017 - Das Fest auf dem Teufelshügel
Coco.
Jong blinkte Olivaro an. »Sie weiß von nichts. Aber wir können nicht ausschließen, daß es Hunter doch gelungen ist, sie beschatten zu lassen.«
»Vielleicht lügt sie«, meinte d'Arcy.
»Das ist nicht möglich«, erklärte Jong. »Sie steht unter meinem Einfluß. Sie kann nicht lügen.«
»Ihr könnten aber falsche Erinnerungen eingegeben worden sein.«
»Das wäre möglich«, sagte Jong nachdenklich. »Aber um das festzustellen, müßte ich tiefer in ihren Verstand eindringen, der dabei vermutlich großen Schaden erleiden dürfte.«
»Das sollte uns nicht stören«, meinte d'Arcy kalt. »Tun Sie, was notwendig ist!«
»Halt!« sagte Olivaro. »Das hätte wenig Sinn. Sie ist für uns zu wertvoll. Sie ist eine Waffe, die wir gegen Hunter einsetzen können, und als Verrückte hilft sie uns überhaupt nichts. Wir müßten sie töten, da wir ihre Gedankenströmungen nicht ertragen könnten.«
»Ich glaube zwar nicht, daß sie uns viel helfen kann«, sagte Jong, »aber wir wollen nichts übereilen, was sich später unter Umständen als Nachteil erweisen könnte.«
Jong schloß die Augen für einen Augenblick, und Coco erwachte aus der Erstarrung. Sie fühlte sich völlig leer. Mühsam stand sie auf und setzte sich auf einen Stuhl. Ihr Kopf dröhnte; sie hatte unerträgliche Kopfschmerzen.
»Sehen wir den Tatsachen ins Auge«, sagte d'Arcy. »Im Schloß hält sich ein Mörder auf, der unsichtbar ist. Wir müssen verhindern, daß er weiterhin Erfolg hat. Die einfachste Möglichkeit wäre, einfach das Schloß zu verlassen. Aber damit würden wir unsere Hilflosigkeit eingestehen. Außerdem weiß ich gern, mit wem ich es als Gegner zu tun habe. Es wäre eine feige Flucht, und das ist nicht meine Art. Wenn wir in Gruppen zusammenbleiben, kann uns wahrscheinlich nicht viel geschehen.«
»Sie schwingen mal wieder große Töne, d'Arcy«, sagte Fred McCall ungehalten. »Wir haben zwei Tote, und der Unsichtbare lauert wahrscheinlich schon darauf, andere von uns zu töten. Haben Sie einen konkreten Vorschlag, wie wir den Kerl erwischen können?«
»Nein«, sagte d'Arcy. »Aber es wäre doch gelacht, wenn es uns mit etwas Überlegung nicht gelingen sollte, ihn zu stellen.«
»Kann jemand ungesehen ins Schloß gelangen?« fragte Gunnar Elfström.
»Das ist unmöglich«, sagte Olivaro. »Überall sind magische Fallen angebracht.«
»Die aber ein mächtiger Dämon ausschalten kann«, sagte Jong. »Und wir haben es mit einem mächtigen Gegner zu tun.«
»Also können wir nicht ausschließen, daß unser Gegner jederzeit das Schloß betreten und verlassen kann«, stellte der Schwede fest.
»Meine Herrschaften«, sagte Olivaro, »die magischen Fallen wurden von Asmodi errichtet. Sie sind so perfekt, daß sie einfach nicht zu durchbrechen sind.«
»Das bezweifle ich«, sagte Peter Winkler.
»Dann probieren Sie es doch aus!« schlug Olivaro ihm vor.
»Das werde ich tun«, sagte Winkler und stand auf.
»Bleiben Sie hier!« sagte d'Arcy. »Der Unsichtbare lauert doch nur darauf, daß wir uns trennen. Einzeln kann er uns leicht ausschalten.«
Winkler setzte sich widerwillig.
Jean Danet beugte sich vor und wies mit dem rechten Zeigefinger auf Olivaro. »Sie wollten doch das neue Oberhaupt unserer Familie werden.« Ihr hoher Busen wogte auf und nieder unter dem dünnen Kleid. »Asmodi wäre mit dieser Situation im Handumdrehen fertig geworden.«
»Jean hat recht«, sagte Xavier Villar. »Für Asmodi wäre das keine Affäre gewesen.«
»Was werden Sie unternehmen, Olivaro?« fragte Gunnar Elfström.
»Ruhe!« brüllte Jong.
Die Dämonen verstummten.
»Meine Herrschaften. Wie alle wissen, bin ich kein besonderer Freund von Olivaro, aber ich muß ihn in Schutz nehmen. Auch Asmodi wäre es nicht gelungen, den Unsichtbaren so einfach zu erledigen. Sie dürfen nicht vergessen, daß wir gemeinsam unsere Kräfte mobilisiert haben. Und Olivaro, d'Arcy und ich verfügen zusammen über stärkere magische Fähigkeiten, als sie Asmodi je besessen hat. Bevor wir weiterdiskutieren, welche Maßnahmen wir ergreifen, wollen wir aber endlich essen.«
Olivaro führte seine Gäste in ein festlich gedecktes Speisezimmer. Zwei der Stühle blieben leer. Coco nahm zwischen den leeren Stühlen Platz.
Olivaro hatte für jeden Gast seine Lieblingsspeise vorbereiten lassen. Der Großteil der Dämonen hatte einen ganz normalen Geschmack, nur wenige hatten ausgefallene Wünsche. Der einzige, der Menschenfleisch aß, war Viale Mouthino.
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