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017 - Der Engel des Schreckens

017 - Der Engel des Schreckens

Titel: 017 - Der Engel des Schreckens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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kann.«
    Das blasse Gesicht Mordons überzog sich mit einem dunklen Rot.
    »Ist das dein Ernst? Jean, meinst du das wirklich?«
    »Aber Francois«, sagte sie mit leise klagender Stimme. »Wie könnte ich dich in einer Angelegenheit täuschen, die für mich selbst so außerordentlich wichtig ist!«
    Er blickte sie verzehrend an, sein Atem ging stoßweise.
    »Du gibst mir den Brief zurück, den ich für dich geschrieben habe, Jean?«
    »Morgen.«
    »Nein, heute noch«, und er ergriff ihre beiden Hände. »Ich bin sicher, ich habe recht. Der Brief ist viel zu gefährlich, Jean; gefährlich für dich und mich - du gibst ihn mir heute noch?«
    Sie zauderte.
    »Ich habe ihn nicht bei mir«, sagte sie unbedacht. Seine Augen hefteten sich auf die Tasche in ihrer Hand.
    »Der Brief ist da drin«, sagte er bestimmt. »Jean, mein Liebling, erfülle meine Bitte. Weißt du, jedesmal, wenn ich an den Brief denke, läuft mir ein Schauder über den Rücken. Ich muß verrückt gewesen sein, als ich ihn schrieb.«
    »Ich habe ihn nicht bei mir«, beharrte sie und wich einen Schritt zurück. Aber es war schon zu spät. Er hatte ihr Handgelenk gepackt und riß ihr die Tasche aus der Hand.
    »Entschuldige, aber ich weiß, ich bin im Recht«, begann er, aber da fuhr sie wie eine Furie auf ihn zu und entriß ihm die Tasche wieder.
    Er starrte sie an, und langsam wich die Farbe aus seinem Gesicht - er war totenblaß.
    »Was hast du vor?« sagte er heiser.
    »Wir wollen morgen früh darüber sprechen, Francois.« Mit diesen Worten wandte sie sich der Tür zu.
    Ehe sie die Treppe erreicht hatte, hatte er sie gepackt und zog sie wieder in das Zimmer zurück.
    »Nein, mein Kind«, zischte er zwischen den Zähnen hervor, »dahinter steckt etwas, was für mich sehr unangenehm sein kann.«
    »Laß mich los«, stieß sie atemlos hervor und schlug ihm mit der Faust ins Gesicht.
    Beinahe eine Minute lang rangen sie so miteinander; dann öffnete sich die Tür, und Mr. Briggerland stand auf der Schwelle. Bei seinem Anblick gab Mordon das junge Mädchen frei.
    »Schuft, verdammter!« knirschte der Alte. Seine Faust schoß vor, und Mordon fiel krachend zu Boden. Einen Augenblick lag er bewegungslos, dann warf er sich auf die Seite und riß einen Revolver aus der Tasche. Bevor er aber feuern konnte, hatte Jean ihm die Waffe entrissen.
    »Stehen Sie auf«, befahl Briggerland. »Und jetzt erklären Sie mir mal, mein Freund, was dieser unerhörte Angriff auf Mademoiselle bedeuten soll.«
    Mordon stand auf und klopfte sich mechanisch den Staub von seinem Anzug. In seinem Gesicht lag ein Ausdruck, der für Mr. Briggerland nichts Gutes bedeutete.
    Bevor er aber antworten konnte, begann Jean zu sprechen.
    »Vater, du hast kein Recht, Francois zu schlagen.«
    »Francois!« stieß Briggerland hervor, sein Gesicht war dunkelrot vor Wut.
    »Ja - Francois«, wiederholte sie ruhig. »Damit du es weißt: Francois und ich heiraten in der nächsten Woche.«
    Mr. Briggerland starrte sie entsetzt an.
    »Was?« schrie er.
    Sie nickte.
    »Wir heiraten nächste Woche, und die kleine Szene, die du soeben gesehen hast, hat ganz und gar nichts mit dir zu tun.«
    Die Wirkung dieser Worte auf Mordon war erstaunlich. Seine von Haß verzerrten Züge glätteten sich. Er blickte von Jean auf Briggerland, als ob er seinen Ohren nicht trauen könnte.
    »Francois und ich lieben einander«, fuhr Jean leise fort. »Wir stritten uns über eine Kleinigkeit, die außer uns niemand etwas angeht.«
    »Du - willst - ihn - nächste - Woche - heiraten?« Mr. Briggerland konnte kaum die Worte hervorbringen. »Niemals, und wenn -«
    Jean hob abwehrend die Hand.
    »Jedes Wort ist unnötig, Vater«, sagte sie ruhig. »Francois und ich gehen unseren eigenen Weg. Es tut mir leid, wenn du meinen Schritt mißbilligst, denn du bist mir stets ein gütiger Vater gewesen.«
    Dies war der erste leise Hinweis für Mr. Briggerland, daß es vielleicht noch eine andere Erklärung für ihre Worte geben könnte, und er wurde ruhiger.
    »Schon gut«, sagte er. »Ich möchte dir nur sagen, daß ich deine wahnwitzige Idee in keiner Weise unterstützen werde. Aber jetzt muß ich darauf bestehen, daß du sofort mit mir in die Villa gehst. Ich kann nicht dulden, daß meine Tochter ins Gerede kommt.«
    Sie nickte.
    »Ich sehe dich morgen früh, Fran9ois. Vielleicht fahren wir noch vor dem Frühstück nach Nizza. Ich habe einige Einkäufe zu machen.«
    Er verbeugte sich und griff nach dem Revolver, den sie ihm entrissen

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