Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0168 - Satansparty

0168 - Satansparty

Titel: 0168 - Satansparty Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
Vom Netzwerk:
Aufprall, als der Athlet draußen auf den Kies stürzte. Bannister lehnte sich über die Brüstung, sah, wie sich der Mann erheben wollte, dann aber kraftlos in sich zusammensank. Die Gestalt krümmte sich zusammen, gab keinen Laut von sich - und verwandelte sich ebenfalls in Gold.
    Bannister taumelte zurück, als er unter seinen Händen Kühle spürte, die nicht dorthin gehörte. Die Fensterbrüstung leuchtete in einem hellen Gelb.
    »Das ist nicht zu fassen!« brachte er hervor. »Einfach nicht zu fassen. Unglaublich!«
    Was ging hier vor?
    Langsam trat Bannister zurück. Fieberhaft überlegte er, was als nächstes zu tun war. Seine Mitwisser waren ausgeschaltet, jetzt galt es, sie beiseite zu schaffen.
    Abrupt beugte er sich nieder. Als er den ehemaligen Leibwächter berührte, war nur Kälte unter seinen Fingern, Kälte, die alles darstellte, was er sich wünschte, Kälte, die wie eine Verheißung war. Er packte einen Arm des Goldenen, zerrte an ihm.
    Fünf Minuten später gab er auf. Er war nicht einmal in der Lage, den Goldenen auch nur einen einzigen Zentimeter zu bewegen. Es mußten hunderte von Pfunden sein, die jetzt dort auf dem Boden lagen, alles durch und durch pures Gold, von einer Reinheit, die Bannister noch nie zuvor zu Gesicht bekommen hatte.
    Rasch überlegte er, dachte an die Verabredungen, die er für den heutigen Tag getroffen hatte.
    Siedendheiß fiel es ihm ein.
    Clifford Stanton, ein amerikanischer Geschäftsmann, den er eingeladen hatte, für genau zehn Uhr morgens. Wie spät war es jetzt?
    Bannister blickte auf seine Armbanduhr. Gelbes Metall blinkte ihm entgegen. Gold. Bannister lachte hysterisch auf, rannte durch den Raum, vorsichtig darauf achtend, nichts zu berühren, und blickte auf die Uhr in der Diele. Neun Uhr und fünfundvierzig Minuten. Etwas Eisiges rann seinen Rücken hinab. Der Amerikaner konnte praktisch jeden Augenblick hier eintreffen. Stanton war bekannt für seine Pünktlichkeit. Er kam niemals zu spät, eher einige Minuten zu früh. Und draußen lag das, was aus seinem zweiten Leibwächter geworden war. Aber Bannister war nicht in der Lage, den Goldenen aus eigenen Kräften fortzubewegen.
    In seinem Hirn jagte ein Gedanke den anderen, als er in seinen Füßen ein merkwürdiges Ziehen registrierte. Einige Sekunden lang ignorierte er es, doch dann nahm es eine unangenehme, ja schmerzhafte Intensität an.
    »Verdammt, was…«
    Er hatte sich vorsichtig auf einem Sessel niedergelassen und wollte den schmerzenden Fuß berühren, als eine schreckliche Befürchtung in sein Denken drang.
    McKinley hatte ihm den Tod versprochen. Sollte er…?
    Seine Füße waren schwer, unnatürlich schwer, und er hatte fast Mühe, sie vom Boden zu lösen. Als er sie berührte, wußte er im gleichen Augenblick, das seine schlimmsten Befürchtungen sich bewahrheiteten.
    Das, was er berührt hatte, war kein warmes Fleisch, sondern kaltes Metall. Gold!
    Schrecken breitete sich in ihm aus, und ein wimmernder Laut drang aus seiner Kehle.
    Die Verwandlung war nicht nur auf das beschränkt, was er mit den Händen berührte. Sie machte vor ihm selbst nicht Halt.
    Er selbst, M.F. Bannister, würde in wenigen Minuten sterben, zu einem Goldklumpen werden.
    »Nein!« brüllte er und sprang wieder auf. Ein grauer Schleier legte sich vor seine Augen, raubte ihm das Gleichgewicht. Bannister stürzte schwer zu Boden, rappelte sich mühsam wieder hoch. Nein! pochte es in ihm. Ich will nicht sterben. Nicht jetzt. Nicht so.
    »Der Notdienst!« keuchte er voller Grauen. »Ich muß den Notdienst alarmieren!«
    Bannister fühlte deutlich die Kälte in sich hochsteigen. Seine Füße waren bereits zu Körpern geworden, die nicht mehr ihm gehörten. Nur mühsam kam er vorwärts, immer darauf achtend, daß er nicht erneut das Gleichgewicht verlor. Die Kälte nahm zu, erreichte jetzt schon seine Waden.
    Weg! schrie es in ihm. Weg!
    Dort war der zweite Apparat, das Telefon, auf der Diele. Bannister streckte seine Hand danach aus, berührte den Hörer und zuckte erneut erschrocken zurück. Diesmal geschah die Verwandlung in einem atemberaubenden Tempo. Praktisch innerhalb eines Atemzugs strahlte das Telefon in hellem Gelb.
    Bannister stieß eine ellenlange Verwünschung aus, trat durch die geöffnete Tür ins Freie und arbeitete sich auf den Wagen zu, der nicht weit von ihm entfernt abgestellt war. Der Kies knirschte unter seinen Schritten, aber es war ein Knirschen, das etwas Seltsames an sich hatte. Im Gehen drehte sich

Weitere Kostenlose Bücher