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017 - Der Engel des Schreckens

017 - Der Engel des Schreckens

Titel: 017 - Der Engel des Schreckens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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zu machen, an dem er jetzt arbeitet. Er war ganz entsetzt, als er las, daß gerade dieser Mann entsprungen war, den der Anstaltsarzt als besonders gefährlich bezeichnet hatte.« Ihre großen, traurigen Augen lagen auf Jack, als sie verwundert den Kopf schüttelte. »Wenn ein Roman so etwas brächte, würde man es nie glauben.«
    »Und dieser Hoggins?« fuhr Jack fort, der ihre Verwunderung gar nicht teilte. »Das war doch auch ein Bekannter von Ihnen, ein Mitglied des Vereins, den Ihr Vater gegründet hat?«
    Sie zog nachdenklich die Brauen zusammen.
    »Ich kann mich an den Namen nicht erinnern, aber wenn er einen sehr schlechten Leumund hat« - sie lächelte - »bin ich sicher, daß er in Vaters Klub ist. Mein Vater tut mir wirklich leid! Ich glaube nicht, daß es ihm gelingen wird, East End auf eine höhere moralische Stufe zu bringen.«
    »Ganz meine Meinung«, stimmte Jack bei. »Die Frage ist nur: Wird East End bei Ihrem Vater mehr Erfolg haben?«
    Ein Lächeln erschien auf ihrem schönen Gesicht.
    »Das ist aber nicht nett von Ihnen! Ich möchte wissen, warum Sie meinen Vater nicht leiden können. Er ist doch wirklich so - harmlos. Liebste Lydia«, sie wandte sich verzweifelt dem jungen Mädchen zu, »ich fürchte, daß Mr. Glover sogar hinter diesem Vorfall meinen - bösen Einfluß vermutet.«
    »Sie sind die am wenigsten böse Person, die ich je kennengelernt habe, Jean«, lachte Lydia, »und in Wirklichkeit glaubt ja Mr. Glover diese abscheulichen Sachen auch nicht.«
    »Meinen Sie?« fragte Jean sanft, und Jack sah, daß sie sich innerlich vor Lachen schüttelte.
    Es lag ein gewisser tödlicher Humor in der Situation, und auch der junge Anwalt empfand ihn. Er grinste.
    »Ich wünschte wirklich, Sie heirateten, Miss Briggerland, und würden vernünftig«, sagte er unvorsichtig.
    Das war ihre Chance. Sie schüttelte langsam den Kopf, die Mundwinkel senkten sich traurig, und ihre Augen feuchteten sich vor Mitleid.
    »Ich wünschte, ich könnte es.« Sie flüsterte beinahe. »Aber, Jack, ich kann Sie nie, nie heiraten!«
    Und sie ließ Jack sprachlos zurück - er war nicht einmal imstande zu stöhnen.
    Lydia, die ihren Besuch an die Tür begleitet hatte, bemerkte seine Verlegenheit und schnitt seine lebhaften Erklärungen kühl ab.
    »Ich - ich hatte Ihnen geglaubt, Mr. Glover, als Sie mir versicherten, es sei nicht wahr.« Und in ihrem Ton lag ein Vorwurf, über den sie sich später ärgerte.

Kapitel 16
    Lydia hatte versprochen, Mrs. Cole-Mortimer am Abend ins Theater zu begleiten, und war froh, aus der tragischen Atmosphäre ihres Heims herauszukommen.
    Mrs. Cole-Mortimer, die sonst von kostspieligen Unterhaltungen wenig hielt, hatte eine Loge, und während des letzten Aktes machte sie Lydia einen Vorschlag, auf den diese freudig einging.
    »Ich habe eine kleine Villa in Cap Martin, wirklich nur ein kleines Häuschen, aber ich glaube, es würde Ihnen gefallen. Ich gehe so ungern allein an die Riviera und würde mich sehr freuen, wenn Sie als mein Gast mitkommen würden und wenn ich Sie dort bemuttern dürfte. Ich lasse meine Jacht nach Monaco bringen und bin überzeugt, wir werden eine nette Zeit miteinander verbringen.«
    Lydia nahm Jacht und Villa genauso auf wie die Einladung - ohne sich Gedanken darüber zu machen. Daß die Jacht erst am selben Morgen und die Villa am vorhergehenden Tage telegrafisch gemietet worden waren, konnte sie begreiflicherweise nicht ahnen. Soweit sie wußte, war Mrs. Cole-Mortimer sehr vermögend; daß Jean Briggerland die Mittel für den Rivieraaufenthalt lieferte, hätte sie sich nie träumen lassen.
    Erst viel später erfuhr Lydia, daß Mrs. Cole-Mortimer nur von geborgtem Geld lebte, das sie weder zurückzahlen konnte noch wollte.
    Jean hatte Mrs. Cole-Mortimer angedeutet, daß sie an der Riviera ohne Wissen ihres Vaters mit jemand zusammentreffen wollte, und sehr deutlich zu verstehen gegeben, daß sie für alle Unkosten aufkommen werde. Das genügte völlig, um Mrs. Cole-Mortimer für diesen Plan zu begeistern, wie es auch seinerzeit genügt hatte, sie als Freundin Merediths auftreten zu lassen. Sie gehörte zu jenen Menschen, die die Fähigkeit haben, an ihre eigenen Erfindungen zu glauben, die ein Lüge so oft wiederholen, bis sie selbst von ihrer Wahrheit überzeugt sind. Mrs. Cole-Mortimer war jetzt schon davon überzeugt, daß die Villa im Süden und die Jacht aus ihrer Tasche bezahlt würden.
    Schwieriger aber war es für sie, das unfehlbare System zu erklären, das

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