017 - Orungu - Fratze aus dem Dschungel
dem
Cechoir die Leiche liefern sollte, noch einmal vorgeknöpft. Nach langem,
hartnäckigem Schweigen hatte der Mann ein volles Geständnis abgelegt. Und
soviel war dabei herausgekommen: Die Leichen wurden nach Paris geliefert. Diese
Aussage deckte sich wieder mit den Feststellungen, die die beiden PSA-Agenten
bereits seit geraumer Zeit gemacht hatten.
Und bei der Vernehmung des Mannes
zeichnete sich auch ab, dass er eine Ahnung davon hatte, was mit den Leichen geschah.
»Es gibt in Paris eine Sekte -
eine Gruppe - die einem Kult dient«, berichtete er stockend, als Larry, der
einen bestimmten Verdacht hegte, mehrmals eine diesbezügliche Frage stellte und
den Mittelsmann endlich in die Enge getrieben hatte. »Es ist ein Ritual .«
Er wollte nicht so recht mit der
Sprache raus. Schweiß perlte auf seiner Stirn, als fürchte er sich davor,
weiterzusprechen.
»Sie haben Angst ?« fragte X-RAY-3.
»Ja.«
»Das Ritual - hängt es damit zusammen ?«
Er nickte.
»Sie gehören also dieser Gruppe an ?«
»Ja.« Die Stimme des Mannes klang
müde. Montands Beamte hatten den Gefangenen in der Nacht kaum zur Ruhe kommen
lassen. Der Mann hatte nicht mehr als eine Stunde geschlafen. Montand wollte
schnell zu einem Erfolg kommen, um die Unsicherheit und die Furcht in der
Bevölkerung endlich beseitigen zu können. Das war zu verstehen. Und die
zermürbende Vernehmungstaktik hatte die Kräfte des Mittelsmannes überfordert.
Ihm fielen die Augen zu. Ein
Assistent Montands schüttelte die Schultern des Eingeschlafenen.
»Sie haben es gleich hinter sich«,
bemerkte Larry. »Beantworten Sie nur noch meine Fragen - und Sie können
schlafen. Die ganze Nacht liegt vor Ihnen .«
Müde nickte der Angesprochene.
»Was geschieht mit den Leichen ?« fragte Larry eindringlich.
»Wir opfern sie. Das ist nur der
Anfang. Wir müssen ihm gehorchen - seine Anforderungen werden immer höher. Dann
aber werden wir . . .«
Er unterbrach sich, seine Augen
funkelten, als er Larry anstarrte, und ein Ausdruck des Schreckens lag auf
seinem Gesicht.
»Weiter«, forderte der PSA-Agent.
Doch sein Gegenüber schüttelte den
Kopf. »Nein«, stieß er hervor. »Nein. Das können Sie nicht - von mir verlangen.
Ich habe schon viel zu viel gesagt .«
Es war unmöglich, ein weiteres
Wort aus ihm herauszubringen. Der Gefangene sagte nichts mehr. Er verriet nicht
das Oberhaupt der Sekte, sprach nicht über Sinn und Zweck des seltsamen Kultes,
dem er angehörte.
Eine Ablenkung erfuhr die
Angelegenheit dadurch, dass das Telefon klingelte. Einer von den zwanzig
Beamten, die Montand zu einer Sonderkommission zusammengefasst hatte, meldete
sich. Die Männer, die den Spuren der beiden unbekannten Toten gefolgt waren,
hatten etwas Interessantes an den Tag befördert.
Im Grab, in dem man den Bärtigen
gefunden hatte, war man auf einen goldenen Schmuckgegenstand gestoßen.
»Andre ist bereits unterwegs«,
erklang es aus dem Telefon. »Er bringt die Sachen ins Kommissariat. Außerdem
wissen wir, wer die beiden Fahrer des Klein-Lastwagens waren: Es handelt sich
um Jaques Duboir und Claude Morseau. Beide arbeiteten für eine Speditionsfirma
in Marseille. Wir haben die Herren dort ebenfalls inzwischen ein bisschen
ausgehorcht. Aus dem Wrack des ausgebrannten Wagens konnten unsere Spezialisten
noch ein paar Kisten der Ladung sicherstellen, die von dem Feuer verschont
blieben. Monsieur Carres, der Chef der Speditionsfirma, hat sich diese Kisten
angeschaut. Er konnte sie mit Sicherheit identifizieren. Die Verpackung trägt
ein besonderes Kennzeichen. Nur mit einer Holzkiste, die beim Aufprall des Lkws
gegen den Baum herausgeschleudert wurde, wusste Carres nichts anzufangen. Er
weigerte sich anzuerkennen, dass diese Kiste - die übrigens leer war - zur Fracht
gehörte. Aber für uns gibt es keinen Zweifel. - Die Fahrt der beiden Männer begann
gestern Abend um neun Uhr. Sie kamen direkt vom Hafen. Könnte sein, dass sie
irgend etwas privat mittransportierten. Vielleicht haben sie in der Dunkelheit
etwas unbemerkt von einem Schiff gestohlen oder gegen Bezahlung mitgenommen .«
Montand nickte. »Geht der Sache
auf den Grund. Hört sich ziemlich interessant an .«
»Wir bleiben am Ball, Kommissar.
Erst aber werden wir uns einen genehmigen .«
»Alkohol ist während des Dienstes
strengstens untersagt. Andre . ..«
»Davon war auch keine Rede, Kommissar.
Ich sprach von einem Kaffee.
Den brauche ich jetzt. Und die
anderen auch. Wir können uns kaum noch auf den Beinen
Weitere Kostenlose Bücher