0169 - Flucht vor dem Teufel
hob bedauernd die Augenbrauen.
»Da ist nicht mehr viel zu machen. Er ist nur noch ein Schrotthaufen.«
»Hab’ ich schon befürchtet«, gab der junge Mann niedergeschlagen zurück. »Naja, viel mehr war er vorher ja auch nicht.«
»Wo wollten Sie denn hin?«
»Nach Paris. Ein wenig ausspannen.«
»Ich werde Sie zum nächsten Bahnhof bringen, wenn Ihnen das recht ist. Und natürlich werden wir Ihnen auch die Reise bezahlen. Schließlich bin ich ja in gewisser Weise für Ihr Mißgeschick verantwortlich.«
Jean wollte abwehren, doch es war ersichtlich, daß er sich riesig über dieses Angebot freute.
»Raffael?« rief Zamorra. Sofort kamen schlurfende Schritte näher. »Erkundigen Sie sich doch bitte einmal nach den nächsten Verbindungen nach Paris.«
Raffael nickte und schritt zum Telefon.
»Wir werden den Wagen, oder das, was von ihm übriggeblieben ist, abholen lassen.«
Somac nickte und sah abswechselnd Nicole und Zamorra an. »Ich danke Ihnen. Für alles.«
Die schlurfenden Schritte kehrten zurück.
»Monsieur…«
»Ja?« Zamorra wußte nicht warum, aber er hatte plötzlich ein ziehendes Gefühl in den Eingeweiden.
»Es kann keine Verbindung hergestellt werden. Das Telefon ist tot.«
Nicole warf dem Meister des Übersinnlichen einen raschen Blick zu. Hatte sie die gleiche Befürchtung?
Zamorra runzelte die Stirn, erhob sich und trat selbst an den Apparat. Aus der Hörmuschel drang laut und deutlich das Freizeichen. Er zögerte kurz, dann wählte er die Nummer, die er im Kopf hatte. Nur noch Rauschen.
»Seltsam«, sagte er langsam. Das Ziehen in seinem Magen verstärkte sich. Er wußte noch immer nicht, was die nächtlichen Angriffe auf ihn zu bedeuten hatten. Bisher hatte er noch keine Zeit gefunden, um in seinem Archiv nachzusehen, etwas, das er noch heute morgen unbedingt nachholen würde. Hatte der Ausfall des Telefons etwas mit den Ereignissen der vergangenen Nacht zu tun? Die Dämonenbanner jedenfalls funktionierten, waren von der magischen Kraft des Amuletts aufgeladen. Kein Geschöpf aus dem Jenseits vermochte jetzt noch diese Barriere zu überwinden. Sie waren also in Sicherheit. Oder?
Er kehrte zum Frühstückstisch zurück, sah erst Nicole und dann Jean Somac an.
»Das Telefon ist ausgefallen. Irgendein Defekt in der Leitung wahrscheinlich. Wir müssen also aufs Geratewohl losfahren.«
Der Fünfundzwanzigjährige nickte und erhob sich nun ebenfalls.
»Nochmals vielen Dank«, sagte er an Nicole gerichtet, die sitzen blieb.
»Nichts zu danken«, gab die junge Frau zurück, dann machten Zamorra und Jean sich auf den Weg durch große Zimmer und Korridore. Nach einigen Minuten hatten sie die Eingangshalle erreicht, traten durch die beiden sich öffnenden Glastüren auf den Vorplatz, auf dem noch immer der verbeulte Mietwagen parkte.
»Keine Angst«, grinste Zamorra, »das Ding nehmen wir nicht.«
Der Enddreißiger holte den Range Rover aus der Großgarage, die einmal ein Pferdestall gewesen war, wartete, bis Somac eingestiegen war und steuerte dann auf die schmale Straße zu, die sie nach kurzer Strecke zu der Verbindungsstraße von Roanne nach Lyon führte. Der Wagen rollte langsam über den Vorplatz, als sich das unangenehme Gefühl in den Eingeweiden Zamorras drastisch verstärkte. Er überlegte nicht lange, trat entschlossen auf die Bremse, und der Rover kam abrupt zum Stehen.
»Stimmt etwas nicht?« erkundigte sich Jean nervös und sah ihn von der Seite an. Zamorra hatte die Lippen aufeinandergepreßt und die Stirn gerunzelt. Er horchte nach dem sphärenhaften Wispern des Amuletts, aber der Strom der magischen Energie war konstant, zeigte keine besondere Aktivität. Alles war so, wie es sein sollte. Das silberähnliche Metall lag kühl auf seiner Brust, kühl und ohne Vibrationen. Also keine schwarzmagische Aktivität.
»Ich weiß es nicht«, gab er langsam zurück. »Mir ist, als…« Er schüttelte den Kopf, legte den Gang wieder ein und ließ langsam die Kupplung kommen. Die Reifen knirschten auf dem Kies. Vorsichtig beschleunigte Zamorra, doch dann heulte der Motor plötzlich auf, und die Räder drehten durch. Zamorra erstarrte, nahm den Gang heraus, zog die Handbremse an und drehte den Zündschlüssel herum. Er ignorierte die unsicheren Blicke des Fünfundzwanzigjährigen, zögerte einen Moment und stieg dann aus. Das Ziehen in seinem Magen war jetzt beinahe schmerzhaft. Der Meister des Übersinnlichen sah sich suchend um, konnte aber nichts entdecken, von dem
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