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0169 - Flucht vor dem Teufel

0169 - Flucht vor dem Teufel

Titel: 0169 - Flucht vor dem Teufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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der drei Identischen hinwegduckte und dann mit einem raschen Sprung an der Seite des Mannes war, bei dem es sich offenbar um Zamorra handelte.
    Jean Somac kam wieder auf die Beine, blickte in das verzerrte Gesicht eines der alten Männer, in ein Gesicht, aus dem alles Menschliche gewichen war. Somac klappte die Kinnlade herunter, wich langsam zurück. Er konnte seine Augen nicht mehr von diesem Gesicht lassen, in dem soviel Bosheit lag.
    »Passen Sie auf das Messer auf!« rief die junge Frau, und ehe er noch antworten konnte, holte der Mann vor ihm aus. Somac gelang es gerade noch, sich unter dem Hieb hinwegzuducken.
    Nicole drehte sich wiederum, als sie sah, daß der Fünfundzwanzigjährige offenbar sehr gut auf sich selbst aufpassen konnte, tastete mit fliegenden Fingern über die Brust des Professors, der noch immer von einem schwarzmagischen Einfluß gefesselt war. Aus schreckgeweiteten Augen sah sie, daß eine der drei Raffael-Inkarnationen immer näher kam. Es blieb nicht mehr viel Zeit, nur noch wenige Sekunden.
    Dann berührten ihre Finger das heiße Metall des Amuletts, dessen Hitze sie genausowenig verletzen konnte wie Zaorra.
    »Es nützt nichts«, brachte der Enddreißiger vor ihr hervor. Sein Gesicht war schweißnaß. »Lauf!«
    Nicole fluchte nur, berührte die Hieroglyphen. Nur sehr selten hatte sie Merlins Stern selbst in der Hand gehabt. Die magische Waffe reagierte nicht nur auf die geistigen Impulse des Professors, sondern von Zeit zu Zeit auch auf die ihren. Ihre einzige Hoffnung bestand darin, daß es ihr jetzt gelang, das Amulett als Waffe einzusetzen, als Waffe, die sie alle retten konnte.
    Eine grüne Flamme leckte aus dem Amulett heraus, hüllte den Meister des Übersinnlichen und seine Lebensgefährtin ein, wie ein flammendes Fanal. Raffael knurrte, führte den Hieb aus, zu dem er schon angesetzt hatte. Das Messer traf auf die grüne Aureole -und löste sich auf. Funken stoben davon, und das laute Knistern schien den Besessenen zurückzutreiben. Nur unbewußt nahm Nicole wahr, daß Jean Somac mit den Augen zwinkerte, offenbar nicht fassen konnte, was seine Augen da wahrnahmen. Aber jetzt war keine Zeit für lange Erklärungen. Sprechen konnten sie nachher miteinander, dann, wenn die Gefahr ausgeschaltet war, wenn sie wieder zu Atem gekommen waren.
    Der Dämon in dem alten Diener stieß ein wütendes Knurren aus, stürmte vorwärts und warf sich gegen die so plötzlich entstandene Barriere. Seine Züge verzerrten sich und dann schrie er laut auf.
    Nicoles Finger berührten weitere Runenzeichen, verstärkten die Ausstrahlungen der magischen Waffe. Sie wußte ganz genau, daß es nicht Raffael Bois war, der da schrie, sondern das Dämonische in ihm, das Böse, das es zu bekämpfen galt, unter allen Umständen.
    »Weiter!« keuchte Zamorra. Auf seinen Lippen war blasiger Schaum. »Weiter. Ich kann nicht… meine Gedanken…«
    Nicole verstand und verdoppelte ihre Bemühungen. Jetzt wichen auch die beiden anderen Raffael-Inkarnationen zurück, und gleichzeitig begannen die Dämonenbanner von innen heraus zu strahlen. Es war ein matter Glanz, bestehend aus weißmagischer Energie, der Kraft des Guten, die das Teuflische verbrannte, zerstörte, auseinanderriß.
    Jean Somac stierte nur, unterdrückte offenbar den Impuls in ihm, die Beine in die Hand zu nehmen und einfach davonzulaufen. Er wurde hier Zeuge einer Auseinandersetzung, die er niemals in seinem Leben für möglich gehalten hätte.
    Aber bisher hatte er es auch nur für eine wüste Phantasie gehalten, daß ein ganz normaler Baum dazu in der Lage war, seine Wurzeln aus der Erde zu ziehen und auf einer asphaltierten Straße spazierenzugehen…
    Nicole verfluchte den Umstand, daß es unmöglich war, die silberne Kette, an der das Amulett befestigt war, Zamorra über den Kopf zu ziehen. Und sie war auch nicht in der Lage, den Schädel des Professors auch nur einen einzigen Millimeter weit zu bewegen. Sie preßte sich dicht an ihn, versuchte, Merlins Stern auszurichten, berührte den Drudenfuß, der am hellsten leuchtete.
    Flammenzungen aus geballter weißer Kraft leckten aus dem Amulett, hüllten die Rafael-Inkarnationen ein, die daraufhin die Messer fallenließen und sich zur Flucht wandten.
    Nicole spürte den gewaltigen Sog, mit der die magische Waffe in ihren Händen einen Teil ihrer eigenen Kraft an sich riß, umwandelte und auf die Dämonischen schleuderte. Sie stemmte sich nicht dagegen. Weitaus die meiste Energie bezog Merlins Stern auch

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