Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
017 - Der Engel des Schreckens

017 - Der Engel des Schreckens

Titel: 017 - Der Engel des Schreckens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
Vom Netzwerk:
nicht aller Tage Abend . . .« brummt er, als er den Motor ankurbelte. Das kleine Boot schoß in voller Geschwindigkeit in die See hinaus.
    Jeans Unterhaltung mit Mordon war wenig befriedigend verlaufen. Sie hatte seinen Verdacht zum Teil eingeschläfert, aber wieder und immer wieder war der Brief von ihm erwähnt worden, bis sie schließlich versprochen hatte, ihm das Schreiben noch am gleichen Abend zurückzugeben.
    »Liebster«, sagte sie ihm, »du bist viel zu ungestüm -dein gallisches Temperament geht mit dir durch. Ich hatte gestern noch eine schreckliche Szene mit meinem Vater. Er will, daß ich unsere Verlobung aufhebe, hat mir erzählt, was meine Freunde in London dazu sagen würden, daß ich gesellschaftlich erledigt wäre.«
    »Und du - was hast du ihm geantwortet, Jean?«
    »Ich habe ihm ganz ruhig gesagt, daß alle Einwände zwecklos seien.« Ihre Mundwinkel senkten sich traurig. »Ich weiß, daß ich nur mit dir glücklich sein kann, Francois, und dir zuliebe bin ich bereit, mich zum Gespött von ganz London zu machen.«
    Er würde ihre Hand ergriffen haben, obgleich sie auf offener Straße waren, aber Jean lehnte sich in ihre Ecke zurück.
    »Sei doch vorsichtig, Francois«, warnte sie ihn. »Vergiß nicht - es sind ja nur noch wenige Tage.«
    »Ich kann es immer noch nicht fassen, Jean«, stammelte er, als der Wagen langsam aus Monte Carlo herauskletterte. Er wich gerade noch einer um die Ecke biegenden Elektrischen aus, fuhr haarscharf an einem ahnungslosen Spaziergänger vorbei, der hinter ihr auftauchte, und bog in die Hauptstraße ein. »Ich kann es immer noch nicht so richtig glauben, Jean, und doch habe ich immer gefühlt, daß sich in meinem Leben noch Großes ereignen würde, und dann, Jean - ich habe soviel für dich aufs Spiel gesetzt. Damals in der Berkeley Street - Madame Meredith würde heute nicht mehr leben, hätte sie der alte Mann nicht im letzten Augenblick beiseite gerissen. Und wartete ich nicht auf dich, als Meredith selbst -«
    »Ssssst«, sagte sie leise. »Wir wollen von etwas anderem sprechen.«
    »Soll ich mit deinem Vater reden? Es tut mir wirklich leid - du weißt doch - gestern abend«, sagte er, als sie sich der Villa näherten.
    »Vater ist mit dem Motorrad unterwegs - nach Italien hinein«, sagte Jean. »Nein, an deiner Stelle würde ich nicht mit ihm sprechen, auch wenn er hier wäre. Er wird schon nach und nach beigeben, Francois. Du mußt auch begreifen, wie enttäuscht Vater ist. Er hatte immer gehofft, ich würde mich sehr gut verheiraten. Darauf mußt du doch auch etwas Rücksicht nehmen.«
    Er nickte zustimmend, fuhr aber nicht bis vor das Haus, sondern hielt vor der Garage an.
    »Vergiß nicht - um halb elf mußt du mit Madame Meredith zur Liebesbank fahren - du weißt doch, wo das ist?«
    »Ich kenne den Platz sehr gut, man kann dort schlecht wenden - ich werde beinahe bis San Remo weiterfahren müssen. Warum will sie eigentlich zu der Liebesbank? Ich habe immer gedacht, da gingen nur ganz gewöhnliche Leute hin -«
    »Das darfst du ihr nicht erzählen«, sagte sie nachdrücklich. »Ich bin ja übrigens auch dort gewesen.«
    »Und an wen hast du da gedacht, Jean?«
    Sie senkte die Augen.
    »Das erzähle ich dir nicht - wenigstens nicht jetzt«, und mit diesen Worten lief sie eilig der Villa zu.
    Francois blickte ihr nach, bis sie im Eingang verschwunden war, und machte sich dann, wie ein Mann, der aus einem Traume auffährt, an die alltägliche Beschäftigung, Benzin aufzufüllen.

Kapitel 35
    Lydia zog sich für ihre Fahrt um, als Mrs. Cole-Mortimer in den Salon kam, wo Jean am Schreibtisch saß.
    »Von Monte Carlo wird angerufen«, sagte sie. »Jemand möchte Lydia sprechen.«
    Jean sprang auf.
    »Ich werde an den Apparat gehen.«
    Die Stimme am anderen Ende des Drahtes war rauh und ihr unbekannt.
    »Ich möchte Mrs. Meredith sprechen.«
    »Wer ist denn dort?« fragte Jean.
    »Ein Bekannter von Mrs. Meredith. Wollen Sie sie bitte an den Apparat rufen? Die Angelegenheit ist ziemlich dringend.«
    »Es tut mir leid; Madame Meredith ist nicht zu Hause.« Jean hörte einen ärgerlichen Ausruf.
    »Wissen Sie, wohin sie gegangen ist?« fragte die Stimme von neuem.
    »Ich glaube, nach Monte Carlo«, war Jeans Antwort. »Sagen Sie ihr doch bitte, für den Fall, daß ich sie nicht treffe, sie möchte nicht aus dem Hause gehen, bis ich dagewesen bin!«
    »Sehr gern«, antwortete Jean höflich und legte den Hörer auf.
    »Hat man nach mir telefoniert?« Lydias Stimme

Weitere Kostenlose Bücher