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0168 - Wir brachen dem Tod das Genick

0168 - Wir brachen dem Tod das Genick

Titel: 0168 - Wir brachen dem Tod das Genick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wir brachen dem Tod das Genick
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Plateaus angekommen war, verschnaufte ich einen Augenblick. Die Gier nach einer Zigarette überkam mich, aber ich widerstand ihr. Die Dämmerung war bereits so weit vorgeschritten, daß man keine zehn Schritte weit sehen konnte. Vorsichtig suchte ich mir den Weg zum Walde hin.
    Beinahe hätte ich einen Spalt in den Felsen übersehen, der sich jäh vor meinen Füßen öffnete. Er war knapp mannsbreit, und ich konnte sein Ende nicht erkennen, als ich mich bückte und hinabblickte.
    Es war einfach Neugierde, die mich auf den Gedanken brachte, auch diesen Spalt zu erforschen. Ich schnallte mir den Rucksack ab, weil er mich nur behindert hätte, holte die Taschenlampe heraus und machte mich an den Abstieg. Es war nicht besonders schwierig, denn es gab Zacken genug, wo Hände und Füße ihren Halt fanden.
    Nach ungefähr sechs oder acht Yards machte der Spalt einen Knick. War er vorher fast senkrecht abgefallen, so verlief er jetzt in einem Winkel von vielleicht fünfundvierzig Grad abwärts. Ich kletterte tiefer, nachdem ich die Taschenlampe in die Hosentasche geschoben hatte. Der Spalt verbreitete sich, und von irgendwoher erhielt er jetzt auch wieder das düstere Tageslicht der vorgeschrittenen Dämmerung.
    Schlagartig wichen die Felsen über meinem Kopf zurück. Ich stand genau im Rücken der Hecke.
    Und im Versteck der Autos. Es war so einfach wie genial in der Anlage. Die Felsen sprangen weit vor, und die Bande hatte einfach eine dichte Hecke genau unter dem Vorsprung angelegt. Stand man auf den Felsen, so konnte man nicht sehen, daß sie weit nach vorn ragten, befand man sich vor der Hecke, konnte man wieder nicht sehen, daß es dahinter eine tiefe Höhlung gab.
    Vier Wagen standen dicht beieinander. Durch die Fenster konnte ich den schwachen Widerschein eines Feuers erkennen, das im äußersten Winkel brannte. Einen Augenblick blieb ich stehen und sah mich um. Dann ritt mich der Teufel.
    Auf allen vieren kroch ich zwischen den Autos hindurch dem Feuer zu. Als ich schon die Gesichter zweier Männer erkennen konnte, die am Feuer saßen und Zigaretten rauchten, gellte plötzlich eine Stimme hinter mir:
    »Da ist er! Zwischen dem Dodge und dem Ford!«
    Ich warf mich herum. Das Licht des Feuers beleuchtete flackernd die Gestalt eines Mannes, der gerade hinter dem Hock des nächsten Wagens auftauchte. Er riß eine Pistole hoch.
    Es ging alles so schnell, daß ich nicht zum Denken kam. Meine Instinkte reagierten für mich. Meine Hand fuhr zum Schulterholfter. In tausendfach geübter Schnelligkeit rissen meine Finger die Waffe heraus und drückten auch schon ab.
    Unsere beiden Schüsse müssen fast genau zur gleichen Sekunde gefallen sein. Ich sah das kleine, häßliche Loch in seiner vom Feuer rot beleuchteten Stirn, aber zugleich erhielt auch ich einen Schlag gegen meine rechte Schläfe. Für einen Sekundenbruchteil explodierte grellgelb eine Bombe in meinem Gehirn, dann breitete sich undurchdringliche Finsternis in mir aus. Ich glaubte, in einen endlosen Abgrund zu fallen. Und dann war's endgültig mit mir vorbei.
    ***
    So komisch es klingen mag — ich wurde wach, weil mir etwas Hartes, Kantiges ins Genick drückte. Ich durchlief die üblichen Stadien, wenn man aus einer Bewußtlosigkeit ins irdische Geschehen zurückkehrt, aber durch alle diese Stadien verfolgte mich der stechende, kantige Druck ins Genick.
    Als ich trotz dröhnender Kopfschmerzen alle meine Sinne wieder halbwegs beisammen hatte, kehrte auch die Erinnerung zurück. Schön, ich hatte das Versteck der Bande gefunden. Zumindest das ihrer Autos. Ich war ein bißchen zu unvorsichtig herumgeschlichen und hatte mich mit einem der Bande schießen müssen. Aber wieso spürte ich dauernd einen so unangenehmen Druck im Genick?
    Ich wollte mich bewegen, und da wurde mir klar, daß irgendeiner oder irgendetwas auf mir lag. Undurchdringliche Finsternis umgab mich. Man konnte die Hand nicht vor den Augen sehen. Mit viel Mühe gelang es mir, den rechten Arm freizubekommen. Danach tastete ich den Körper ab, der auf mir lag. Als erstes stellte ich fest, was in meinem Genick lag. Es war der eisenbeschlagene Absatz eines Schuhes. Da der Besitzer des Schuhs sich nicht rührte, als ich sein Bein beiseiteschob, kam mir ein Verdacht. Ich arbeitete mich vollends frei. Dabei wurde mir klar, daß ich auf der hinteren Sitzbank eines Autos lag. Vorn saß niemand. Ich kramte in meinen Hosentaschen und fand meine Taschenlampe. Mit ihrer Hilfe konnte ich mich schnell davon

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