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0168 - Wir brachen dem Tod das Genick

0168 - Wir brachen dem Tod das Genick

Titel: 0168 - Wir brachen dem Tod das Genick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wir brachen dem Tod das Genick
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Holzvertäfelung oder im Fußboden. Tagsüber hörte man es nicht, weil es durch andere Geräusche übertönt wurde. Da knackte es schon wieder. Ein bißchen näher an unserer Tür.
    Geisterbande! schoß es mir durch den Kopf. Ja, es war, als ob die Bande aus Gespenstern bestünde, so unfaßbar hatte sie sich bis jetzt gezeigt. Kein Wunder, daß man ihr den Namen Geisterbande gab. Wie Gespenster tauchten sie plötzlich auf, verrichteten ihr blutiges, räuberisches Werk und verschwanden so spurlos wieder, wie sie gekommen waren.
    Jetzt knackte es in unserer Tür. Das Holz arbeitete. Ich hatte die Augen geschlossen und, gab mir vergeblich Mühe, wieder einzuschlafen. Aber meine Gedanken waren so wach, wie sie nur sein konnten. War dort nicht ein leises Geräusch bei der Tür? Strich jetzt nicht ein schwacher Luftzug durchs Zimmer?
    Du bist ein verdammter Narr, schalt ich mich selbst. Wenn du so weitermachst, machst du dich nur selbst verlüdet. Versuch endlich, wieder zu schlafen.
    Aber war das nicht ein leises, kaum hörbares Quietschen, was jetzt von der Tür her an mein Ohr drang?
    Ich machte die Augen auf. Schwarze, pechschwarze Finsternis herrschte im Zimmer. Draußen pfiff der Wind. Irgendwo in der Ferne kläffte ein Hund. Aber im Hause selbst herrschte Totenstille.
    Beruhigt wollte ich die Augen wieder schließen, als ich es auf einmal Wußte. Ich weiß nicht, woher ich es wußte. Aber irgendein Instinkt sagte mir plötzlich, daß außer dem schlafenden Phil und mir noch jemand im Zimmer sein mußte. Ich spürte es ganz deutlich, obgleich ich nicht begründen kann, wieso.
    Ich blieb vollkommen reglos liegen. Ich gab mir Mühe, tief und langsam wie ein Schlafender zu atmen. Äber alle meine Sinne waren jetzt gespannt und lauschten in Richtung auf die Tür.
    Jetzt knackte eine Diele, höchstens drei Yards von meinem Bett entfernt. Ich zog ganz langsam meine Knie an. Ganz langsam. Dabei lauschte ich so angestrengt, daß ich mein eigenes Blut im Kopfe pulsen hörte.
    Plötzlich war es mir, als ob in der Finsternis des Zimmers vor unserem breiten Doppelbett ein noch finsterer Umriß stünde. Der Umriß irgendeiner Gestalt.
    Ich zog meine Füße noch ein Stück höher an den Körper heran. Zum Teufel, warum hatte ich mir nicht die Pistole unters Kopfkissen geschoben, wie ich es zu Hause eigentlich immer tat?
    Ein leichtes, kaum wahrnehmbares Geräusch von Metall klang auf. Im selben Augenblick flammte eine verborgene Lichtquelle auf. Aber sie strahlte nicht ins Zimmer, sondern sie leuchtete etwas an, was mir die Haare zu Berge steigen ließ. Keine drei Schritte von meiner Bettseite entfernt stand mitten im Raum der grinsende, kahle, grünlich schimmernde Schädel des Todes. Ich sah die gähnende schwarze Höhle der Nase, die beiden Höcker rechts und links am Ende des Unterkiefers, die schwarzen Augenhöhlen.
    Einen Augenblick wollte mir der Herzschlag stocken. Der grünlich schimmernde Totenschädel hing mitten im Zimmer, ohne daß ein Körper dabei gewesen wäre. Und jetzt kam er langsam näher. Wieder knackte eine Diele.
    Alle meine Muskeln waren angespannt. Ich mußte mich dazu zwingen ruhig zu atmen, aber ich wartete lautlos das Näherkommen der gespenstischen Erscheinung ab. Langsam schwebte der Totenschädel auf mein Bett zu.
    Und dann war er .ganz dicht vor mir. Ich hatte die Knie eng an den Leib gezogen und stieß sie jetzt mit voller Wucht von mir. Ein lauter Ruf, ein Poltern, das Rascheln der zu Boden gefallenen Decke und heftige Schritte — alles schien auf einmal laut zu werden. Phil wälzte sich im Bett und fragte etwas, aber ich verstand ihn nicht, denn ich war aus dem Bett gefallen und versuchte verzweifelt, mich von der Decke zu befreien, in die ich mich verwickelt hatte.
    Als ich endlich auf den Beinen stand, hatte Phil schon die Nachttischlampe eingeschaltet.
    »Was ist denn los?« gähnte er verschlafen.
    Ich rieb mir die Stirn. Hatte ich geträumt? Oder war es Wirklichkeit gewesen, was mich soeben genarrt hatte?
    Ich setzte mich auf die Bettkante und erzählte es Phil.
    »Du bist ja verrückt!« sagte er müde. »Köpfe ohne Körper gibt es nicht. Und Totenschädel sind ausgebleichte, leblose Knochen, die nicht so mir nichts dir nichts herumschweben können. Du hast geträumt.«
    Ich zuckte die Achseln und warf die Decke aufs Bett. Plötzlich stießen meine nackten Zehen gegen etwas Kaltes. Ich bückte mich und hob es auf. Fast im gleichen Augenblick heulte draußen vor dem Hotel der Motor eines

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