017 - Das Höllenschwert
entlang. Hände griffen nach ihm. Er riß sich los. Männer und Frauen liefen hinter ihm her. Vielleicht waren sie besessen und gehorchten deshalb Ammorghs Befehlen. Wie auch immer, sie waren gefährlich, und wenn es Waxman nicht gelang, ihnen zu entkommen, war er verloren.
Er stürmte über den schmatzenden, schlammigen Boden, an einem Haus vorbei und in eine Scheune hinein, die er von innen verriegelte. Fäuste trommelten wütend gegen das Holztor.
»Komm heraus!« bellte einer der Dorfbewohner. »Es hat keinen Zweck! Wir kriegen dich doch!«
Hollis Waxman blickte sich suchend um. Er entdeckte einen alten Karren, der nur noch drei Räder hatte. Atemlos stemmte er sich dagegen. Die Anstrengung trieb ihm den Schweiß aus allen Poren.
Die Adern traten ihm weit aus dem Hals. Er wollte das Tor mit dem Karren verbarrikadieren.
Zwei große, kräftige Männer versuchten das Tor einzurenen. Es krachte und schepperte bei jedem Ansturm, und der Riegel ächzte bedenklich.
Endlich brachte Waxman den Karren in Bewegung. Er schob ihn vor das Tor. Draußen schnarrte der mit der Axt: »Weg da! Das haben wir gleich! Laßt mich mal!«
Wuchtige Schläge trafen das Tor. Holzsplitter flogen davon. Die Bretter brachen knirschend auseinander. Waxman wich langsam zurück. Er war hier drinnen nicht gerettet. Die Scheune war umzingelt. Jemand versuchte auf der anderen Seite die Wand zu durchbrechen. Sie arbeiteten ringsherum, um ihn zu kriegen.
Zwischen zwei Brettern streckte sich Waxman ein Arm entgegen, den er nicht bemerkte. Rückwärtsgehend näherte er sich der Hand, die auf ihn wartete. Als er gegen sie stieß, packte sie zu. Die Finger krallten sich in sein Hemd.
»Ich hab’ ihn!« schrie der Kerl, der Waxman erwischt hatte.
»Hierher! Ich hab’ ihn!«
»Zieh ihn an die Wand heran!« verlangte jemand anders.
Waxman wuchtete sich nach vorn. Der Ruck reichte aus, um sich loszureißen. Sein Hemd zerriß dabei. Er drehte sich um, und was er dann sah, ließ ihm die Haare zu Berge stehen.
Ein langes Messer zuckte herein. Wenn Waxman auf die Wand zugerissen worden wäre, hätte die blitzende Klinge ihn getroffen.
Er stöhnte bestürzt auf. Denen schien es egal zu sein, wie sie ihn kriegten – tot oder lebendig. Hauptsache sie wurden seiner habhaft.
Der mit der Axt arbeitete wie ein Besessener. Er legte seinen ganzen Ehrgeiz in jeden einzelnen Hieb. Er wollte derjenige sein, der den Zugang zu Waxman freilegte.
Ringsherum knirschten Bretter, knackte Holz. Hollis Waxmans Herz trommelte wild gegen die Rippen. Wie lange konnte er sich hier drinnen halten? Wann würde einer der Dorfbewohner die Scheune geknackt haben? Sie arbeiteten wie Termiten. Hier wackelte schon ein Brett, dort ein Pfosten. Das Loch, das der Bursche mit der Axt schlug, wurde immer größer. Waxman konnte schon das Gesicht des Mannes sehen.
Und noch etwas sah Hollis Waxman!
Eine Sichel!
Sie hing an einem rostigen Nagel, hatte einen abgeschabten Griff und ein vom Rost angefressenes Sichelblatt. Bestimmt war auch die Schneide nicht mehr ganz so scharf, wie es sich gehörte, doch das war Waxman nicht wichtig. Die Sichel war eine Waffe, mit der er sich verteidigen konnte.
Augenblicklich holte er sie sich, und als sich ihm wieder ein Arm entgegenstreckte, schlug er zu. Voll Wut.
Ein markerschütternder Schrei. Der blutige Arm wurde zurückgerissen. »Er hat mich verletzt!« brüllte draußen der Getroffene. »Er hat mich verletzt! Er besitzt eine Waffe!«
Für einen Moment hatte es den Anschein, als würden die Bewohner von Morglanssie ihr Vorhaben aufgeben. Die Termiten stellten ihre Arbeit ein. Stille herrschte. Nur das Stöhnen und Jammern des Verletzten war zu hören.
Und dann entschied der Wirt: »Na schön, dann machen wir es eben anders.«
Hollis Waxman erfuhr nicht, wie. Jedenfalls nicht sofort. Mehrere Männer zogen sich von der Scheune zurück. Auch der Wirt war dabei. Sie hielten Kriegsrat. Es dauerte nicht lange. Dann verschwand etwa die Hälfte der Leute. Als sie wiederkamen, trugen sie dicke Reisigbündel, die sie um die Scheune herum aufschichteten.
Hollis Waxman fing an zu begreifen.
Die wollten aus der Holzscheune einen riesigen Scheiterhaufen machen! Er sollte darin verbrennen!
***
Ammorgh, der Geierdämon, stand wieder auf den Zinnen seines düsteren Schlosses. Kein ungebetener Gast durfte sich hierher wagen, sonst war er des Todes. Vielschichtig waren die Gefahren, die auf Blackrock Hall lauerten.
Der Schloßherr blickte weit über
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