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017 - Der Engel des Schreckens

017 - Der Engel des Schreckens

Titel: 017 - Der Engel des Schreckens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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Ankleidezimmer gute Nacht.
    Ein Mädchen hatte das Nachtzeug zu Lydias Überraschung auf eine große, geschnitzte Bank gelegt, und Lydia zog sich schnell aus.
    Als sie die Tür zum Schlafzimmer öffnete, ihre Hand lag schon auf dem Lichtschalter, kam ihr ein scharfer, nicht unangenehmer Geruch entgegen. ›Desinfektionsmittel‹, sagte ihr Gehirn mechanisch. Sie schaltete das Licht ein und blieb überrascht stehen. Ihr Bett triefte. Wasser tropfte von der überhängenden Decke auf den Fußboden, auf dem sich schon große Lachen gebildet hatten. Nicht eine einzige trockene Stelle vom Kopf- bis zum Fußende des Bettes. Wer auch der Täter gewesen sein mochte, er hatte seine Arbeit gründlich verrichtet. Decken, Laken, Kopfkissen waren durch und durch naß, und über allem schwebte der scharfe Geruch, den sie schon erkannt hatte, bevor sie noch die leere Flasche mit der Aufschrift ›Wasserstoffsuperoxyd‹ auf dem Boden liegen sah.
    Sie starrte sprachlos die Verwüstung an. Es war schon zu spät, um noch nach einem Mädchen zu klingeln. Da fiel ihr die große Bank im Ankleidezimmer mit ihren Decken und Kissen ein.
    Wenige Minuten später war sie fest eingeschlafen. Nicht so Miss Briggerland. Eine Zigarette zwischen den Lippen und ein dickes Buch auf den Knien, saß sie in ihrem Bett und las: ›Derartige Krankheitsfälle sind beinahe ohne Ausnahme tödlich. Manchmal kann der Tod so schnell eintreten, daß die Anzeichen der eigentlichen Krankheit kaum sichtbar sind.‹ Sie warf das Buch auf den Boden, drückte sorgfältig ihre Zigarette in der Alabasterschale aus und legte sich in die Kissen.

Kapitel 19
    »Oh, Miss«, sagte das Mädchen, als es am nächsten Morgen ein Tischchen mit einer Tasse Schokolade neben Jeans Bett stellte, »haben Sie schon von Mrs. Meredith gehört?«
    Jean blinzelte, schlüpfte in den Morgenrock und richtete sich auf.
    »Ob ich von Mrs. Meredith gehört habe? Oft genug schon!« sagte sie gähnend.
    »Aber was man in der Nacht mit Mrs. Merediths Zimmer gemacht hat?«
    Jean war jetzt völlig wach.
    »Was ist denn Mrs. Meredith zugestoßen?« »Jemand hat ihr einen Streich gespielt. Ihr ganzes Bett trieft.«
    »Trieft?« wiederholte Jean stirnrunzelnd.
    »Ja, Miss«, nickte das Mädchen. »Man muß das Wasser eimerweise auf das Bett geschüttet haben, und das ganze Wasserstoffsuperoxyd von Mrs. Cole-Mortimer ist verbraucht worden, das sie immer zum Händewaschen benutzt.«
    Jean setzte sich auf den Rand des Bettes und blickte gedankenvoll auf ihre kleinen, weißen Füße hinunter.
    »Wo hat denn Mrs. Meredith geschlafen? Warum hat sie uns nicht geweckt?«
    »In ihrem Ankleidezimmer, Miss. Ich glaube, Mrs. Meredith wollte niemand stören.«
    »Wer hat sich denn den - Spaß geleistet?«
    »Ich habe keine Ahnung, Miss. So ein dummer Streich - ich bin sicher, keines der Mädchen hätte das fertigbekommen, wenigstens die französischen nicht.«
    Jean fuhr in die kleinen Pantöffelchen, zog sich einen wärmeren Morgenrock über und ging in Lydias Zimmer.
    Das junge Mädchen war beim Ankleiden, und ihre frische, junge Stimme - sie trällerte ein Liedchen vor sich hin - klang Jean schon auf dem Gang entgegen.
    Ein Blick auf das Bett genügte. Es war noch feucht, und die leere Wasserstoffsuperoxyd-Flasche sprach für sich selber.
    »Was ist denn nun eigentlich passiert, Lydia?«
    Beim Klang ihrer Stimme drehte sich Lydia herum.
    »Ach, das Bett meinen Sie?« Sie schnitt eine kleine Grimasse. »Das mag der Himmel wissen. Heute morgen kam mir der Gedanke, daß vielleicht jemand mein Zimmer desinfizieren wollte - der kleine Junge, der so schwer krank ist, fiel mir ein - und die Sache etwas übertrieben hat.«
    »Und ob das übertrieben ist«, sagte Jean scharf. »Ich bin neugierig, was Mrs. Cole-Mortimer sagen wird. Haben Sie denn keine Idee, wer -«
    »Nicht die geringste«, beantwortete Lydia die unvollendete Frage.
    »Ich werde zu Mrs. Cole-Mortimer gehen und veranlassen, daß Sie ein anderes Bett bekommen - Sie können auch ein anderes Zimmer haben, wenn Sie wollen«, schlug Jean vor.
    Jean ließ Lydia allein, badete und kleidete sich gemächlich an.
    Dann suchte sie ihren Vater auf, der im Schatten eines Gebüsches den ›Nicois‹ las.
    »Ich habe meinen Plan geändert«, begann sie ohne weitere Vorrede.
    Er blickte über seine Brille zu ihr empor.
    »Ich wußte gar nicht, daß du überhaupt einen hattest«, erwiderte er sarkastisch.
    »Ich hatte die Absicht, mit dir nach London

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