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0167 - Ich stand im anderen Lager

0167 - Ich stand im anderen Lager

Titel: 0167 - Ich stand im anderen Lager Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ich stand im anderen Lager
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strapazierte die Sportgeräte. Alle trugen Trainingskluft oder Sporthosen. Die anderen lungerten um den Ring herum, wobei sie Eimer, Schemel und Hanteln als Sitze benutzten. Im Ring schlugen zwei dünne Burschen pausen- und kunstlos aufeinander ein.
    Unser Führer krähte laut: »Besuch vom FBI!«
    Die Fäuste, die die Punchingbälle bearbeitet hatten, sanken herab. Die Sandsäcke baumelten aus. Jeder wandte uns den Kopf zu, selbst die schmalen Boys im Ring stellten die Feindseligkeiten ein.
    Auf dem einzigen Stuhl, der in der Nähe des Rings stand, saß ein großer schwerer Mann, der eine Zigarre zwischen den Zähnen hielt. Auch er sah uns an, aber dann erschien eine Zornesfalte auf seiner Stirn. Er nahm die Zigarre aus dem Mund.
    »Weitermachen!«, bellte er. »Vergeudet nicht eure Zeit wegen einiger Polizisten.«
    Er hatte seine Schüler gut an der Kandare. Sofort hämmerten die Fäuste auf die Punchingbälle und die Sandsäcke ein. Die beiden Burschen im Ring setzen ihren Schlagwechsel fort. Es sah aus, wie ein Film der plötzlich stehen geblieben war und nun wieder lief.
    Der Zigarrenraucher stieß sich von seinem Stuhl ab und kam uns entgegen.
    Er hatte ein flächiges Teiggesicht. Es zeigte eine ungesunde Farbe.
    »Ich heiße Walt Welton«, stellte er sich vor.
    »Sind Sie der Besitzer der Schule?«
    »Ja, seit zehn Jahren.«
    »Wir wollen mit Ihnen sprechen, Welton. Ich denke, Sie haben ein Büro!«
    Er entlockte seiner Zigarre mächtige Dampfwolken.
    »Bei einer Sport-Schule ist das Büro überflüssig. Wir haben keins. Wenn Sie ungestört mit mir reden wollen, müssen Sie in den Korridor kommen oder in die Duschräume.« Er lachte, als hätte er einen großartigen Witz gemacht.
    »Danke, dann ziehe ich vor, hier mit Ihnen zu sprechen. Kennen Sie Hel Voor?«
    »Hel? Selbstverständlich.«
    »Er ist tot. Er wurde ermordet.«
    In Weltons flächigem Gesicht zuckte keine Miene. »Wirklich? Tut mir leid für ihn, aber was habe ich damit zu tun?«
    »Das wollen wir gern feststellen. Kam er oft in diese Schule?«
    »Nicht gerade oft, aber hin und wieder tauchte er auf.«
    »Nahm er Unterricht?«
    »Voor? Nein!« Jetzt lachte er, als wäre meine Frage ein Witz gewesen. »Hel besaß wahrhaftig nicht das Zeug zum Boxer. Er sah nur gerne zu. Es gibt eine Menge Leute, die es gerne sehen, wenn starke Burschen sich schlagen. Davon existiert das Box-Geschäft. Wissen Sie, G-man, ich habe bemerkt, dass gerade Leute, die selbst kaum Muskeln unter dem Anzug haben, besonderes Interesse für das Boxen zeigen. Von den Frauen ganz zu schweigen.«
    »Wie oft kam Voor?«
    »Vielleicht alle vierzehn Tage.«
    »Verkehrte er auch außerhalb der Schule mit Ihren Box-Boys?«
    »Das kann schon sein. Allerdings predige ich den Jungs dauernd, dass nichts aus ihnen wird, wenn sie nicht die Finger vom Alkohol lassen. Aber ich kann es trotzdem nicht verhindern, dass sie hin und wieder einen Drink nehmen. Ich fürchte, Voor hat manchen dazu verführt.«
    »Ich möchte Ihre Leute sprechen«, entschied ich.
    »Alle?«, fragte er.
    »Wahrscheinlich! Sagen Sie mir Ihre Namen und was Sie sonst von ihnen wissen.«
    Er steuerte einen jungen Neger an, der seilsprang. Der Schweiß lief ihm in Strömen über den dunklen Körper.
    »Stop mal einen Augenblick, Jimmy!«, befahl Welton. Der junge Schwarze ließ das Seil zusammenfallen und zeigte freundlich lächelnd sein prächtiges Gebiss.
    »Das ist Jimmy Masterway, zweiundzwanzig Jahre alt«, erklärte Welton im Ton eines Mannes, der eine Ware anpreist. »Er boxt seit einem halben Jahr bei mir. Er gäbe ein gutes Mittelgewicht, aber er hat jetzt schon Gewichtsschwierigkeiten. Ich glaube, es liegt an seinem Beruf. Er ist Konditor, und ich wette, er nascht ständig von den Torten, die er produziert. He, Jimmy!«, schrie er den Neger an. »Wie viel Stück Torte hast du heute gegessen?«
    »Zwei Stück, Mr. Welton, nicht mehr«, antwortete der junge Farbige und hob zwei Finger.
    »Lügner!«
    »Vielleicht waren es auch drei.« Er richtete einen weiteren Finger auf.
    »Wahrscheinlich waren es zehn!«, schrie Welton und spreizte die Finger beider Hände. »Wollen Sie ihn irgendetwas fragen?«, wandte er sich an uns.
    »Vielleicht später! Sprechen wir erst über die anderen!«
    Welton zeigte auf einen untersetzten Mann, der auf krummen, kurzen Beinen vor einem Sandsack stand und verbissen wuchtige Fausthiebe hineinfeuerte.
    »Er heißt Carlo Aguzzo und hat schon zwei Jahre lang im Ring gestanden. Aber er geriet

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