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0168 - Wir brachen dem Tod das Genick

0168 - Wir brachen dem Tod das Genick

Titel: 0168 - Wir brachen dem Tod das Genick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wir brachen dem Tod das Genick
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Obgleich er doch schon seit sechs Jahren hier lebt. Wie kommt das, Sheriff?«
    Nords starrte mich verblüfft an. Er schob sich seinen Stetson in den Nacken und fuhr sich mit einer fahrigen Bewegung über die Stirn, während er sich kurzerhand auf einen der Tische in der Gaststube setzte und die Beine baumeln ließ.
    »Jetzt, wo Sie's sagen, wird mir‘s selber bewußt, Cotton«, gab er zu. »Sie haben wirklich recht! Eigenartig… Es hat natürlich seinen Grund. Rockleen erzählte nie von sich selbst. Jedesmal, wenn er nach irgend etwas Persönlichem gefragt wurde, wich er aus. Er machte es so geschickt, daß es mir erst jetzt auffällt, nachdem Sie mich mit der Nase drauf gestoßen haben. Aber das ist ja letztlich gleichgültig, nicht? Rockleen ist tot, wir müssen nicht ihn, sondern seinen Mörder suchen. Oder?«
    Ich sah hinab auf die Leiche.
    »Sehr wahr, Sheriff«, sagte ich langsam. »Um den Mörder geht's, nicht um Rockleen. Na, wir haben ja eine verflucht dicke Spur…«
    Und damit, ging ich hinaus. Ohne mich umzusehen, wußte ich, daß Nords mir nachblickte. Wahrscheinlich schüttelte er sogar den Kopf über meine seltsame Art, mich auszudrücken.
    Ich sah in die Küche. Jimmy hockte noch immer auf seinem Stuhl. Zwischen seinen Füßen lag der Stummel der Zigarette, die ich ihm vorhin gesehen hatte.
    »Wollen Sie mir einen Gefallen tun, Jimmy?« fragte ich.
    Er sprang auf, diensteifrig wie immer.
    »Selbstverständlich, Sir! Gern.«
    »Gut. Ich muß im Büro telefonieren. Aber ich möchte nicht, daß mich irgend jemand dabei überrascht. Bleiben Sie vor der Tür stehen und lenken Sie jeden ab, der ins Büro will. Werden Sie das schaffen?«
    Jimmy lächelte zaghaft.
    »Auf jeden Fall werde ich es versuchen, Mister Cotton.«
    »Danke, Jimmy!«
    Ich schob ihm ein kleines Trinkgeld in die Hand. Er steckte es ein. Ich sah ihm an, daß er etwas auf dem Herzen hatte.
    »Was kann ich für Sie tun, Jimmy?« ermunterte ich ihn. »Sie haben was auf der Seele! Raus damit! Mit mir können Sie über alles reden.«
    »Ich dachte nur, Mister Cotton, weil Sie doch viel herumkommen, Sie könnten mir vielleicht helfen, möglichst schnell einen neuen Job zu finden? Ich bin sehr darauf angewiesen, Sir. Wirklich sehr!«
    Ich klopfte ihm auf die Schulter.
    »Es wird schon irgendwo klappen, Jimmy! Ich werde mich für Sie umhören. So brandeilig wird es doch sicher nicht sein — oder?«
    »Doch, Sir«, sagte der junge Neger Jimmy, der in einem drittklassigen Hotel einer verschlafenen Kleinstadt den Hausdiener spielte, »doch! Ich muß in sechs Wochen meine Doktorarbeit abgeben, Sir. Ich bin nämlich Student, Mister Cotton. Student der Philosophie. Mit diesem Job hier habe ich mir jedes Jahr das Herbstsemester finanziert. Ich war also nie das ganze Jahr hier.«
    Ich setzte mich wieder auf den Deckel des Abfalleimers. Aber setzen mußte ich mich.
    »Meine Güte«, stöhnte ich. »In ein paar Wochen sind Sie ein Doktor, ein gelehrtes Haus sind Sie demnach jetzt schon, und wir haben Sie immer wie einen echten Hausdiener behandelt!« Jimmy zuckte treuherzig die Achseln. »Aber das konnten Sie doch nicht wissen, Mister Cotton. Außerdem — was macht es schon? Sie waren immer freundlich zu mir — und mehr kann man auch zu einem Professor nicht sein.«
    »Hm' Ja. Das stimmt. Sie sind wirklich ein Philosoph, Jimmy. Ich werde mich mal für Ihren neuen Job stark machen. Morgen. Heute habe ich kpine Zeit--das heißt, ich könnte vielleicht in Manhatten etwas für Sie finden. Haben Sie was dagegen, in New York zu arbeiten, Jimmy?«
    »Gar nicht, Sir. Es würde mich freuen.«
    »Dann wird es klappen. Innerhalb weniger Tage. In Manhatten haben mein Freund und ich mehr Bekannte, als Tupper Lake Einwohner hat. Spielen Sie jetzt den Schatzwächter, Jimmy. Meinetwegen auch den feuerspeienden Drachen, jedenfalls lassen Sie keinen ins Büro, solange ich telefoniere — okay?«
    Jimmy straffte sich. Ich glaube, er nahm sich in diesem Augenblick vor, mein Telefongespräch mit dem Einsatz seines Lebens gegen eine Störung zu verteidigen. Ich wählte das Fernamt, sagte die Nummer des Hotelapparates und verlangte eine Verbindung mit dem zentralen FBI-Hauptquartier in Washington. Nach einer anderthalben Minute hatte ich‘s an der Strippe.
    »Hier ist Cotton aus New York«, sagte ich und betete alles her, wodurch dem Mann in Washington bewiesen wurde, daß kein Unbefugter sich unter meinem Namen dienstliche Auskünfte einholte. »Mir geht es um einen

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