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017 - Der Engel des Schreckens

017 - Der Engel des Schreckens

Titel: 017 - Der Engel des Schreckens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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können.« Lydia hatte nicht erwartet, Mr. Briggerland und Jean zu finden, die in bequemen Korbsesseln auf der Veranda saßen und auf die See blickten. Mrs. Cole-Mortimer hatte es sorgfältig vermieden, Jean zu erwähnen.
    »Hatte ich Ihnen denn nicht erzählt, daß Briggerlands hier sein würden?« rief sie in gemachtem Erstaunen. »Aber natürlich. Jean ist doch zwei Tage vor uns abgereist, und wir sind doch eine so nette, kleine Gesellschaft. Spielen Sie Bridge?«
    Lydia spielte nicht Bridge. Sie erklärte sich aber gern bereit, es zu lernen.
    Die letzten Tagesstunden verbrachte sie in dem großen Garten, der bis zum Fahrweg am Meeresufer hinabging.
    Mrs. Cole-Mortimer war nervös und in gedrückter Stimmung. Sie hatte unangenehme Nachrichten erhalten und wußte nicht, ob sie diese mitteilen sollte. Endlich konnte sie sich nicht mehr zurückhalten und ließ die Bombe platzen.
    »Celeste hat mir erzählt, der kleine Junge des Gärtners hat die schwarzen Blattern«, sagte sie kläglich.
    Jean war gerade mitten in einer lustigen Geschichte, die sie Lydia erzählte, und unterbrach sich nicht einen Augenblick. Aber der Eindruck auf Mr. Briggerland war, wenigstens für Mrs. Cole-Mortimer, völlig genügend. Er stieß den Stuhl zurück und blinzelte die ›Herrin des Hauses‹ an.
    »Blattern?« rief er entsetzt. »Hier - auf Cap Martin? Allmächtiger! Hast du gehört, Jean?«
    »Gehört... was?« frage, sie nachlässig. »Ach, von dem Gärtnerjungen? Aber ja. Die Blattern grassieren an der ganzen italienischen Riviera, und in der vergangenen Woche war sogar die Grenze gesperrt.«
    »Aber - aber hier!« stotterte Briggerland.
    Lydia sah ihn sprachlos an. Die Angst dieses großen Mannes war deutlich sichtbar. Sein rotbraunes Gesicht hatte sich schmutziggrau gefärbt, und seine Unterlippe zitterte wie die eines erschrockenen Kindes.
    »Und warum nicht hier?« fragte Jean kühl. »Das ist doch kein Grund, sich aufzuregen. Sind Sie kürzlich geimpft worden, Lydia?«
    »Das letztemal als Baby - und auch da ohne großen Erfolg, wie man mir gesagt hat.«
    »Auf jeden Fall liegt das Kind ganz allein in dem kleinen Häuschen und soll heute Nacht nach Nizza gebracht werden«, Sagte Jean. »Armer kleiner Kerl! Sogar seine Mutter hat ihn im Stich gelassen. Gehen Sie heute abend ins Kasino?«
    »Ich weiß nicht recht«, antwortete Lydia. »Ich bin sehr müde, würde aber doch ganz gern hingehen.«
    »Dann begleitest du Lydia«, wandte sie sich an ihren Vater, »und du auch, Margaret. Wenn ihr zurückkommt, ist der kleine Patient schon auf dem Weg nach Nizza.«
    »Wollen Sie denn nicht mitkommen?« fragte Lydia.
    »Nein, ich möchte zu Hause bleiben. Ich habe mir he ute morgen den Fuß verstaucht, und er ist noch etwas steif, Vater!«
    Ihre Stimme klang scharf, beinahe drohend, wie es Lydia vorkam, und Mr. Briggerland machte eine heroische Anstrengung, seine Fassung wiederzufinden.
    »Aber selbstverständlich, Kleine - mit dem größten . . . hm . . . Vergnügen.«
    Während Lydia sich in dem großen Schlafzimmer, dessen Fenster auf die See gingen, umkleidete, sprach Briggerland mit seiner Tochter.
    »Warum hast du mir nicht gesagt, daß es Blattern auf Cap Martin gibt?«
    »Weil ich es selbst erst erfuhr, als Margaret uns in ihrer rücksichtsvollen Weise die Neuigkeit beibrachte«, antwortete sie kühl. »Allerdings hatte ich eines der Mädchen erzählen hören, daß der Gärtnerjunge krank sei und daß seine Mutter ihn verlassen habe. Das war aber auch alles.«
    »Schon der Gedanke an solch eine Krankheit jagt mir Grauen ein«, brummte er. »Warum begleitest du uns nicht - die Sache mit deinem Knöchel stimmt doch nicht?«
    »Warum? - Weil ich es vorziehe hierzubleiben.«
    »Jean«, sagte er, »ist es nicht besser, wir lassen das Mädel in Ruhe - wenigstens bis die Affäre mit dem wahnsinnigen Arzt etwas vergessen ist?«
    Bevor sie antwortete, zog sie die goldene Zigarettendose aus seiner Westentasche, nahm sich eine Zigarette und steckte das Etui wieder zurück.
    »Wir können es uns nicht leisten, sie ›in Ruhe zu lassen‹, wie du dich ausdrückst - auch nicht für eine einzige Stunde. Denkst du denn nicht daran, daß ihr Anwalt sie jeden Tag veranlassen kann, ein Testament zu machen, in dem sie ihr Vermögen einem ... Katzenasyl oder Hundeheim vermacht? Wenn es keinen Jack Glover gäbe, könnten wir ruhig noch ein paar Monate warten. Und Glover macht mir noch weniger Sorgen als dieser Jaggs. Es wird dich freuen, wenn ich

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