017 - Invasion der Kyphorer
Eintreffen der Kyphorer, Wochen bevor sie erwartet wurden, hatte dieses Gespräch überflüssig gemacht, kaum dass es begonnen hatte.
Es war zu spät – jetzt gab es nichts mehr, was Frascati noch tun konnte.
Abgesehen von einem ersten Fehl- oder vielleicht auch Justierungsschuss, der in der Nähe von Barcelona eingeschlagen war und der außer der restlosen Vernichtung eines fast menschenleeren, alten Klosters keinen Schaden angerichtet hatte, ging jede der orangeroten Strahlbahnen in ihr Ziel und dieses Ziel lag stets in einer der großen Städte der Erde. Dabei schienen sich die Angreifer damit zufrieden zu geben, lediglich Teile der Städte einzuäschern. Frascati, der wie Volpone und dessen Begleiter die gezeigten Bilder mit einer gewissen Faszination des Grauens betrachtete, drängte sich der Eindruck auf, dass es den Kyphorern nicht der Mühe wert war, gründlicher vorzugehen.
Oder steckte etwas anderes hinter dieser Taktik?
Ein erschrockenes Ächzen Rosarios lenkte Frascatis Blick wieder auf den Bildschirm. Dort war eine Satellitenansicht des charakteristischen ›Stiefels‹ von Italien erschienen. Vom Computer des Senders eingeblendet waren rund zwei Dutzend rote Punkte, von denen jeder einen Pyramidenraumer darstellte. Die Punkte flogen als Pulk aus Richtung Süden an, überquerten Sizilien und dann das tyrrhenische Meer mit offensichtlichem Kurs auf Rom.
Volpone stieß einen Seufzer der Erleichterung aus. »Mama mia! Was bin ich meinen Vorfahren doch dankbar, dass sie sich in Neapel angesiedelt haben!«
Doch Volpones Dankbarkeit war verfrüht. Noch über dem Meer teilte sich der Pulk in zwei gleich große Verbände auf – einer hielt Nordkurs, der andere bog nach Osten ab.
»Oh mein Gott!«, jammerte Rosario. »Sie kommen genau auf uns zu!«
Was auf dem Bildschirm so langsam aussah, entsprach in Wirklichkeit mehrfacher Schallgeschwindigkeit. Für die etwa neunzig Kilometer vom Trennungspunkt bis Neapel benötigten die Raumer lediglich zwei Minuten.
Als die beiden Verbände ihre jeweiligen Ziele erreicht hatten, verharrten die roten Punkte auf dem Bildschirm.
Volpone, Parisi, Rosario und auch Frascati duckten sich unwillkürlich und hielten den Atem an.
Plötzlich wackelten der Boden und die Wände. Einrichtungsgegenstände schwanken und fielen um und Putz fiel von Wand und Decke. Die vier Männer sprangen auf.
»D-d-d-das gibt’s nicht!«, entfuhr es Volpone. »Der unterirdische Teil der Zentrale ist erdbeben- und sogar atombombensicher!«
Ein erneuter Stoß erschütterte das Büro. Staub hüllte die Männer ein. Als sie wieder sehen konnten, stellten sie fest, dass der Boden des Raums eine Neigung von mehr als zehn Grad aufwies.
»Das war weder ein Erdbeben noch eine Atombombe, sondern einer dieser orange-roten Strahlen der Kyphorer!«, stellte Frascati nüchtern fest. »Er muss irgendwo in der Nähe eingeschlagen haben, denn wenn er uns direkt getroffen hätte, könnten wir jetzt nicht mehr darüber diskutieren!«
»Raus hier!«
Bevor sie Volpones Befehl Folge leisten konnten, erschütterte ein neuer Schlag das Gebäude, der so stark war, dass er sie alle zu Boden warf. Als Frascati feststellte, dass die anderen mit sich selbst beschäftigt waren, hastete er zur Tür, die sich nach einigem Rütteln öffnen ließ. Als er gerade hinaus in den Gang fliehen wollte, dessen Boden ebenso schief stand wie der des Büros, spürte er eine Hand auf seiner Schulter.
»Hey, Boss!«, schrie Parisi. »Das Double will türmen!«
Frascati verwandte keine Zeit darauf, sich über den Ausdruck ›Double‹ zu wundern, sondern holte aus und versetzte dem Sicherheitschef einen Faustschlag ins Gesicht, der diesen von den Füßen warf – unterstützt durch einen erneuten Erdstoß. Während Parisi in einer Wolke von Staub verschwand, warf Frascati die Tür hinter sich zu und rannte auf den Gang.
Irgendwo heulte eine Sirene.
*
Kurz zuvor:
Jackson ›Jackie‹ Chan und Felicitas – die ›echte‹ Felicitas, die ihm seit einem Tag nicht mehr von der Seite gewichen war – überschritten die Grenze zwischen dem Blauen und dem Gelben Bereich, als befänden sie sich auf einem Spaziergang. Doch der lockere Eindruck, den das ungleiche Paar erweckte, täuschte: Die rechte Hand des Überlebensspezialisten steckte in seiner Hosentasche, wo sie sich um eine kleine, automatische Pistole krallte.
Er war entschlossen, Frascati jetzt aus seiner Zelle zu holen, koste es, was es wolle.
Als sie an die
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