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0167 - Ich stand im anderen Lager

0167 - Ich stand im anderen Lager

Titel: 0167 - Ich stand im anderen Lager Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ich stand im anderen Lager
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an den falschen Manager, der ihn nicht aufbaute, sondern ihn als Prügelknabe für Stärkere verkaufte. Er hat fünfzig oder sechzig Kämpfe gehabt, und er hat genau die gleiche Anzahl Ko-Niederlagen auf seiner Liste. Dabei ist das Material, das er mitbringt, nicht einmal schlecht.«
    »Carlo!«, rief er den Sandsackquäler an, »hast du eigentlich schon einmal einen Gegner auf die Bretter gelegt?«
    »Ja«, antwortete Aguzzo. »Meinen Manager, als er mir nach vierundfünfzig Kämpfen sagte, dass ich nicht einen Cent Guthaben bei ihm hätte.« Er ließ einen neuen wütenden Haken gegen den Sandsack los.
    »Wollen Sie ihn sprechen?«, fragte Welton.
    »Später!«, sagte ich.
    »Das hier ist Anselmo Mariani. Er kann noch nicht richtig Englisch. Ich denke, ich werde ihn im Laufe dieses Jahres herausbringen. Für einen Rahmenkampf langt es.«
    ***
    Auf diese Weise unterrichtete uns Walt Welton über seine Schüler. Er nahm erst die Leute vor, die an den Geräten arbeiteten. Dann steuerte er die Jungen an, die um den Ring saßen.
    Die schmalen Burschen kämpften immer noch. Ihre Bewegungen waren matt geworden. Ihre Augen stierten blicklos. Ihre Knie wackelten. Beide sahen so aus, als würden sie jeden Augenblick umfallen. Ich weiß nicht, wie lange sie miteinander gekämpft hatten, bevor wir kamen, aber jetzt waren wir schon zwanzig Minuten hier und so lange boxten sie.
    Welton warf einen Blick auf die Armbanduhr.
    »Sie halten ganz schön durch«, stellte er befriedigt fest.
    »Nennen Sie das Boxen?«
    »No, das ist mein Härtetraining. Wer eine halbe Stunde ohne Pause durchhält, hält auch einen Weltmeisterschaftskampf über fünfzehn Runden durch.«
    »Nach Weltmeistern sehen die Boys aber nicht aus«, murmelte Phil.
    Welton klatschte in die Hände. »Genug, Jungs.«
    Die Boxer hörten ihn nicht. Sie schlugen weiter aufeinander ein mit den Bewegungen von Marionetten.
    »Aufhören!«, brüllte der Box-Schul-Chef.
    Einem der Kämpfer drang der Befehl bis ins Gehirn. Er ließ die Fäuste sinken. Sein Gegner aber hatte nicht begriffen. Er schlug zu, traf. Der andere Mann kippte um. Der Sieger wurde von der Gewalt des eigenen Schlages nach vorne gerissen. Er stolperte über den Gestürzten, fiel und blieb ebenfalls liegen.
    Walt Welton lachte dröhnend. »Ein Doppel-Knock out!«, trompetete er.
    Ein paar von den Männern, die in der Nähe des Rings saßen, kletterten hinein. Sie hantierten mit Wasser und nassen Handtüchern, die sie den erledigten Kämpfern klatschend in die Gesichter schlugen. Auf diese Weise brachten sie sie rasch zu sich. Innerhalb von fünf Minuten beruhigte sich die Szene wieder. Die beiden Gegner wankten Arm in Arm zu den Duschräumen.
    »Sie können mit ihnen reden, wenn sie wieder fit sind«, erklärte Welton. »Inzwischen nenne ich Ihnen die Namen der anderen.«
    Wir machten die Bekanntschaft von Fred Tousten, einem drahtigen Mann in Zivil, mit einem hässlichen, mageren Gesicht. Er interessierte sich fürs Boxen, kämpfte aber selbst nicht.
    Der Junge, der neben ihm saß, war ein ausgewachsener Halbschwergewichtler.
    Er trug einen verwaschenen Trainingsanzug mit dem Namen der Schule auf dem Rücken. Seine Haut hatte einen leichten Bronzeton. Wahrscheinlich besaß er einen Schuss indianischen Blutes. Er hieß Teddy Sonn.
    Dann lernten wir Jim Bowler kennen. Er war ein schwerer, verfetteter Brocken, der angeblich früher selbst mal in einem Ring gestanden haben solle. Es folgte Georg Howard, ein blonder Bursche mit einem Bürstenschnitt, der ebenfalls einen Trainingsanzug trug. Und den Schluss bildete Hank Slide, ein finster blickender Knabe mit einem verkniffenen Gesicht.
    Der alte zahnlose Trainer, der in der Nähe herumlungerte, hieß Sig Coster. Als sein Name genannt wurde, krähte er, er sei als »Kansas-Tornado«, in die Boxgeschichte eingegangen.
    »Okay«, sagte Welton. »Das ist mein Klub. Ein paar Leute kommen nur einmal in der Woche. Wenn Sie sie sehen wollen, müssen Sie sich noch einmal herbemühen, Mr. G-man.«'
    Ich setzte mich auf einen der Schemel. »Ihr kennt Hel Voor?«, fragte ich.
    Sie nickten alle.
    »Okay. Er ist ermordet worden. Ich muss von jedem wissen, wann er Voor zuletzt gesehen hat.«
    Die Angaben schwankten zwischen zwei Tagen und einer Woche. Slide behauptete, er hätte ihn schon seit vielen Monaten nicht mehr gesehen, denn er sei nach langer Zeit heute zum ersten Mal wieder hier.
    »Wo waren Sie?«, fragte ich.
    Er grinste. »Im Kittchen, G-man. Eure Leute buchteten

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