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017 - Der Engel des Schreckens

017 - Der Engel des Schreckens

Titel: 017 - Der Engel des Schreckens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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ein, und sie war überrascht, eine Ähnlichkeit zwischen ihm und dem Taxifahrer zu finden, der sie an jenem Abend vom Theater abgeholt hatte. Allerdings hatte jener einen Schnurrbart, und Jeans Chauffeur war glattrasiert und trug einen kleinen Backenbart - aber eine Ähnlichkeit war unbestreitbar vorhanden.
    »Haben Sie Ihren Chauffeur schon lange?« fragte sie, als sie auf der prachtvollen Straße am Meer entlangfuhren.
    »Mordon? Oh, ja, sechs oder sieben Jahre«, erwiderte Jean gleichgültig. »Aber nur für unsere Reisen auf dem Kontinent. Er spricht vorzüglich Französisch und ist ein ausgezeichneter Fahrer. Vater hat schon verschiedene Male versucht, ihn zu bewegen, nach England zu kommen, aber Mordon kann London nicht ausstehen - er hat mir erst kürzlich erzählt, daß er in den letzten zehn Jahren nicht mehr in England war.«
    Damit war der Fall eigentlich erledigt. Aber Lydia erinnerte sich genau an die Stimme des Taxi chauffeurs, und als sie auf der ›Promenade des Anglais‹ ausstiegen, sprach sie Mordon an. Er antwortete französisch; es ist sehr schwierig, wenn nicht unmöglich, Ähnlichkeiten in einer Stimme zu finden, die einmal diese und dann jene Sprache spricht.
    Auf der Promenade drängten sich die Spaziergänger, eine Kapelle spielte, und obgleich der Wind etwas kälter als auf Cap Martin war, war die Sonne warm genug, um die vielen Sonnenschirme zu erklären.
    Die beiden jungen Mädchen speisten bei ›Negrito‹. Plötzlich kam ein Herr auf ihren Tisch zu, in dem Lydia Mr. Marcus Stepney erkannte. Dieser dunkelhäutige, verbindliche Mann war ihr nicht sympathisch, obgleich sie keinen Grund dafür angeben konnte. Sein Benehmen war einwandfrei und ihr gegenüber immer sehr ehrerbietig.
    Wie gewöhnlich war er genau nach den Vorschriften der Mode gekleidet. Mr. Marcus Stepney gehörte zu jenen Männern, die täglich sehr viel Zeit mit der Wahl von Krawatten, Socken und Oberhemden verbringen. Seine Eleganz und eine gewisse Geschicklichkeit beim Kartenspiel waren sein - Betriebskapital, obgleich Lydia dies natürlich nicht ahnen konnte. Bis jetzt hatte er Glück gehabt; auch nicht der Schatten eines Skandals hatte ihn getroffen, er verkehrte in bester Gesellschaft und wurde immer zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Platz gesehen.
    Wenn in Aix Hochsaison war, konnte man mit Sicherheit Mr. Stepney im Palace-Hotel finden, und in der Deauville-Woche sah man ihn im Kasino am Bakkarat-Tisch. Nach Schließung der Säle, wenn selbst der SportKlub in Monte Carlo seine Tore geschlossen hatte, konnte der unersättliche Spieler immer noch ein kleines Spielchen in Marcus Stepneys Privatsalon im Hotel machen.
    Es kann nicht bestritten werden, daß Mr. Stepney Glück, viel Glück hatte. In diesen kleinen Privatsitzungen gewann er zumeist genügend, um die wechselnden Prüfungen der öffentlichen Spieltische aushalten zu können. »Gehen Sie zum Rennen?« fragte er. Es war Rennwoche in Nizza. »Das trifft sich gut! Darf ich mich Ihnen anschließen? Ich habe drei ganz sichere Tips.«
    »Wetten kann ich mir nicht leisten«, antwortete Jean, »ich bin ein armes Mädel. Wenden Sie sich an Lydia, Marcus - sie schwimmt ja im Geld.«
    Marcus blickte Lydia prüfend an.
    »Machen Sie sich keine Sorgen, wenn Sie kein Geld bei sich haben. Ich habe genug, und Sie können es mir ja später zurückgeben. Ich kann eine Million Franken für Sie gewinnen.«
    »Besten Dank«, versetzte Jean kühl, »aber ich glaube nicht, daß Lydia so hoch wetten möchte.«
    Ihr Ton sagte dem Mann deutlich, daß er sich auf verbotenen Jagdgründen bewegte, und Marcus grinste verständnisvoll. Trotzdem war es ein ertragreicher Nachmittag für Lydia. Sie kam beträchtlich reicher nach Cap Martin zurück, als sie es verlassen hatte.
    »Lydia hat Glück gehabt, wie sie mir erzählte«, sagte Mr. Briggerland zu seiner Tochter.
    »Ja. Sie hat ungefähr fünfhundert Pfund gewonnen. Marcus hat nur einen Köder gelegt. Sie hatte keine Ahnung, auf welche Pferde er gesetzt hatte. Nach jedem Rennen erschien er mit ein paar Tausendfrankennoten, und ihre Freude war direkt rührend. Sie hat natürlich keinen Penny gewonnen. Die fünfhundert Pfund waren nichts als ein Lockfischchen - morgen kommt er, um zu sehen, wie fest sie angebissen hat.«
    Mr. Marcus Stepney erschien pünktlich, und zwar zu Mr. Briggerlands Verdruß in feierlichem Schwarz. Der ältere Mann war zu einem eiligen Rückzug gezwungen und erschien bald darauf im gebräuchlichen

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