0169 - Museum der Monster
eine Spanplattenwand.
Keine Gestalt, kein Gegner, der mich angriff.
Und doch war jemand da. Das hatte ich gehört, und daran glaubte ich sehr fest.
Was tun? Sollte ich selbst angreifen oder warten, bis der andere aus seiner Reserve hervorkam? Ich entschied mich dafür, meinen Platz zu verlassen.
Ein Blick nach links, der zweite nach rechts. Gleichzeitig leuchtete ich mit der Lampe, und der Strahl glitt ins Leere. Er traf nicht einmal auf ein Hindernis.
Ich holte tief Luft.
Im Augenblick war es wieder still geworden, aber in der Stille lauerte das Verderben, da war oder da waren sie, die mich killen wollten.
Mein in zahlreichen gefährlichen Situationen geschulter Instinkt warnte mich vor dem Unheimlichen. Unwillkürlich tastete ich nach meinem Kreuz.
Es hatte sich nicht erwärmt!
Und trotzdem konnte das Böse hier lauern, denn wenn ich es tatsächlich mit Gegnern indianischer Mythologie zu tun hatte, würde mir das Kruzifix nicht helfen. Da mußte ich mich auf meine Körperkräfte und meine Geschicklichkeit verlassen.
Schleichende Schritte warnten mich. Sofort zuckte ich herum, denn sie waren in meinem Rücken aufgeklungen.
Wieder nichts.
Verdammt, wollte man mich hier zum Narren halten? Abermals lauschte ich konzentriert. Auf meiner Stirn lagen die Schweißperlen. Die Nackenhaare hatten sich aufgestellt.
Und dann wußte ich Bescheid.
Die Schritte waren weder vor noch hinter mir aufgeklungen, sondern von der Seite.
Hinter der Wand!
Dort lauerte er.
Ich zog die Pistole. Wenn es zu gefährlich würde, dann mußte ich durch die Wand feuern. Wobei ich hoffte, daß die Silberkugel meinen Gegner wenigstens aufhalten würde, wenn sie ihn höchstwahrscheinlich auch nicht töten konnte.
Plötzlich griff er an.
Er machte es mit Gewalt und Brutalität. Eigentlich rechnete ich damit, daß er den schmalen Gang gekommen wäre, aber dieser Gegner brach im wahrsten Sinne des Wortes durch die Wand. Ich hörte noch das Splittern und Krachen, dann fiel die gewaltige Spanplatte auf mich zu.
Weg konnte ich nicht. Ich riß nur meine Arme hoch, um mich zu schützen und warf mich gleichzeitig nach hinten, um dem Aufprall möglichst die Wucht zu nehmen.
Mit dem Rücken fiel ich gegen die andere Wand, die erst verdächtig wackelte und dann, als die andere mich begrub, auch zusammenkrachte.
Der Lärm war immens. Irgendwo kippte etwas um, ich hörte das Splittern, wurde zu Boden gepreßt und verlor in dem ganzen Durcheinander meine Pistole.
Danach war ich eingeklemmt.
Über mir hockte mein Gegner. Er preßte die Platte auf mich. Eine andere lag unter meinem Rücken, und ich kam mir vor wie das berühmte Sandkorn zwischen den beiden Mühlsteinen.
Bewegen konnte ich mich nicht, das Gewicht über mir war zu stark.
Zudem gelang es mir kaum, die Arme anzuwinkeln, und dann wurde das Gewicht ein wenig verlagert.
Er kam.
Plötzlich gab es einen Ruck. Der andere zog die obere Wand ein Stück zur Seite, so daß mein Gesicht freilag.
Jetzt konnte ich ihn sehen.
Es war in der Tat der Unheimliche mit dem Tomahawk. Und er hielt die Waffe bereits in der Hand…
***
Vorhin, bei den Rockern, da hatte Sandy schon Angst gehabt. Doch die jetzige hielt mit der ersten auf keinen Fall stand. Sandy wußte mit erschreckender Deutlichkeit, daß es nun um ihr Leben ging. Dieser Fremde vor ihr kannte kein Erbarmen. Er war ein Teufel, ein wahrer Satan, der letztendlich auch die Schuld dafür trug, daß Ernie am Boden lag und sich nicht rührte.
Wieder hörte sie ein Lachen. Diesmal jedoch erklang es wesentlich zufriedener.
»Ja, ja, da habe ich dich endlich, du kleines Täubchen.« Sandy hörte ein schleifendes Geräusch. Sie glaubte daran, daß sich der Mann die Hände rieb.
Das konnte er auch. Denn er hatte gewonnen, während sie hier in der Falle steckte.
Der Lichtfinger wanderte nach unten. Wie eine tastende Hand glitt er an ihrem Kopf herab, und Sandy hörte die Stimme des anderen.
»Du kannst die Arme herunternehmen!«
Sie gehorchte.
Geblendet wurde sie nicht mehr. Allerdings gewöhnten sich ihre Augen nur schwer an die Dunkelheit. Ein paarmal mußte sie blinzeln, und sie holte tief Luft.
Den Mann vor sich erkannte sie zwar nicht konturenscharf, sie sah aber doch, daß es sich um den Besitzer des Museums handelte. Denn als sie mit der Schulklasse hiergewesen waren, da hatte der Kerl genauso ausgesehen, und er hatte auch die gleiche Kleidung getragen. Dieser hohe Zylinder war markant und ein Zeichen für ihn. Auch der Frack und
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