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017 - Der Engel des Schreckens

017 - Der Engel des Schreckens

Titel: 017 - Der Engel des Schreckens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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zugeben muß, daß ich vor dem Alten beinahe Angst habe.«
    »Es ist aber doch keiner von beiden hier . . .«, begann er.
    »Ganz richtig«, sagte Jean. »Keiner von beiden ist hier . . . Aber Lydia erhielt kurz vor dem Essen ein Telegramm von Glover, der anfragt, ob er sie nächste Woche aufsuchen kann.«
    In diesem Augenblick erschien Lydia in der Tür, und Jean Briggerland musterte sie kritisch.
    »Sie sehen entzückend aus, Liebste«, sagte sie und küßte Lydia auf die Wange.
    Mr. Briggerland rümpfte ein wenig die Nase - er tat das immer, wenn Jeans Verhalten ihn empörte.

Kapitel 18
    Jean Briggerland wartete, bis das Summen des Autos in der Ferne verschwunden war. Dann ging sie auf ihr Zimmer und nahm aus dem Wandschrank einen langen, dichtschließenden Staubmantel. In Mrs. Cole-Mortimers Zimmer hatte sie eine große Flasche Wasserstoffsuperoxyd gesehen, das jedenfalls die Verantwortung für das wundervolle Haar dieser Dame trug, aber zu gleicher Zeit ein starkes Desinfektionsmittel war. Sie goß den halben Inhalt in eine Waschschüssel, gab etwas Wasser hinzu und tauchte ein großes seidenes Tuch in diese Mischung; dann drückte sie es aus und knüpfte das noch feuchte Tuch lose um den Hals. Nun zog sie sich eine Gummibadekappe über den Kopf und lächelte dem merkwürdigen Bild zu, das ihr Spiegel zurückwarf. Ein paar lange Lederhandschuhe vervollständigten ihre Ausrüstung.
    Leise schlich sie die teppichbelegte Treppe hinunter. Die Dienstboten waren beim Essen. Jean öffnete die Haustür und ging über den Rasenplatz auf ein Gehölz zu, hinter dem das Häuschen des Gärtners lag.
    Ein matter Lichtschein kam aus dem vorhanglosen Fenster des einen der beiden Räume. Jean konnte das Bett und den kleinen Patienten sehen; sonst war das Zimmer leer. Das Mädchen hatte erzählt, die Mutter habe ihr Kind im Stich gelassen, aber das stimmte nicht ganz. Der Arzt hatte die Mutter in eine Isolierbaracke bringen lassen und an ihre Stelle eine Pflegerin geschickt, die in diesem Augenblick unten an der Straße stand und auf die Ankunft des Krankenwagens von Nizza wartete.
    Jean öffnete die Tür und zog sich das feuchte Tuch über Mund und Nase. Ohne einen Augenblick zu zögern, hob sie das Kind hoch, wickelte es in sein Laken und trug es ins Herrschaftshaus. Geräuschlos stieg sie die Treppe hinauf und ging direkt in Lydias Zimmer. Es war noch hell genug, um das Bett unterscheiden zu können. Sie schlug die Decken zurück, wickelte das Kind aus und legte es in das Bett. Der kleine Kranke war bewußtlos und hatte keinen Laut von sich gegeben. Die häßlichen Anzeichen der Krankheit waren deutlich sichtbar.
    Sie setzte sich und wartete. Ihre beinahe übermenschliche Ruhe wurde auch nicht durch den Gedanken an eine mögliche Entdeckung gestört. Sie hatte alles genau überdacht und auf jede Frage eine Erklärung und Antwort bereit.
    Eine halbe Stunde verging. Dann stand sie auf, schlug das Laken um das Kind und trug es wieder ins Gärtnerhäuschen. Als sie durch die Bäume zurückhuschte, hörte die das Surren eines Motors und eilig sich nähernde Schritte. Sie hätte sich keine Minute länger aufhalten dürfen.
    Sie ging in Lydias Schlafzimmer, brachte das Bett in Ordnung und zerstäubte etwas von dem zarten Parfüm, das sie auf dem Toilettentisch fand. Dann huschte sie noch einmal in den Garten, streifte Mantel, Kappe und Tuch ab und rollte alles in ein Bündel, das sie durch das Gitter eines offenen Kellerfensters schob. Zuletzt zog sie die Handschuhe ab und warf sie hinterher.
    Die Stimmen der Pflegerin und eines Wärters, die den Patienten zum Krankenauto trugen, drangen bis zu ihr.
    »Armes Kerlchen«, murmelte sie. »Hoffentlich wird er wieder gesund.«
    Und merkwürdigerweise meinte sie es wirklich so.
    Es war ein aufregender Abend im Kasino gewesen, und Lydia kam müde, aber glücklich nach Cap Martin zurück. Sie hatte einen Blick in eine ganz neue Welt geworfen und raffte sich auf, obgleich sie im Auto beinahe eingeschlafen wäre, all die neuen Erlebnisse mit der verständnisvollen Jean zu besprechen.
    Mrs. Cole-Mortimer zog sich bald zurück. Mr. Briggerland war sofort in sein Schlafzimmer gegangen, und Lydia konnte sich kaum noch aufrecht halten, aber Jean fand kein Ende, bis -
    »Seien Sie nicht böse, Jean, aber wenn ich jetzt nicht zu Bett gehe, schlafe ich am Tisch ein.«
    »Sie Ärmste!« sagte Jean mitleidig.
    Sie legte den Arm um Lydias Hüfte, begleitete sie nach oben und wünschte ihr vor ihrem

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