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017 - Der Engel des Schreckens

017 - Der Engel des Schreckens

Titel: 017 - Der Engel des Schreckens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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lernen«, rief Jean. »Stellen Sie sich dicht an den Rand.« Lydia gehorchte.
    »Ganz gerade stehen«, kommandierte Jean. »Beide Arme hoch über den Kopf - jetzt -«
    Ein scharfer Knall, wie ein Peitschenknall, ließ sich vom Ufer hören, pfeifend sauste etwas an Lydias Kopf vorbei, traf einen der aufrechten Pfosten, zersplitterte eine Ecke und schlug wenige Meter weiter in die See ein.
    Lydias Gesicht wurde leichenblaß.
    »Was - was war denn das?« stammelte sie. Im gleichen Augenblick fiel ein zweiter Schuß, aber die Kugel mußte hoch über sie hinweggegangen sein. Dann drang ein Schmerzensschrei bis zu ihnen.
    Jean wartete nicht länger. Mit hastigen Stößen schwamm sie dem Lande zu. Weniger der Schuß als der Schrei hatte sie beunruhigt, und ohne sich Zeit zu nehmen, Sandalen oder Mantel anzulegen, flog sie den schmalen Pfad empor, auf dem ihr Vater verschwunden war. Jetzt erreichte sie eine kleine Grasfläche, in deren Mitte zwei hohe Pinien wuchsen. Mit dem Rücken gegen einen der Bäume gelehnt, lag die zusammengesunkene Gestalt Mr. Briggerlands. Er atmete stoßweise, war aber bewußtlos. Eine häßliche Wunde zeigte sich an seinem Hinterkopf, und Badeanzug und Mantel waren mit Blut bedeckt.
    Jean blickte sich nach dem Angreifer um. Keine Menschenseele war zu entdecken. Nur zwei glänzende Patronenhülsen im Grase sprachen von der Anwesenheit einer dritten Person.

Kapitel 22
    Lydia erinnerte sich, nur zweimal in ihrem Leben ohnmächtig geworden zu sein, und beide Male im Lauf der letzten Wochen.
    Niemals glaubte sie, die Strecke zwischen Floß und Ufer bezwingen zu können, als sie langsam mit Marcus zurückschwamm. Sie wagte gar nicht daran zu denken, mit welch knapper Not sie dem Tod entgangen war. Wer auch immer gefeuert haben mochte, der Schuß war auf sie gerichtet gewesen, hätte sie töten sollen. Sie glaubte immer noch den Luftzug der Kugel in ihrem Gesicht zu spüren.
    »Wer, glauben Sie, kann das gewesen sein?« fragte Stepney, als er ihr den Strand hinaufhalf. »Vielleicht Militärschießübungen?«
    Sie schüttelte langsam den Kopf.
    »So, so«, sagte Mr. Stepney sehr nachdenklich, und dann: »Wenn es Ihnen nichts ausmacht, laufe ich schnell hinauf und sehe nach, was vorgefallen ist.«
    Er warf sich schnell seinen Mantel um und erreichte den Grasplatz, als Mr. Briggerland gerade die Augen öffnete und verwirrt um sich blickte.
    »Helfen Sie mir, Marcus - schnell!« rief Jean.
    »Warten Sie einen Augenblick!« Er zog ein seidenes Tuch aus der Tasche. »Erst verbinden!«
    »Er hat viel Blut verloren«, sagte sie ruhig, »aber ich glaube nicht, daß der Schädel selbst verletzt ist. Ich habe ganz vorsichtig nachgefühlt.«
    Mr. Stepney schauderte.
    »Hallo!« sagte Briggerland mühsam. »Der hat mir aber eins versetzt!«
    »Wer war es denn?« fragte das junge Mädchen.
    »Weiß nicht«, stöhnte er. »Helfen Sie mir auf die Beine, Stepney.«
    »Wie ist denn das passiert?«
    »Lassen Sie ihn jetzt mit Ihren Fragen in Ruhe«, sagte Jean scharf. »Helfen Sie mir, ihn ins Haus zu bringen.«
    Ein Arzt wurde gerufen und nähte die Wunde. Die Verletzung war nicht schwer und der Arzt auch nicht zu neugierig, wie sie entstanden war. In der Nähe Monte Carlos stoßen Ausländern manchmal merkwürdige Dinge zu, und Diskretion in jeder Beziehung kann den medizinischen Beratern nur zum Vorteil gereichen.
    Erst am Nachmittag konnte Mr. Briggerland, bequem in Kissen gelehnt, einer mitleidigen Gesellschaft sein Abenteuer berichten.
    »Ich hatte das Gefühl, irgend etwas stimmte da nicht«, begann er, »und kletterte vorsichtig nach oben. Plötzlich fiel ein Schuß, ganz dicht bei mir. Ich sprang durch die Büsche und sah, wie der Kerl noch einmal anlegte. Im selben Augenblick war ich schon auf ihm. Sie erinnern sich, der zweite Schuß ging sehr hoch.«
    »Was für ein Mensch war es denn?« frage Stepney.
    »Ich glaube, ein Italiener. Auf jeden Fall versetzte er mir mit dem Gewehrkolben einen furchtbaren Schlag -und dann weiß ich nichts mehr, bis Jean mich fand.«
    »Glauben Sie, er hat auf mich geschossen?« fragte Lydia schaudernd.
    »Ganz zweifellos«, antwortete Briggerland. »Ich sah doch, wie er auf Sie zielte.«
    »Wie kann ich Ihnen nur danken«, rief das junge Mädchen. »Wie wundervoll von Ihnen, einen bewaffneten Menschen mit den Fäusten anzugreifen.«
    Mr. Briggerland schloß die Augen und seufzte.
    »Es ist nicht der Rede wert«, sagte er bescheiden.
    Kurz vor dem Essen waren er und seine Tochter

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