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017 - Der Engel des Schreckens

017 - Der Engel des Schreckens

Titel: 017 - Der Engel des Schreckens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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Gesellschaftsanzug.
    Marcus Stepneys Benehmen bei Tisch war, wie man es bei einem so vorsichtigen Mann nicht anders erwarten konnte, tadellos. Er widmete sich hauptsächlich Mrs. Cole-Mortimer, aber Jean, die, ohne nach ihm zu blicken, doch jede seiner Bewegungen beobachtete, wußte, daß er nur auf eine günstige Gelegenheit wartete.
    Sie bot sich, als die kleine Gesellschaft nach der Mahlzeit auf der Veranda Platz nahm. Der Abend war etwas kühl, aber Mr. Stepney fand Tücher und Pelze für die Damen, und er arrangierte die Stühle so geschickt, daß Lydia etwas abseits saß. Ein leiseres Gespräch mit ihr mußte auch den schärfsten Ohren unverständlich sein.
    Jean unterhielt sich mit Mrs. Cole-Mortimer und ihrem Vater und rührte sich nicht, bis sie bei dem gedämpften Schein der Lampe über ihnen bemerkte, daß sich Marcus' Kopf vertraulicher seiner Nachbarin näherte. Jetzt stand sie auf und schlenderte zu ihnen hinüber.
    Marcus verfluchte sie nicht; er hielt es für besser, seine Gedanken für sich zu behalten.
    Höflich bot er Jean seinen Stuhl an und zog sich einen anderen heran.
    »Weiß Miss Briggerland das schon?« fragte Lydia.
    »Nein - ich hatte noch keine Gelegenheit, mit ihr darüber zu sprechen«, war seine freundliche Antwort.
    »Darf ich es erzählen?«
    »Aber selbstverständlich.«
    »Mr. Stepney erzählte mir gerade von einer wundervollen Wette, die man morgen machen könnte. Direkt aufregend, Jean! Mr. Stepney ist sicher, daß ich ohne jedes Risiko fünf Millionen Franken gewinne n könnte.«
    »Ausgenommen das Risiko einer Million, die Sie wahrscheinlich setzen müssen«, sagte Jean lächelnd. »Nun, werden Sie es wagen?«
    Lydia schüttelte den Kopf.
    »Erstens habe ich nicht soviel hier in Frankreich, und zweitens würde ich es auch nicht tun, wenn ich das Geld bei mir hätte.«
    Jean lächelte über die Enttäuschung, die Mr. Marcus Stepney mannhaft zu verbergen suchte.
    Später ging sie mit ihm im Garten auf und ab.
    »Marcus«, begann sie, als sie sich außer Hörweite befanden, »Sie sind ein größerer Narr, als ich für möglich gehalten hätte.«
    »Wieso?« fragte Marcus, der nicht in bester Laune war.
    »So roh und gewöhnlich«, sagte sie verächtlich, »so offensichtlich - Hochstapelei. Für erbärmliche zwanzigtausend Pfund! Abgesehen davon, daß Sie ein junges Mädchen betrogen hätten -«
    »Von Betrug kann keine Rede sein«, unterbrach er sie hitzig. »Ich sage Ihnen, Valdau macht unbedingt den Grand Prix.«
    »Aber nicht, wenn Lydia auf ihn setzt«, erwiderte Jean trocken, »dann würde er unbedingt - ich weiß ja, wie es gemacht wird - zweiter werden. Sie würden untröstlich und Lydia um eine Million ärmer sein. Nein, Marcus, das ist ordinär.«
    »Ich kann bald nicht weiter - wo soll ich das Geld hernehmen?« sagte er kurz, ohne auch nur den Versuch zu machen, seinen Beruf als Glücksritter oder seinen niederträchtigen Plan zu verleugnen.
    »Ich habe über Sie nachgedacht, als Sie sich mit Lydia unterhielten - sagen Sie, Marcus, warum heiraten Sie sie nicht?«
    Er blieb stehen und blickte betroffen auf sie hinunter.
    »Lydia heiraten, Jean - sind Sie wahnsinnig geworden? Sie würde mich niemals heiraten.«
    »Und warum denn nicht? Sie müssen es nur richtig anfangen!«
    Er schwieg.
    »Lydia hat sechshunderttausend Pfund, und zufällig weiß ich, daß sie Zweihunderttausend in bar auf der Bank liegen hat.«
    »Warum wollen Sie denn, daß ich sie heirate?« fragte er bedeutsam. »Was kommt denn für Sie dabei heraus?«
    »Für mich? - An die zweihunderttausend auf der Bank kann man leicht heran, und sie würde Ihnen noch mehr geben - « »Warum?«
    »Um in die Scheidung einzuwilligen«, sagte sie kühl. »Ich kenne Sie sehr genau. Keine Frau könnte es lange mit Ihnen aushalten, ohne ihren Verstand zu verlieren.«
    Er kicherte.
    »Und dann soll ich Ihnen alles einhändigen?«
    »Nein, nein«, verbesserte sie, »ich bin nicht gierig. Nach meiner Erfahrung haben die zu gierigen Menschen meistens Unannehmlichkeiten. Wer ›alles‹ haben will, erhält gewöhnlich die Schachtel, in der ›alles‹ einmal aufbewahrt wurde! Nein, ich bin mit der Hälfte zufrieden.«
    Er setzte sich auf eine der Gartenbänke, und Jean folgte seinem Beispiel.
    »Wie sollen wir das machen?« fragte er. »Ein Vertrag zwischen Ihnen und mir? Schön sorgfältig ausgearbeitet, schwarz auf weiß, unterzeichnet und gestempelt?«
    Ihre melancholischen Augen blickten in die seinen.
    »Ich vertraue

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