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017 - Der Engel des Schreckens

017 - Der Engel des Schreckens

Titel: 017 - Der Engel des Schreckens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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haben.«
    Marcus Stepney war im Gegensatz zu Jean außer Atem, als sie endlich im ›Café de Paris‹ ankamen, das zu dieser Stunde überfüllt war.
    Er fand einen ruhigen Eckplatz, sein Ärger und auch ein Teil seines Mutes waren verflogen.
    »Ich habe doch nur Ihr Interesse im Auge, Jean«, sagte er beinahe flehend. »Sie wollen doch nicht, daß man sich in unseren Kreisen erzählt, Sie seien gut Freund mit diesem verwünschten Mohren.«
    »Wenn Sie von ›unseren Kreisen‹ sprechen, welche meinen Sie eigentlich?« fragte sie spitz. »Wenn Sie nämlich von Ihren Kreisen sprechen, so können die nicht schlecht genug über mich sprechen. Es würde eine Entwürdigung für mich sein, Marcus, von Ihren Kreisen bewundert zu werden.«
    »Aber, ich bitte Sie«, begann er begütigend.
    »Ich dachte eigentlich, ich hätte es Ihnen klargemacht-« Spott lag in ihrer Stimme, und er fuhr zusammen - »daß ich es Ihnen nicht gestatte, mein Leben zu leiten oder meine Handlungen zu beurteilen. Der ›Neger‹, den Sie eben erwähnten, war mehr Kavalier, als Sie, lieber Marcus, je sein können. Er stammt von einer edlen Rasse, und das hat Ihnen der Herrgott versagt.«
    Der Kellner servierte den Tee, und die Unterhaltung wandte sich gleichgültigen Dingen zu, bis er wieder verschwunden war.
    »Ich bin in einer verteufelten Lage«, sagte er entschuldigend. »Habe gestern Abend sechstausend Louis verloren.«
    »Dann hätten Sie sechstausend wichtige Gründe, um sich mit mir auf guten Fuß zu stellen«, war ihre sanfte Entgegnung.
    »Fangen Sie wieder von Lydia an?« fragte er und schüttelte den Kopf.
    Jean lachte innerlich, ließ aber von ihrer Heiterkeit nichts merken.
    »Versuchen Sie es doch«, sagte sie. »Ich habe Ihnen doch schon einmal auseinandergesetzt, wie es gemacht werden kann.«
    »Ich versuche es morgen«, entgegnete er entschlossen. »Abgemacht - ich versuche es morgen!«
    ›Nicht morgen‹ lag ihr auf der Zunge, aber sie hielt die Worte zurück.
    Kurze Zeit später kam Mordon mit dem Auto, um sie abzuholen. Morden! Sie streckte verärgert ihr kleines Kinn hoch. Und doch fühlte sie sich ungewöhnlich gut gestimmt. Das Zusammentreffen mit dem Mauren war zu einer Art Meilenstein in ihrem Leben geworden, und die Erinnerung daran bestärkte sie in ihren dunklen Plänen.
    »Sie sind mit Muley zusammengetroffen?« sagte Lydia. »Wie interessant! Wie ist er denn, Jean? Ist er ein Neger?«
    »Nein, ganz und gar nicht, und dazu noch ein auffallend geistreicher Mann.«
    »Hm«, brummte ihr Vater. »Wie bist du denn mit ihm zusammengekommen ?«
    »Ich traf ihn am Strand«, entgegnete Jean kühl, »genauso wie irgendein Backfisch sich einen neuen Verehrer aufgabeln würde.«
    Mr. Briggerland war empört.
    »Ich kann es nicht vertragen, wenn du in dieser Weise sprichst, Jean. Wer hat dich ihm vorgestellt?«
    »Ich habe es dir doch gesagt, ich stellte mich selbst vor. Ich sprach mit ihm, er antwortete, dann setzten wir uns in den Sand und erzählten uns unsere Lebensgeschichte.«
    »Sie haben wirklich Unternehmungsgeist, Jean«, rief Lydia bewundernd. Mr. Briggerland wollte noch etwas sagen, hielt es aber für besser, den Mund zu halten.
    Am Abend ging die kleine Gesellschaft zu einem großen Konzert ins Kasino, wo eine Loge für sie reserviert war. In der Pause beobachtete Lydia, wie auf der gegenüberliegenden Seite jemand mit so auffallender Ergebenheit in eine Loge begleitet wurde, daß sie auch ohne den roten Fez und den weißen Burnus gewußt hätte, wer dieser ve rspätete Besucher war.
    »Muley Hafiz«, flüsterte sie Jean zu, die sich umwandte.
    Muley Hafiz blickte zu ihrer Loge hinüber; seine Augen suchten sofort die des jungen Mädchens, und er verbeugte sich leicht.
    »Was, zum Teufel, verbeugt er sich denn?« murrte Mr. Briggerland. »Hoffentlich hast du das nicht beachtet, Jean!«
    »Selbstverständlich habe ich ihn gegrüßt«, erwiderte seine Tochter, ohne sich die Mühe zu geben, sich ihrem Vater zuzuwenden. »Sei doch nicht - närrisch, Vater; und wenn er auch kein so netter Mann wäre, hätte ich doch nicht anders handeln dürfen. Ich bin jetzt die beneidenswerteste Frau im Theater, denn ich kenne Muley Hifiz, und er hat sich vor mir verneigt! Ist dir denn nicht klar, welchen gesellschaftlichen Wert die Bekanntschaft eines solchen Mannes hat?«
    Jean blickte sich suchend nach Marcus Stepney um und hoffte, er hätte diesen kleinen Zwischenfall bemerkt, aber Marcus war in diesem Augenblick damit beschäftigt,

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