017 - Invasion der Kyphorer
weshalb sie es sich zur Angewohnheit gemacht hatte, im Zweifelsfall lieber nicht bemerkt zu werden.
Niemand sieht her! Das schau’ ich mir mal an …
Mit drei schnellen Sätzen war sie in der engen Kabine bei dem Zweibeiner, der sich nicht regte – nicht einmal, als sie ihn vorsichtig mit einer Pfote anstieß. Seltsam! Er schien sehr fest zu schlafen!
»So, jetzt kann es losgehen!«, sagte eine Stimme.
Im nächsten Augenblick fuhr die bislang in der Wand verborgene Tür der Kabine schnappend zu und es wurde dunkel. Felicitas gab einen erschrockenen Maunzer von sich und machte sich so klein wie möglich.
Was passiert jetzt?
Endlose Sekunden lang herrschte absolute Stille, dann begann etwas zu summen. Felicitas sah sich ängstlich um, doch nicht einmal ihre Katzenaugen, die auch noch bei spärlichsten Lichtspuren sehen konnten, nahmen in dieser ägyptischen Finsternis etwas wahr.
Das Summen verstärkte sich; die Quelle, von der es ausging, schien ihren Standort langsam zu verändern. In Ermangelung des Gesichtssinns schwenkten die beiden ›Radarohren‹ der Katze mit. Jetzt kam das leise, aber durchdringende Geräusch direkt von oben! Sie fühlte ein Vibrieren, das ihr durch Mark und Bein drang. Felicitas’ ganzer Körper spannte sich, bereit, mit einem Riesensatz die Flucht zu ergreifen, sobald sich auch nur die winzigste Chance dazu böte.
Doch die Tür blieb geschlossen.
Wieder geriet die Quelle, von der das Summen ausging, in Bewegung. Von der Oberkante der Kabine fuhr sie erneut nach unten, bis auf Höhe des Fußbodens. Dann, nach insgesamt mehreren Minuten Dauer, verstummte das Summen ebenso plötzlich, wie es eingesetzt hatte und auch die Vibrationen ebbten ab.
Felicitas spannte sich; ihr Raubtierinstinkt sagte ihr, dass nun bald etwas passieren würde.
Und richtig! Kurz darauf fuhr die Tür der Kabine wieder auf – und die zierliche, schwarze Katze flog mit einem Riesensatz hinaus! Als sie wieder den Boden berührte, benötigte sie nur einen Sekundenbruchteil, um sich zu orientieren, dann sprang sie aus dem Raum hinaus auf den Gang. Wenig später war sie um die nächste Biegung verschwunden, ohne dass einer der umstehenden Zweibeiner die Möglichkeit gehabt hatte, sie aufzuhalten.
»Wa-wa-wa-wa …«, machte einer der Männer.
»Die Ka-ka-ka-katze!«, stotterte ein anderer. »Wir haben die Katze des Dons mitgescannt!«
Enzo Natto, seines Zeichens Chefwissenschaftler von MAFIA, brach der kalte Schweiß aus. In Sekundenbruchteilen spielte sein Gehirn alle Möglichkeiten durch und entschied sich für die seiner Ansicht nach ungefährlichste von allen.
»Meine Herren«, sagte er mit ernster Miene zu der Bedienungsmannschaft des Star Gates und den beiden Wachen gewandt, die Frascati hergebracht hatten.
Die Männer traten heran und bildeten einen Halbkreis um ihn.
»Meine Herren, ich brauche wohl nicht extra auszuformulieren, was geschieht, wenn der Don davon erfährt, dass seine heiß geliebte Katze gemeinsam mit Frascati gescannt wurde?«
Einhellig schüttelten die Männer ihre Köpfe.
»Und ich muss ebenso wenig darauf hinweisen, dass der Don nicht dafür bekannt ist, solche Fehler zu verzeihen?«
Erneutes kollektives Kopfschütteln.
»Ich deduziere daher, dass es in unser aller Interesse ist, über diesen Vorfall nichts verlauten zu lassen?«
Diesmal nickten alle heftig.
»So sei es denn! Es ist nichts geschehen, wir haben nichts gesehen!«
»A-a-a-aber«, stammelte eine der beiden Wachen. »Was passiert denn nun, wenn der beim Scanvorgang erzeugte Datenträger in den Teleporter eingegeben und dieser aktiviert wird?«
»Was soll schon passieren?«, antwortete Enzo Natto. »Dann gibt es eben zwei Felicitates, ebenso wie es zwei Frascatis gibt!«
»U-u- und was wird der Don dazu sagen?«
Nattos Gesicht verzog sich zu einem breiten, diabolischen Grinsen. »Keine Sorge, er wird es niemals erfahren – ich werde mich höchstpersönlich um die zweite Katze kümmern! Es mag ja vielleicht eng werden im Hafenbecken, aber so viel Platz ist bestimmt noch …«
*
Jackson Chan, genannt Jackie, Überlebensspezialist bei Mechanics Inc. wie sein Vetter Haiko, befand sich seit der Entführung Frascatis durch MAFIA ebenfalls im Hauptquartier dieses Konzerns(siehe Band 16: ›Frascati mal zwei‹). Da er kaum ein Wort Italienisch sprach, hatte ihn sein neuer Freund und Landsmann Hop Sing, Chefkoch von MAFIA, über die Ereignisse auf dem Mond in Kenntnis gesetzt. In einer der
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