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0169 - Flucht vor dem Teufel

0169 - Flucht vor dem Teufel

Titel: 0169 - Flucht vor dem Teufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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Übersinnlichen, daß es keine Rettung mehr gab.
    ***
    Nicole spürte zwei dicht hintereinander folgende Schläge auf ihren Wangen, dann hörte sie eine verzweifelte Stimme.
    »Kommen Sie zu sich, Mademoiselle.«
    Mühsam gelang es ihr, die Augen zu öffnen. Sie blickte in das besorgte Gesicht eines etwa fünfundzwanzigjährigen Mannes, der nun langsam nickte.
    »Entschuldigen Sie bitte, daß ich Sie…«
    »Schon gut«, brachte Nicole hervor. Ihre Wangen brannten. Jean Somac hatte sie in die Wirklichkeit zurückgeholt, eine Wirklichkeit, die manchmal schlimmer als der schlimmste Alptraum war.
    »Wo ist Zamorra?« fragte sie und sah sich suchend um. Ihr Blick fiel auf das, was von der angreifenden Ritterrüstung übriggeblieben war, und sie erschauerte, als sie sich erinnerte. Von dem Professor und Raffael war nichts zu sehen.
    »Zamorra?« echote der junge, Mann mit dem vollen schwarzen Haar verwirrt.
    Nicole faßte sich an den Kopf, in dem es höllisch schmerzte. »Ach so, Sie können das ja auch gar nicht wissen.«
    In diesem Augenblick drang ein meckerndes Lachen an ihre Ohren, ein Lachen, das dunkle Erinnerungen weckte und sie erzittern ließ. Somac wurde blaß und sah sich nervös um.
    »Was… was war das?«
    »Wahrscheinlich ein Dämon«, gab Nicole zurück. Der junge Mann schluckte.
    »Sie machen Witze…«
    Sie schüttelte den Kopf und sprang auf die Beine. »Ganz und gar nicht, Jean.« Sie kämpfte mit einem Schwindelanfall. »Los, kommen Sie. Wir müssen Zamorra finden. Ich habe das dumpfe Gefühl, daß er unsere Hilfe braucht.«
    »Wer, zum Teufel, ist dieser Zamorra?«
    »Das werden Sie noch früh genug erfahren. Nun kommen Sie schon.« Sie rannte los, blieb dann aber noch einen Augenblick stehen und sah sich um. »Äh, wie fühlen Sie sich eigentlich?«
    Somac tastete unwillkürlich zu einer riesigen Beule an seinem Schädel.
    »Danke der Nachfrage«, gab er ironisch zurück. »Zwar nicht gerade so wie Supermann oder Hulk, aber ansonsten ganz passabel. Ich würde es jetzt sogar mit einem Vampir aufnehmen.«
    »Das müssen wir vielleicht sogar«, gab Nicole spitz zurück und riß die Tür auf, die zum Korridor führte. In diesem Augenblick erklang eine dröhnende Stimme in ihrem Rücken, eine Stimme, die von draußen kam, durch die geschlossenen Glastüren hindurch.
    »Dies wird dein Ende sein, Zamorra, der du es gewagt hast, das Jahrtausendereignis zu entweihen.«
    Die Stimme eines Dämonen!
    Nicole jagte zurück, an dem verwirrten Jean Somac vorbei, zwischen den beiden sich öffnenden Glasflügeln hindurch. Somac wußte zwar nicht, was hier vor sich ging - er wußte eigentlich überhaupt nichts -, aber er folgte der jungen Frau.
    »Zamorra!«
    Nicole erstarrte fast, als sie sah, was in der Zwischenzeit geschehen war.
    Der Meister des Übersinnlichen schien von unsichtbaren Kräften an die Châteaumauern gefesselt zu sein, war unfähig, sich zu bewegen. Und dicht vor ihm stand Raffael Bois, oder das, was von dem Diener Besitz ergriffen hatte. Das Messer blitzte im Licht der Sterne.
    »Verschwinde!« schrie Zamorra aus Leibeskräften. »Lauf. Lauf um dein Leben!«
    »Was geht hier vor?« hörte sie hinter sich die mehr als verwirrte Stimme Somacs. Sie kümmerte sich nicht darum, rannte auf den gefangenen Zamorra zu. Raffael drehte sich um, als er ein Geräusch hinter sich vernahm. Sein Gesicht nahm jetzt einen teuflischen Ausdruck an. Die Konturen seiner Gestalt verschwammen - und aus einem Raffael wurden zwei.
    Und beide lachten, beide zückten das Messer. Raffael eins näherte sich weiter Zamorra, und der zweite wartete auf Nicole.
    »Ich spinne«, brachte Somac hervor. Seine Verwirrung nahm weiter zu. Er begriff nur, daß zwei Männer, die beide gleich aussahen, mit Messern einen dritten Mann und die junge Frau bedrohten. Das genügte.
    Jean Somac war kein Feigling. Er nahm ebenfalls die Beine in die Hand, wollte sich auf den älteren Mann stürzen, in dessen rechter Hand das Messer funkelte.
    Und Raffael verdoppelte sich wieder. Jetzt waren es schon drei, drei Wesen, die wie Menschen aussahen und doch nur Hüllen für etwas anderes, etwas Böses waren.
    Ein Hieb traf den fünfundzwanzigjährigen Franzosen, ein Hieb, der ihm die Luft aus den Lungen preßte und ihn einige Meter zur Seite schleuderte. Ein paar Sekunden blieb er am Boden liegen, mühsam um seine Fassung ringend. Durch feurige Schleier hindurch sah er, wie sich die junge Frau, die er kurz zuvor »geweckt« hatte, unter einem Schlag eines

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