0168 - Wir brachen dem Tod das Genick
Worten von unserer Begegnung mit dem Schuhvertreter. Dann fügte ich hinzu:
»Mir fielen zwei Dinge an dem Mann auf, Sheriff! Erstens sprach er kein Wort von der Bande. Dabei war doch an diesem Abend in der ganzen Kneipe kein anderes Gesprächsthema als die Geisterbande. Sie erinnern sich, es war der Abend, als wir die Jungens bei Harrods stellten.«
»Ja, natürlich. An diesem Abend haben Sie diesen Mann kennengelernt?«
»Ja. Als wir zurückkamen und einen Grog tranken. Alle anderen debattierten über den Überfall. Nur er sagte kein Wort von der Geisterbande. Das fiel mir auf. Am nächsten Morgen bat er mich, seinen Wagen mal nachzusehen. Irgendwas mit der Zündung sollte nicht klappen. Ich ging mit ihm hinaus und versuchte zu starten. Es klappte so, wie ein Motor überhaupt nur zünden kann. Gleich auf Anhieb. Er schüttelte den Kopf, bedankte sich und fuhr ab. Ich sah ihm nach und fragte mich, warum er unbedingt einen Zeugen dafür haben wollte, daß er abgefahren sei. Eine Stunde später wußte ich's. Denn eine Stunde später war Jeff Rockleen, wie er sich hier nannte, tot.«
Nords verdrehte die Augen.
»Wollen Sie damit sagen —?«
»Ich will damit sagen, daß dieser Schuhvertreter — der wahrscheinlich nicht einmal Schuhvertreter ist — mit einiger Sicherheit Rockleens Mörder sein dürfte. Er fuhr mit seinem Wagen ab, stahl unterwegs den gelben Mercury, kam damit zurück und erschoß Rockleen.«
»Aber warum denn bloß?« staunte Nords.
Ich hob die Schultern.
»Rache oder so was Ähnliches. Rockleen erwischte vor vierzehn Jahren seine Frau mit diesem Mann. Er brachte die Frau um, während der Kerl entkommen konnte. Rockleen wurde unter seinem richtigen Namen verurteilt. Diesem Burschen konnte man nichts am Zeuge flicken.«
»Ich werde verrückt«, stöhnte der Sheriff. »Deswegen wollten Sie von mir so viel über Rockleen wissen!«
»Natürlich«, lächelte ich. »Wenn der Mörder keine anderen Spuren zurückläßt, muß man sich an die Leiche halten. Das ist immer die erste Spur. Denn irgendeinen Grund muß es doch geben, warum gerade dieser Mann umgebracht wurde. Passen Sie auf, Sheriff! Nehmen Sie dieses Bild und gehen Sie damit zu dem Fotografen, der uns im Falle Rockleen die Aufnahmen der Leiche gemacht hat. Er soll das Bild gut reproduzieren und dann dreißig oder vierzig Abzüge machen. Die schicken wir an alle Polizeistationen im Adirondack.«
»Glauben Sie denn, daß dieser Mann noch hier in der Gegend ist?«
Ich spielte meinen Trumpf aus:
»Ja, Sheriff. Denn dieser Mann gehört zu der'Bande. Ich nehme an, daß er derjenige ist, der als biederer Vertreter getarnt die Gegend abfährt und neue Gelegenheiten für einen Überfall ausbaldowert. Übrigens wollte dieser Kerl uns heute nacht beseitigen. Er war der Einzige, der wissen konnte, in welchem Zimmer wir zu finden und was für Leute wir sind. Mit ein bißchen Bühnenschminke malte er sich einen Totenkopf auf sein schönes Gesicht, steckte sich eine Taschenlampe in den Hosenbund, die seine Totenfratze anstrahlen mußte und schlich sich so in unser Zimmer. Aber er hatte Pech, denn ich konnte nicht schlafen und war hellwach, als er leise hereinkam. Wir werden uns jetzt darauf konzentrieren, diesen Mann zu suchen. Denn von ihm werden wir eine Spur zu der Bande finden. Aber geheim, Sheriff! Niemand erfährt etwas davon, daß wir das erste Banditenmitglied identifiziert haben! Lassen Sie die Zeitungen ruhig .weiterschimpfen. Der Knabe hier muß sich noch vollkommen sicher fühlen können. Um so leichter wird er uns ins Netz gehen!«
Ich steckte mir eine Zigarette an. Der Tag hatte schlecht angefangen. Aber er versprach noch recht aussichtsreich zu werden.
***
Während der Sheriff mit dem Foto unterwegs war, das man uns aus Washington geschickt hatte, überlegten Phil und ich, was getan werden konnte, um unsere Angelegenheit weiter voranzutreiben. Aber im Augenblick war nur eine einzige Spur zu verfolgen: die Einkäufe in Pottersville und North Creek.
»Einer von uns beiden muß aber hierbleiben«, meinte Phil. »Falls die Bande irgendwo etwas unternimmt und wir hier Bescheid bekommen.«
»Okay«, nickte ich. »Willst du hierbleiben oder fahren?«
»Ich habe noch von unserer Herfahrt die Nase voll. Wenn dir‘s nichts ausmacht, ziehe ich es vor, hierzubleiben.«
»In Ordnung. Sag dem Sheriff einen schönen Gruß, wenn er nachher zurückkommt! Er soll in allen Begleitschreiben betonen, daß die Fahndung streng geheim betrieben
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