017 - Das Höllenschwert
das Land. Vor ihm lag Morglanssie, das Dorf, das ihm treu ergeben war. Wie ein schwarzer Spiegel glänzte Loch Dombar.
Dort war Tamcout, jenes Dorf, das mit Recht Angst vor dem Schloß und vor den Menschen in Morglanssie hatte.
Harte, felsige Bergbuckel wechselten mit sanften Waldhügeln ab.
Das war seine Welt. Hier regierte Ammorgh. In diesem Gebiet diktierte er das Geschehen.
Er blickte zum See hinunter. Dort war das Boot auf Blackrock Hall zugerast. Ammorgh hatte der Versuchung einfach nicht widerstehen können. Er mußte sich dieses schöne junge Mädchen holen.
Für gewöhnlich ließ er die anderen diese Arbeit tun. Es unterstanden viele seiner Befehlsgewalt. Nicht nur die Bewohner von Morglanssie. Ammorgh konnte auch mit Medien in größeren Entfernungen telepathische Verbindung aufnehmen. Wenn er wollte, daß sie etwas für ihn erledigten, brauchte er ihnen nur einen gedanklichen Befehl zu erteilen, und schon wurden sie für ihn aktiv.
Oh, sein Einflußbereich reichte sehr weit, doch niemand ahnte das, denn er übertrieb die Sache niemals, war sehr vorsichtig und versuchte so wenig wie möglich aufzufallen, denn er wollte seine Ruhe haben.
Hätte er zuviel Wind gemacht, so hätte das Geistliche und Dämonenjäger auf den Plan gerufen, die alle versucht hätten, ihn zu vernichten. Er aber kämpfte nicht gern. Nur dann, wenn es unbedingt sein mußte. Er blühte lieber wie eine tödliche schwarze Blume im verborgenen und ließ es sich auf seinem Schloß, diesem Hort des Grauens, gutgehen.
Ammorgh war ein stattlicher Mann, wenn er in Menschengestalt auftrat. Sein Teint war so dunkel, daß der Verdacht nahelag, er stamme nicht aus dieser Gegend. Araber sahen so aus, und in der Tat hatte er in früheren Jahrhunderten auf diesem anderen Erdteil gelebt und sein Unwesen getrieben. Damals noch mit größerer Wildheit.
Viele unglückliche Menschen hatten auf arabischem Boden das von ihm geführte Höllenschwert zu spüren bekommen. In Laufe der Zeit, die Ammorgh nun schon auf Erden weilte, waren Legionen von Toten zusammengekommen, die alle auf sein schwarzes Konto gingen.
Der Höllenfürst war mit ihm zufrieden und ließ ihn nach eigenem Gutdünken schalten und walten, denn es war stets richtig und im Sinne der Hölle, was Ammorgh machte.
Groß und stattlich war er, dieser Geierdämon. Um seine breiten Schultern hing ein schwarz gefiederter Umhang. Er trug einen eisernen Brustpanzer, auf dem ebenfalls schwarze Federn klebten, sein finsterer Blick war furchterregend, die ganze Erscheinung wirkte gefährlich. An einem breiten Kettengürtel hing das Höllenschwert, auf dessen Besitz Ammorgh ungemein stolz war.
Selbst wenn es vollkommen dunkel war, tanzten auf der scharfen Höllenklinge blitzende Lichtreflexe. Sie kamen aus dem Schwertinneren, in dem sich pulsierendes Leben zu befinden schien.
Diese Waffe war einmalig im Universum des Schreckens. Viele Dämonen beneideten Ammorgh darum. Sie hätten das Höllenschwert gern besessen, doch nicht jeder war als Besitzer geeignet.
Das Schwert suchte sich aus, wem es dienen wollte. Es mußte immer ein tapferes, überdurchschnittlich mutiges Wesen sein.
Brachte der Waffenträger diese Voraussetzung nicht mit, so richtete sich das Höllenschwert gegen ihn und vernichtete ihn.
Es lebte.
Und es tötete seit Ewigkeiten für Ammorgh, den gefürchteten Geierdämon.
Sein Blick richtete sich grimmig nach Süden. Er fühlte, daß Gefahr im Anzug war, und das behagte ihm nicht. Jemand wollte ihn in seiner Ruhe stören. Jemand war aufgestanden, um ihn zu bekämpfen.
Höllenwellen trugen diese Nachricht an ihn heran. Er konzentrierte sich auf sie. Noch waren sie schlecht zu verstehen, aber sie nahmen an Deutlichkeit zu. Vor seinem geistigen Auge erschienen Gesichter.
Fremde Gesichter.
Ammorgh hatte sie noch nie gesehen. Die Unterwelt lieferte ihm die Namen dazu, und plötzlich ging ein harter Ruck durch Ammorghs Körper. Die Namen waren: Tony Ballard und Mr. Silver. Es gab kaum einen Dämon, dem diese Namen nicht geläufig gewesen wären.
Tony Ballard und Mr. Silver – die erbittertsten Feinde der schwarzen Macht!
Wer sie zum Gegner hatte, mußte sich vorsehen. Sie waren gefährlich. Ihre Erfolge ließen die Vertreter des Bösen vor Wut schäumen.
Tony Ballard und Mr. Silver, dieses mutige Tandem, hatte zum Beispiel Yercell, Satans Bogenschützen, vernichtet. [4]
Und auch Lathor, der Mann mit dem Wolfsschwert, war auf der Strecke geblieben. [5]
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