017 - Invasion der Kyphorer
der Kreuzung entfernt, als dort aus dem Seitengang zwei Männer auftauchten.
Zwei Männer – und eine Katze! , korrigierte sich Frascati in Gedanken.
Unwillkürlich hielt er an.
Der kleinere der Männer blieb mitten in der Gangkreuzung so plötzlich stehen, dass der andere auf ihn prallte und einen Fluch ausstieß. Dann wandte er sich um und sah ihn.
Frascati erstarrte.
Der Mann, der dort im Gang stand, besaß nicht nur die gleiche Statur und war genauso gekleidet wie er selbst.
Er hatte auch seine Gesichtszüge!
Was hatte Parisi gerufen, als er aus dem Büro geflüchtet war?
»Das Double will türmen!«
Das Double? Gab es ein Double von ihm, hier, im Hauptquartier von MAFIA?
Aber nein – Parisis Worte besagten ja, dass er das Double war, oder dass man ihn zumindest dafür hielt!
Aber das war doch völliger Blödsinn! Er war Lino Frascati, der einzige Lino Frascati!
Oder etwa nicht?
»Oh mein Gott!«, sagte in diesem Moment der andere Frascati und er sagte es mit einer Stimme, die seiner eigenen in allen Nuancen glich.
»Das Star Gate!«, ächzte er. »Sie haben mich transportiert und dabei muss irgend etwas schief gelaufen sein! Oder war es gar kein Fehler? War es Absicht?«
Die beiden bis auf das letzte Härchen gleich aussehenden Männer standen sich gegenüber, zwanzig Meter voneinander entfernt. Langsam, wie von unsichtbaren Fäden gezogen, bewegten sie sich aufeinander zu. In diesem Moment wandte sich Chan um und entdeckte den zweiten Frascati, doch keiner der beiden nahm davon Notiz.
Plötzlich sagte der andere Frascati etwas. Nein – das konnte nicht stimmen, denn er bewegte dabei seine Lippen nicht. Seine Stimme entstand in seinem, Frascatis, Kopf …
Diese Idioten! , sagte die Stimme. Sie haben mit Gewalten experimentiert, die sie nicht beherrschen konnten! Dabei haben sie das Äthermorph aktiviert – oder besser ›angezapft‹! Und dabei ist etwas geschehen …
Frascati hielt inne. Was war los mit seinem Doppelgänger? Irgendwie erschien er ihm plötzlich … anders!
Wie eine Marionette setzte er sich wieder in Bewegung.
Auch die beiden Katzen schritten aufeinander zu, wobei sie seltsame auf- und abschwellende, heulende Töne ausstießen. Doch niemand achtete auf sie. Jackson Chan schien von den beiden langsam aufeinander zu strebenden Frascatis wie gebannt.
Noch fünf Schritte, noch drei, zwei …
Dann trennte sie nur noch ein einziger Schritt.
Beide hoben die Hände, wie hilfesuchend.
Frascati eins und Frascati zwei blieben stehen.
Die offenen Handflächen berührten sich.
Und durchdrangen sich.
Frascati schrie – und Frascati ebenso. Er wollte fliehen, weg von diesem Horror, von seinem zweiten Ich …
Zweiten Ich?
Nach den Händen durchdrangen sich auch die Arme. Ihre Körper schüttelten sich, als stünden sie unter Strom. Sie brüllten ihre Schmerzen hinaus. Beider Beine zuckten, doch irgend etwas hielt sie fest, als wären sie am schwankenden Boden festgenagelt.
Nun durchdrangen sich auch die Oberkörper, als würden sie voneinander aufgesogen, absorbiert …
Sie verschmolzen!
Einer der beiden war aus dem absoluten Nichts gekommen und in das absolute Nichts kehrte er nun wieder zurück.
Noch immer schrieen sie – schrie er !
Er war Lino Frascati, denn es gab nur noch einen, aber mit zwei verschiedenen Erinnerungen!
Doch zugleich war er mehr! Da war ein winziger … Hauch , mehr eine Ahnung denn ein Bewusstsein! Eine Art Erinnerung an etwas, das mit Frascati und den Menschen der Erde nichts zu tun hatte – eine Erinnerung an eine Existenz jenseits aller Vorstellungskraft!
Und dann war diese Erinnerung wieder weg, ausgelöscht.
Die Vereinigung war nun vollständig und er konnte nicht mehr anders denken als Frascati denken konnte.
Denn er war Frascati!
Kraftlos brach er in die Knie. Als ›Jackie Chan‹ auf ihn zueilen wollte, hob er abwehrend eine Hand. »Nein«, keuchte er. »Es geht schon wieder!«
Plötzlich spürte er, wie ihn neue Kraft durchströmte – eine Kraft aus einer Quelle, die ihm unbekannt war und über deren Natur zu spekulieren er zurückschreckte. Langsam richtete er sich wieder auf.
Als hätte mich die Vereinigung gestärkt!
Und er spürte noch etwas: Eine Art fernes Locken, etwas wie … Heimweh!
Ein Weg lag vor ihm.
Ein Weg, der ihn zu einem Ziel führen würde, dessen Natur und Lage ihm unbekannt waren. Doch er wusste: Wenn es so weit war, würde er es erkennen!
Er gab Chan einen Stoß.
»Weiter! Wir müssen hier
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