucken mußte…
    ***
    Mahat fühlte, wie der Triumph seine Sinne umnebelte. Gleich war es soweit. Gleich war Zamorra, der Meister des Übersinnlichen, in der Welt der Dämonen als Geisterjäger gefürchtet, vernichtet. Und die Ehre seiner Zerstörung würde ihm zuteil werden, ihm, Mahat, dem Zeuger der Dämonenbrut.
    Er beglückwünschte sich zu der Idee, den Hauptteil seines Ichs in den Körper der jungen Frau versetzt zu haben, an der Zamorra offenbar eine ganze Menge lag. Er wagte es nicht, gegen sie die ganze Kraft einzusetzen, die in ihm war.
    Und das kam Mahat zugute.
    In diesem Augenblick zerrte etwas an seinem Geist, und Mahat erschrak. Einen Augenblick lang wußte er nicht, was mit ihm geschah, dann begriff er.
    Richard Belkholm erwachte. Und er, Mahat, war an den Pakt gebunden, mußte in den Körper des Deutschen zurückkehren, inaktiv werden. Es war ein Gesetz, das er nicht brechen konnte, selbst dann nicht, wenn er es gewollt hätte.
    Schon spürte er, wie er aus Nicole herausgezerrt wurde, wie das Ich der jungen Frau die Oberhand zu gewinnen drohte. Auf solch eine Gelegenheit würde Zamorra nur warten.
    Mahat konzentrierte sich, ließ die Waffe, die von Schwarzer Magie gelenkt wurde, wieder fallen. Er mußte sich entmaterialisieren, das war noch seine einzige Chance. Und er mußte dafür sorgen, daß Zamorra außerstande war, ihm sofort zu folgen, was ihm mit Hilfe seiner magischen Waffe sicher nicht schwerfallen würde.
    Zamorra mußte abgelenkt werden, damit Mahat sein Werk auf der Welt der Menschen beenden konnte. Die Dämonenbrut, der Ruf des Fürsten der Finsternis.. Asmodis würde nicht mehr lange warten.
    Mahat formulierte eine der mächtigsten schwarzmagischen Formeln. Es war ein ausgesprochen gefährlicher Bann, den er da beschwor, und die Anwendung dieser Macht konnte auch ihn zerreißen. Der Dämon fühlte, wie das Netz aus dunklen Kräften sich immer enger um das Haus zusammenzog. Er wartete noch einen Augenblick, solange, bis der Sog, der an seinem Ich zerrte, fast übermächtig stark wurde.
    Dann stieß er ein Wort der alten Sprache hervor - und verschwand im gleichen Augenblick, zusammen mit Nicole und Blarash.
    ***
    Selbst das harte Training im Fitneß-Center von Château Montagne konnte Zamorra jetzt nicht mehr helfen. So sehr er sich auch bemühte, er konnte nicht einen einzigen Muskel rühren. Hilflos mußte er Zusehen, wie der Revolver näher heranschwebte, auf ihn ausrichtete.
    Und dann war er plötzlich verschwunden. Ubergangslos, von einem Sekundenbruchteil zum anderen. Im gleichen Augenblick merkte Zamorra, daß seine Lähmung nachließ, und er hechtete zur Seite.
    Er landete nicht auf weichem Teppichboden, mit dem das Wohnzimmer ausgelegt war, sondern auf dunklem Sand. Ein paar Sekunden blieb der Meister des Übersinnlichen reglos liegen und schöpfte neue Kraft. Der Kampf innerhalb der Barriere, die Abwehr des von Damona beschworenen niederen Dämonen, der magische Spiegel - und jetzt dies. All das forderte seinen Tribut, auch von einem durchtrainierten Professor. Zamorra war müde, ungeheuer müde, aber er wußte andererseits, daß er sich keine Blöße geben durfte, nicht in seiner Aufmerksamkeit nachlassen konnte, ohne Gefahr zu laufen, von dem Dämonischen überrascht und vernichtet zu werden.
    Nicole. Wo bist du? Und wie kann ich dir nur helfen?
    Zamorra kam mühsam wieder auf die Beine und sah sich um.