017 - Das Fest auf dem Teufelshügel
Dennis Abey bevorzugte das Fleisch halb roh und liebte dicke, aus Blut gefertigte Saucen, und Xavier Villar schätzte ganz kurz angebratene Leber und Nierenstücke.
Creeper und ein von Olivaro beeinflußter Mann servierten das Essen. Wie nicht anders zu erwarten gewesen war, kam keine Stimmung auf. Der Großteil der Gäste stocherte eher lustlos im Essen herum.
Coco aß einen Teller Suppe und würgte mit Mühe einige Fleischstücke und ein paar Bissen Reis hinunter. Sie trank ein Glas Rotwein und hing ihren Gedanken nach. Immer wieder fragte sie sich, wer wohl hinter den zwei Morden steckte. Sie konnte sich nicht vorstellen, daß es Dorian gelungen war, ihr zu folgen.
Nach einer Weile legte sie das Besteck auf den Teller, tupfte sich die Lippen mit der Serviette ab und blickte sich im Zimmer um. An der linken Seite befanden sich hohe Fenster, vor denen dünne Stores hingen. Dicke Regentropfen klatschen gegen die Scheiben, und in der Ferne grollte der Donner. Ein Blitz zuckte über den Himmel. Das Prasseln des Regens wurde stärker.
Creeper trat hinter sie und nahm ihren Teller an sich. Sie sah sich den unheimlichen Mann an. Sein Gesicht war völlig ausdruckslos.
»Nachtisch, Madame?«
Sie schüttelte den Kopf.
»Kaffee?«
»Ja, gern.«
Die meisten der Dämonen hatten das Essen beendet. Sie tranken Kaffee und Cognac. Nur Xavier Villar und Viale Mouthino hatten mit großem Appetit gegessen.
Coco warf Olivaro einen Blick zu. Er hatte sich das Essen wohl anders vorgestellt, dachte sie. Seine Chancen, tatsächlich Asmodis Stelle einzunehmen, waren so gering wie nie zuvor. Überhaupt nichts war nach seinem Wunsch verlaufen. Coco konnte sich nicht erinnern, je an einem so trostlosen Essen teilgenommen zu haben.
»Mein Kompliment«, sagte Viale Mouthino. »Das Essen war ganz ausgezeichnet.«
Olivaro verbeugte sich leicht.
Coco schauderte. Sie wußte, daß der Ghoul Menschenfleisch gegessen hatte. Der Gedanke daran steigerte ihre Übelkeit. Aber es ging nicht nur ihr so. Einige der Dämonen sahen betreten drein. Coco erinnerte sich an die erbitterten Diskussionen im Haus ihrer Eltern. Da war oft darüber gesprochen worden, daß man die Ghouls aus der Familie ausstoßen sollte; sie waren zu scheußliche Geschöpfe.
Mouthino grinste. Ihm war die Wirkung seiner Worte durchaus bewußt. Er hatte absichtlich wie ein Wilder die Fleischstücke hinuntergeschlungen und dabei kaum gekaut. Sein Magen war voll, und er lehnte sich zufrieden zurück. Seine Interessen beschränkten sich hauptsächlich aufs Essen. Er war nichts als ein feiger Aasfresser, zu ängstlich, um selbst zu töten.
Vor vielen hundert Jahren waren die Ghouls hinter den Dämonen hergezogen und hatten die Opfer der unzähligen blutigen Kämpfe beseitigt. Damals waren sie brauchbar gewesen, doch jetzt waren sie nutzlos und erweckten nur Ekel und Abscheu.
Der Leichenfresser rülpste lautstark. Er war sich seiner Außenseiterrolle durchaus bewußt. Die meisten anderen Dämonen hatten sich im Lauf der Jahre die Sitten der Menschen angewöhnt. Das war aus Sicherheitsgründen notwendig gewesen. Die Ghouls hatten sich dagegen nur sehr notdürftig den neuen Zeiten angepaßt. Der Großteil von ihnen mied die großen Städte. Hauptsächlich lebten sie in einsamen Gegenden.
Mouthino schenkte sich ein Glas Mineralwasser ein und schlürfte behaglich. Er warf Coco einen Blick zu, und seine gute Laune schwand. Plötzlich spürte er ein Brennen im Magen. Ein bohrender Schmerz durchzuckte seine Eingeweide. Er krümmte sich und atmete rascher. Die rotgelben Augen weiteten sich, und das Gesicht schien zu zerfließen. Das Glas entfiel seinen kraftlosen Fingern, krachte auf den Boden und rollte unter dem Tisch.
»Was ist mit Ihnen los, Mouthino?« fragte Xavier Villar.
Der Ghoul keuchte. Mit beiden Händen griff er sich an den Leib. Sein Gesicht veränderte sich erschreckend. Die Haut platzte an einigen Stellen auf und hing in Fetzen herunter; sie verfärbte sich und wurde schwarz. Mouthino wollte etwas sagen, doch nur ein unverständliches Röcheln kam über seine blutleeren Lippen. Dann war ein lauter Knall zu hören, und der Leib des Monsters fiel in sich zusammen. Gläser und Teller stürzten um, als der Leichenfresser zu Boden stürzte. Er wand sich unter Schmerzen. Rotgelbes Blut quoll aus seinem Körper.
Die Dämonen sprangen auf. Jong wollte dem Ungeheuer zu Hilfe kommen, doch er kam zu spät. Eine mächtige Explosion zerriß Mouthinos Leib. Eine meterhohe
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