0170 - Die Ratte von Harlem
Phil zusammen.
»Marva muß hier sein!« stieß er hervor.
»Was?« ..
»Ja, Biewer, der sie beschattet, hat es im Hauptquartier gemeldet. Er hat sie bis ganz in die Nähe verfolgen können. Erst an der Longwood Avenue verlor er ihr Taxi aus den Augen.«
»Longwood Avenue, das ist doch gleich hier in der Nähe.«
»Klar, sie muß hier sein. Deine Idee ist richtig. Keaton hat sie herbestellt!«
»Er ist nicht mehr im Lokal…«
Phil wandte sich zurück und lief auf die andere Straßenseite, wo jetzt ein zweiter Streifenwagen stoppte Ich rannte am Haus vorbei zu dem Garten. Er war zur-Straße hin nur durch ein niedriges Gitter und eine halbhohe Hecke abgeschirmt. Ich setzte über das Gitter und tauchte im Schatten der Bäume unter.
Fast hätte ich einen Schrei ausgestoßen. Dürben, von rötlichen Neonlichtreflexen getroffen, stand Marva. Und vor ihr, im Dunkel des Hauses stand ein Mann.
Larry Keaton! Ein Zweifel war ausgeschlossen.
Ich riß die Pistole aus dem Halfter.
Da trat Keaton rasch auf Marva zu und zog sie an sich.
Ich sprang vorwärts. »Hände hoch!«
Die beiden fuhren herum. Keaton starrte mich aus weitaufgerissenen Augen an.
Der scharfe Pfiff meiner Trillerpfeife gellte durch den Garten.
Phil war der erste, der neben mir ankam. Dann überschwemmten die Cops das Gelände.
Ich machte noch ein paar Schritte auf die beiden zu. »Larry Keaton, Sie sind verhaftet!«
Der Mand stand noch immer reglos da und starrte mich entgeistert an. Endlich öffnete er den Mund. »Was soll das — ?«
»Machen Sie kein Theater, Larry«, versetzte ich kalt.
Zwei Polizisten packten ihn und nahmen ihn mit.
Marva blickte mich aus halbgeschlossenen Atigen an. »Und ich?« fragte sie mit ihrer eigenartig dunklen Stimme.
Ich wandte mich ab.
»Sollten wir sie nicht lieber gleich mitnehmen?« fragte mich Phil.
»Mr. High hat keinen Haftbefehl gegen sie ausgestellt.«
»Trotzdem…«
Plötzlich stand Inspektor O’Neill vor mir. »Ich war in der Nähe, haben Sie ihn?«
Phil nickte.
O’Neill hüstelte erleichtert. »Gott sei Dank! Der Bursche hat ganz Harlem nervös gemacht. An Douglas lag den Leuten nichts, aber die beiden armen Teufel Mareweather und Robinson haben den Mob in den Slums aufgebracht. Die Bande wollte schon das Revier stürmen!«
Als ich auf die Straße trat, sah ich zufällig, wie sich drüben ein Mann vom Asphalt erhob und etwas Blinkendes aus seiner Jackentasche zerrte.
Hal Donegan. Er hatte eine Pistole in der Hand.
Und dann sah er mich.
»Mach keinen Blödsinn, Hal!« rief ich ihm zu.
Da peitschte auch schon ein Schuß auf. Die Kugel schlug hinter mir an das Gitter. Heulend sirrte der Querschläger über die Straße zurück. Eine Frau schrie auf. Die Kugel hatte sie am Bein getroffen. '
Ich hatte mich hingeworfen und zur Seite gerollt. Als die beiden schnell aufeinanderfolgenden nächsten Kugeln aus der Pistole des Gangsters zu mir herüberpfiffen, schoß auch ich.
Donegan bäumte sieh auf, brüllte wie ein Tier und schoß sein Magazin leer. Die Kugeln klatschten dich vor ihm auf die Teerdecke. Höher hatte er den Arm nicht mehr bringen können. Dann schlug sein Kopf hart auf den Boden.
Ich befürchtete schon, daß sich seine Genossen an der Schießerei beteiligen würden; aber die hatten sich verzogen.
Phil kniete neben dem Gangster und blickte auf ihn nieder. »Das ist ja Donegan«, sagte er, als ich neben ihm stand.
»Das war er…« meinte ich müde.
Harlem konnte aufatmen. Und wir auch. Ich war froh, daß ich Keaton heute nicht mehr zu sehen brauchte. Ich war so erledigt, daß ich mich schon früh ins Bett legte.
***
Der nächste Morgen begrüßte mich mit einem Faustschlag. Als ich das Office betrat, kam Phil gerade vom Chef. Sein Gesicht war aschfahl.
»Was ist los?« fragte ich.
»Sie ist tot, erwürgt worden.«
Ich schluckte. »Wer?«
»Marva.«
Ich wich einen halben Schritt zurück. »Bist du verrückt!«
»Komm, wir fahren hin!«
Ich konnte es noch nicht fassen, als ich vor ihrer Leiche stand. Die schwarze Kurtisane war tot.
Erwürgt worden, wie ihre Freunde. Und Larry Keaton saß hinter Gittern!
Ich brachte kein Wort heraus.
Phil blickte düster vor sich hin.
Biewer hatte auf uns gewartet. »Ich habe es sofort gemeldet, als ich von dem Milchmann erfuhr, daß sie ihm nicht geöffnet hat. Sie pflegte nämlich immer zu öffnen, wenn er die Milch brachte. Sie hatte wohl Angst, daß ihr jemand Gift in die Flasche vor der Tür zauberte…«
Sie war erwürgt
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