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0168 - Die Eisfalle

Titel: 0168 - Die Eisfalle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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dem sein Körper bedeckt war, nicht sichtbar wurde. Der Kommandant schätzte, dass der Feind mit mindestens dreitausend Schiffen angegriffen hatte. Keine Rasse, die es fertiggebracht hatte, mit überlichtschnellen Raumschiffen durch das All zu reisen, konnte so dumm sein, wichtiges militärisches Potential an strategisch unwichtigen Punkten zu konzentrieren. Es sei denn, überlegte Leclerc, sie wollte mit dieser Aktion von einem anderen Unternehmen ablenken. Von welchem Unternehmen? So sehr Leclerc darüber nachgrübelte, es fiel ihm nicht ein, was die Fremden mit diesem Angriff bezweckt haben konnten. Vielleicht handelte es sich nur um einen Test, der die Stärke der gatasischen Flotte erproben sollte. Nun, dann hatten sie herausgefunden, dass ein gatasisches Schiff, das mit einem Molkexpanzer umgeben war, kaum zu zerstören war. Aber das wussten sie bereits. Ein anderes Imperium, dachte der Kommandant. Mindestens ebenso groß wie ihr eigenes. Früher oder später würde es zum Kampf kommen, denn das Gatasische Reich dehnte sich immer weiter und immer schneller aus. Sie brauchten Raum. Wahrscheinlich waren sich beide Imperien in ihren äußersten Regionen bereits gefährlich nahe gekommen.
    Leclercs beinahe menschliche Mentalität kannte den Begriff Frieden nur als abstrakten Begriff, als einen Zustand, den man bestenfalls nützen, nicht aber fortwährend aufrechterhalten konnte.
    Deshalb dachte er im Zusammenhang mit den Fremden nur an Krieg und Vernichtung. Keine Sekunde glaubte er, dass die Feinde anders dächten, dass sie vielleicht keine Auseinandersetzung wünschten.Das Volk der Gataser vermehrte sich rasch und brauchte neuen Lebensraum. Bei den Fremden konnte das nicht anders sein, schloss Leclerc. Also ergab sich nur eine Alternative: Krieg. Eine solche Einstellung war schlecht und verwerflich. Sie zeugte von einem machtbesessenen Charakter, von mangelnder Toleranz und wenig Weitblick. Es wäre jedoch ungerecht gewesen, diese Bewertung auf Leclerc anzuwenden.
    Der Kommandant war vom gatasischen Standpunkt aus nicht schlecht, im Gegenteil: Man hatte ihn für dieses hohe Amt ausgewählt, weil er ehrlich, tapfer und aufrecht war, weil er sich mit aller Kraft für die Belange seines Volkes einsetzte.
    Krieg mit fremden Rassen war für die Gataser nur in der Methode etwas anderes als für die Menschen. Leclercs Schiff befand sich in diesem Augenblick nicht im Linearflug, da es noch keinen weiteren Befehl erhalten hatte, kreuzte es in den äußeren Regionen des Verth-Systems. Die Fremden hatten sie überlistet, überlegte Leclerc erneut. Je länger er darüber nachdachte, desto sicherer wurde er. Sie hatten mit diesem sinnlosen Angriff etwas anderes zu verbergen versucht. Das war ihnen sogar gelungen.
    Der Kommandant konnte keine direkte Furcht empfinden, aber seine Gefühle ließen sich noch am besten mit dem Ausdruck Entsetzen beschreiben. Leclerc empfand Entsetzen, wenn er an die Möglichkeiten dachte, was alles geschehen sein konnte. Er unterdrückte aufsteigende Panik. An keiner Stelle waren fremde Schiffe während des Scheinangriffs aufgetaucht. Nirgendwo war es zu Verwicklungen gekommen. Das Verth-System war ruhig.
    Leclerc stand auf und ging durch die Zentrale. Durch die Anordnung seiner Augen vermochte er jeden Punkt innerhalb des Raumes zu sehen. Da er es nicht anders gewohnt war, erschien es ihm nicht als ungewöhnlich. Vermutlich hätte er bei dem Anblick eines sich herumdrehenden Menschen Mitleid empfunden, falls er in der Lage war, solche Gefühle zu hegen. Ein Gataser musste sich niemals umdrehen, wenn er feststellen wollte, was in seinem Rücken vorging.
    Die Anordnung der Ortungs- und Bildübertragungsgeräte an Bord des Diskusschiffes war dementsprechend. Ein Terraner hätte sie als unpraktisch bezeichnet, für einen Blue waren sie ideal angebracht.
    So kam es, dass alle Augen Leclercs das plötzlich aufleuchtende Warnzeichen zu seinem Gehirn weitergaben.
    Alle Ortungsgeräte sprachen gleichzeitig an.
    Leclercs Starre dauerte nur Sekunden, dann begriff er, dass etwas Außergewöhnliches vorging. Der Ausschlag war so stark, dass man an einen ganzen Flottenverband glauben konnte.
    Doch Leclercs geschulte Augen sahen noch mehr.
    Sie sahen, dass kein einziges Schiff in der Nähe war.
    Weder ein eigenes noch ein fremdes. Und sie sahen noch etwas anderes, etwas, was nacktes Entsetzen in ihm verbreitete. Der Molkex-Panzer um das Diskusschiff begann zu wallen und zu wogen, als sei er im Begriff sich

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