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0169 - Flucht vor dem Teufel

0169 - Flucht vor dem Teufel

Titel: 0169 - Flucht vor dem Teufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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Dämonen mit geringerer Macht als der, die er in sich vereinte, konnten hier nichts ausrichten. Und wenn ihnen auch das Glück nicht hold war, dann wurden sie vernichtet.
    Der Dämonenfürst lachte erneut.
    Und dann kamen seltsame Laute über seine Totenschädel-Lippen, Laute, die noch nie ein Mensch gehört hatte, die selbst Zamorra nicht kennen konnte. Die knochigen Finger schienen sich von ganz allem zu bewegen, Würmern gleich, die nach Nahrung suchten. Die Worte, die durch die beginnende Morgendämmerung hallten und die doch niemand hören konnte, woben ein Netz aus Schwarzer Magie. Es erforderte die ganze Konzentration des Dämonenfürsten.
    Aber nach einer Stunde war das Netz dicht genug. Es begann dort, wo die Wirkung der aufgeladenen Dämonenbanner nachließ, hüllte das ganze Château ein - und damit auch alles, was sich innerhalb der alten Mauern befand. Das Netz war lückenlos.
    Asmodis lachte.
    Nun gab es kein Entkommen mehr. Auch, wenn die Wesen der anderen Welt zur Zeit nicht in das Innere des Châteaus Vordringen konnten, der Frevler und die, die ihn unterstützten, waren gefangen ohne es zu ahnen. Ein Gefängnis, das von ewiger Dauer war, wenn Zamorra nichts unternahm.
    Der Dämonenfürst sprang in die Höhe, und noch im Sprung wurde aus seinem Körper eine flammende Zunge, die rasch verblaßte.
    Asmodis kehrte zurück in die Welt der Finsternis, um davon zu künden, daß die Zeit der Rache bald gekommen war.
    ***
    Matthias fuhr mit der rechten Hand durch sein Gesicht, als könne er damit die Müdigkeit vertreiben, die in ihm emporgekrochen war. Er wußte gar nicht mehr, wie viele Stunden er jetzt schon hinter dem Steuer saß. Und das eintönige Brummen des Motors wirkte zunehmend einschläfernd.
    »Wo sind wir eigentlich?« fragte er.
    Claudia, die junge, schwarzhaarige Frau neben ihm, murmelte etwas, das er nicht verstand, faltete die Karte auseinander und fuhr mit dem Zeigefinger die markierten Linien entlang. Prüfend sah sie auf und musterte die Straße vor ihnen, das Gelände. Im Osten ging die Sonne auf, überflutete den Horizont mit einem bizarren Schein.
    »Roanne, Lyon, Feurs… aha…«
    »Was ›aha‹?« grinste Matthias, der diese klare Ausdrucksweise seiner Freundin schon kannte. Sie lächelte zurück.
    »Aha bedeutet, daß wir gleich eins dieser vielen Loire-Schlösser mit der Bezeichnung Château de Montagne passieren. Kapiert?«
    »Kapiert.« Er zwinkerte mit den Augen.
    »Soll ich dich ablösen? Du siehst müde aus, kein Wunder, nach so einer Tour…«
    Sie waren nahe der dänischen Grenze gestartet und hatten bisher nur Tankstopps eingelegt. Das zerrte doch schon an den Kräften, auch wenn Matthias sich das nicht anmerken lassen wollte.
    »Nein, laß ruhig. Ich fahre noch bis nach Lyon weiter, dann bist du dran, okay?«
    Sie nickte, lehnte sich wieder zurück und blickte aus den Fenstern. Es war eine zauberhafte Landschaft, gerade jetzt in der Morgendämmerung, eine Landschaft, in der sie sich wohl fühlte, frisch und sauber. Matthias schaltete herunter, als eine scharfe Kurve vor ihnen auftauchte, beschleunigte dann, als er den Wagen in die Schleife hineinlenkte. Der Motor schnurrte.
    »Jetzt müssen wir gleich da sein«, sagte Claudia mehr zu sich selbst.
    »Wo?« fragte Matthias.
    »Habe ich doch eben gesagt. Dieses Schloß, Château de Montagne, oder so ähnlich.«
    Der junge Mann lachte. »Dieses Loire-Tal wimmelt nur so von Schlössern. Ich hab’ schon aufgehört, sie zu zählen. Hast du noch immer nicht die Nase voll?«
    »Mir gefallen solche Schlösser, weißt du. Ich finde sie irgendwie…«
    »Romantisch«, half Matthias aus und lachte. Claudia sah ihn von der Seite an und schmollte.
    »Na ja«, fügte Matthias hinzu. »Du weißt ja, wie ich es meine.«
    »Eben.«
    Sie wandte sich wieder von ihm ab und suchte mit ihren Blicken die Umgebung ab. Nach der Karte zu urteilen… Aha, dort hinten war es ja. Hochaufragende, dunkle Mauern, die den Betrachter die vergangenen Jahrhunderte spüren ließ. Eine weitere Kurve, dann sah es Claudia noch deutlicher. Sie fröstelte unwillkürlich.
    Schâurig-schön, dachte sie.
    »He, da ist es!«
    »Was?«
    »Mensch, das Château natürlich. Dort, rechts, noch weiter rechts.«
    Sie schüttelte den Kopf und sah wieder auf die Karte.
    »Wo, in Gottes Namen, ist denn da ein Schloß, hm?«
    Sie rollte mit den Augen und sah wieder auf. »Ich glaube, du brauchst wirklich bald ein wenig Schlaf. Dort natürlich…« Und sie streckte den rechten

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