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017 - Orungu - Fratze aus dem Dschungel

017 - Orungu - Fratze aus dem Dschungel

Titel: 017 - Orungu - Fratze aus dem Dschungel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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Schritte
hinter der Friedhofsmauer bewegten.
    Die Schritte wurden leiser,
entfernten sich.
    Wieder Stille.
    Der junge Mann nahm Lynne an der
Hand, ging mit ihr um die Mauer herum und besah sich das große Eisentor
genauer. Nicht verschlossen!
    Lynne fuhr sich mit der Zunge über
die trockenen Lippen. »Ob vielleicht ...?« Sie sprach nicht zu Ende. Philip
Garcienne wusste auch so, was sie meinte: die Leichenräuber.
    Machten sie sich jetzt auch auf
diesem Friedhof zu schaffen?
    Philipp Garcienne presste die
Lippen zusammen. »Es ist anzunehmen«, flüsterte er. »Als ich vorhin vorbeikam -
war das Tor verschlossen. Nun ist es nur angelehnt .« Wie um seine Worte zu unterstreichen, bewegte er die rechte Torhälfte langsam
hin und her.
    »Sie haben eine Belohnung ausgesetzt«,
fuhr Garcienne fort. »Fünftausend Francs für den, der einen Hinweis geben kann,
der zur Ergreifung der Täter führt .«
    Sein Gesicht spiegelte
Entschlossenheit.
    »Du willst... ?« Wieder brachte Lynne den Satz nicht zu Ende.
    »Ja. Fünftausend sind kein Pappenstiel .« Er drückte das Tor so weit nach innen, dass er bequem auf
den breiten Sandweg treten konnte, der sich hinter dem Tor ausdehnte. Ein
leichter Wind rauschte in den Wipfeln der Weiden. Kreuze ragten in den düsteren
Himmel, wie Auswüchse hoben sich die Grabsteine von den flachen Hügeln ab.
    »Warte hier auf mich, ich bin
gleich zurück .« Der Gedanke daran, dass er durch
Zufall den Leichenräubern vielleicht auf die Spur gekommen war, ließ ihn nicht
mehr los.
    »Ich bleibe hier nicht allein«,
sagte Lynne Mignon mit leiser Stimme. Ihr Gesicht hob sich weiß von der
schwarzen Haarpracht ab. »Ich begleite dich. Es ist besser, in deiner Nähe zu
sein, als hier allein zu warten, nicht wahr ?«
    »Du hast vielleicht recht .«
    Sie sah sich um. Ein Friedhof in
der Dunkelheit war kein angenehmer Aufenthaltsort, aber an der Seite Philips
fürchtete sie sich nicht.
    Garcienne näherte sich dem
Blumenbeet gleich hinter dem Eingang und zerrte mit bloßer Hand einen der
schweren Einfriedungssteine aus dem Boden. »Für alle Fälle«, wisperte er.
Merkwürdigerweise dämpfte man in einer solchen Umgebung die Stimme, ohne dass
es einem selbst bewusst wurde. »Pass auf«, warnte Lynne ihn. »Vielleicht sind die
Kerle bewaffnet .«
    »Sie rechnen wahrscheinlich gar
nicht damit, dass sie jemand beobachtet .« Aufmerksam
blickte er sich um. Sie standen jetzt beide an einer Stelle, wo der Weg sich
gabelte.
    »Halten wir uns in der Nähe der
Mauer«, sagte Philip kaum hörbar. Seine Augen befanden sich in ständiger
Bewegung. »Dort haben wir auch die Schritte gehört .«
    Seltsamerweise war jetzt nichts
mehr zu hören. Das bedrückte ihn. Sie gingen den schmalen Weg entlang und kamen
an den dicht an dicht liegenden Grabreihen vorüber.
    Der Himmel riss auf. Und durch die
Ritzen in der Wolkendecke fiel fahler Lichtschein. Vollmond. Er tauchte diese
Friedhofskulisse in eine gespenstische Atmosphäre. Die Bäume und Grabsteine
warfen plötzlich harte Schatten über weiß ausgeleuchtete Flecken auf dem Boden.
Lynne warf einen Blick hinauf zu der zerklüfteten Wolkenlandschaft. Die
Wolkenränder waren dunkelviolett, fast schwarz. Dunkle Klumpen zogen über sie
hinweg und verbargen wieder einen Teil des Mondes. Hinter den Wolkenbergen
schien sich ein bleiches Nichts auszudehnen.
    Lynne presste sich ganz dicht an
Philip Garcienne.
    »Unheimlich, nicht wahr?«
    Er antwortete nicht darauf.
    Wie ein Pistolenschuss war das Knacken,
das plötzlich durch die Nacht hallte.
    Lynne stockte der Atem. Sie
starrte nach vorn, sah einen Schatten um einen Baumstamm vorn verschwinden.
    »Da ist jemand«, wisperte das Mädchen.
    Und dieser Jemand - das hatte sie
deutlich gesehen - schien ein Kleid zu tragen.
    Philip näherte sich dem Baum.
Lynne blieb auf dem Weg zurück. Sie sah die dunkle Gestalt des Freundes.

»Es war ein Zweig, du hast dich
täuschen lassen, Lynne. Hier ist niemand«, klang seine Stimme durch die
Friedhofsnacht.
    »Aber das Geräusch!« Sie tauchte
neben ihm auf und packte ihn am Arm.
    Garcienne blickte sich in der
Runde um. Durch das helle Mondlicht hatte er einen guten Überblick über die
Grabreihen, die Steine und Kreuze. Sie selbst befanden sich in diesem Augenblick
völlig im Kernschatten einer Baumgruppe und hoben sich in ihrer dunklen
Kleidung kaum vom Hintergrund ab.
    Schräg vor ihnen lag ein frisches
Grab.
    Lynne Mignons Augen weiteten sich
vor Entsetzen, als sie zwischen dem

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