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017 - Der Engel des Schreckens

017 - Der Engel des Schreckens

Titel: 017 - Der Engel des Schreckens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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hinauswerfen, das eigentlich Ihren Frauen und Kindern zugute kommen müßte.«
    »Det stimmt«, sagte Mr. Hoggins.
    »Da gibt es zum Beispiel eine junge Dame, die wirklich unerlaubt reich ist«, schwatzte Jean weiter. »Sie wohnt im obersten Stock des Hauses Cavendish Mansions Nr. 84, und denken Sie, wie unvorsichtig sie ist: Sie schläft immer bei offenem Fenster. Und vom Dach aus kann man so leicht bei ihr einsteigen - die Feuerleiter ist auch ganz in der Nähe. Alle Schmucksachen hat sie in der Wohnung, versteckt sie Nachts unter ihrem Kopfkissen, und im Schlafzimmer liegen immer Hunderte von Pfund herum- halten Sie so etwas für möglich? Das nenne ich die Schwachen in Versuchung führen.«
    Sie hob ihre unschuldsvollen blauen Augen, bemerkte das erregte Flimmern in den Blicken der beiden Männer und fuhr fort:
    »Hunderte von Malen habe ich ihr schon gesagt, wie gefährlich das für sie ist, aber sie lacht mich nur aus. Es schläft ja ein alter Mann in der Wohnung - ein schwacher alter Mann, der nur einen Arm gebrauchen kann. Natürlich würde er ihr zu Hilfe kommen, wenn sie schreit; aber ein richtiger Einbrecher würde ihr doch gar nicht Zeit zum Schreien lassen. Habe ich nicht recht?«
    Die beiden Männer sahen sich an.
    »Ja«, sagte der eine mit einem tiefen Seufzer.
    »Zumal ein Einbrecher, wenn er wirklich so geschickt ist, wie man es oft in den Zeitungen liest, sie doch sicher nicht mit solcher Schonung behandelt, daß sie ihn später verraten kann.«
    Mr. Hoggins räusperte sich. »Det kann man kaum annehmen, Miss.«
    Jean zuckte mit den Schultern.
    »Frauen begehen oft solche Torheiten, und dann tadeln sie die armen Menschen, für die tausend Pfund ein Vermögen sind, das sie beinahe nur aufzuheben brauchen. Ich nenne das Verleitung zum Bösen. Um keinen Preis möchte ich in dem Haus Cavendish Mansions 84 wohnen.«
    »Cavendish Mansions 84«, murmelte Mr. Hoggins in Gedanken.
    Seine letzte Strafe war zehn Jahre Gefängnis gewesen, die nächste würde lebenslänglich sein. Niemand wußte das besser als Jean Briggerland, die nun fortfuhr, über den Klub und die wundervolle Arbeit zu sprechen, die dort geleistet wurde.
    Sie verabschiedete endlich ihre Besucher und ging in ihren Salon hinauf. Auf der Treppe traf sie die ältliche Zofe, die ihr leise sagte: »Mary ist in Ihrem Zimmer, Miss.«
    Jean runzelte die Brauen, antwortete aber nicht.
    Das Mädchen, das verlegen in der Mitte des Zimmers stand, grüßte sie mit einem um Entschuldigung bittenden Lächeln.
    »Es tut mir leid, Miss, aber ich habe heute morgen meine Stellung aufgeben müssen. Der alte Mann hat mich erkannt. Er ist 'n Schnüffler - ein Detektiv.«
    Jean sah sie mit regungslosem Gesicht an, nur die Winkel ihres schönen Mundes senkten sich schmerzvoll - eine winzig kleine Bewegung, die schon das tiefste Mitleid so mancher Richter und unzähliger Anwälte erweckt hatte.
    »Wann war das?«
    »Gestern abend, Miss. Als er kam, wurde ich ein bißchen ausfallend, und dann fiel er über mich her, der gemeine Kerl, erzählte mir meinen richtigen Namen und daß ich die Stellung mit gefälschten Zeugnissen erhalten hätte.«
    Jean setzte sich langsam in die Kissen des venezianischen Sessels, der vor ihrem Schreibtisch stand.
    »Jaggs?« fragte sie.
    »Ja, Miss.«
    »Und warum sind Sie nicht sofort hierhergekommen?«
    »Ich hatte Angst, daß man mir nachgehen würde, Miss.«
    Jean biß sich nachdenklich auf die Lippen und nickte.
    »Das war sehr richtig.« Nach kurzer Überlegung fügte sie hinzu: »In der nächsten Woche sind wir in Paris. Das beste ist, Sie nehmen den Nachtzug und warten dort in der Wohnung auf uns.«
    Dann gab sie dem Mädchen einige Banknoten und schickte es fort. Beinahe eine Stunde saß Jean regungslos vor dem Feuer und blickte auf die glühenden Kohlen. Endlich stand sie auf und zog die schweren seidenen Vorhänge zu. Ein Lächeln lag auf ihrem Gesicht. Dieses Nachdenken hatte sich gelohnt.
    Sie ging ins Arbeitszimmer und setzte ihrem Vater den teuflischen Plan auseinander, den ihr erfinderischer Kopf entworfen hatte. Bleich und entsetzt lauschte Mr. Briggerland.

Kapitel 12
    Mr. Briggerland legte die Zeitung nieder und blickte zu seiner Tochter hinüber, die auf der anderen Seite des Frühstückstisches saß. Der Leiter seines East-End-Klubs hatte ihm am, Morgen einen etwas ungünstigen Bericht über einige Mitglieder telefoniert.
    »Erinnerst du dich an den Mann Talmot?«
    Sie nickte und sah von ihren Briefen auf.
    »Ha, was

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