0171 - Die Hexe vom Hyde Park
Komme ich gegen dich an, Larissa?«
»Da siehst du es.«
»Du willst also in der Gegenwart sterben, nicht wahr?«
»Ja.«
»Wie hast du dir das vorgestellt?«
»Schlage eine magische Brücke in die Gegenwart. Das dürfte dir doch nicht schwerfallen. Schaffe all das hier in die Gegenwart, in meine Zeit und.«
»Wir sind nicht in der Vergangenheit.«
Sarah nickte. »Das hatte ich vergessen, entschuldige. Aber du kannst in die meinige Welt kommen. Das allein ist wichtig. Bringe uns mit hinüber, mit all dem, was hier ist. Bilde eine magische Insel im Hyde Park und beweise den anderen deine Macht.«
Nach diesen Worten schwieg die Horror-Oma. Sie setzte ein gleichgültiges Gesicht auf, obwohl sie innerlich fieberte. Hatte die Gegenseite ihren Bluff geschluckt?
Das war die große Frage, und Lady Sarah drückte sich und Glenda beide Daumen, dass es klappte.
Larissa überlegte. Anscheinend hatte Sarah Goldwyn einen wunden Punkt bei ihr getroffen, den der Machtbesessenheit oder der Eitelkeit.
Sie wollte sich beweisen und vor allen Dingen den überheblichen Menschen ihre Macht demonstrieren und ihnen zeigen, dass sie noch nichts an Kräften eingebüßt hatte. Wenn sie den Vorschlag aus der Sicht betrachtete, war er gar nicht mal so schlecht.
Und was konnte ihr passieren? Nichts. Die Menschen schreckten sie nicht. Sie waren dumm und arrogant in ihrer Überheblichkeit. Die packten es nicht, nein, sie war viel stärker. Sie beherrschte die Hexenkunst, von denen die Menschen viel gelesen und auch geträumt hatten. Als sie daran dachte, umspielte ein Lächeln ihre Lippen, das auch von der Horror-Oma bemerkt wurde.
Hatte sie gesiegt?
Sarah Goldwyn brauchte die Frage erst gar nicht zu stellen, denn Larissa kam ihr zuvor.
»Ich werde es so machen, wie du es dir gewünscht hast, alte Frau«, sagte sie.
»Du willst uns alle hier in die Gegenwart schaffen?«
»Da sind wir bereits. Ich brauche nur die Magie zu verändern, und schon ist alles so, wie du es dir gewünscht hast. Aber glaube nur nicht, dass ich dir eine Fluchtchance gebe. Niemand wird dir helfen können.«
»Das weiß ich.« Sarah senkte den Kopf. Sie kniff zu Glenda Perkins dabei ein Auge zu.
Larissa redete weiter. »Natürlich nehme ich auch Warrash mit in eure Welt. Während dieser Vorgang geschieht, wird sie«, dabei deutete Larissa auf Glenda Perkins, »auf dem Weiher schwimmen und die Hexenprobe durchmachen. Wie gefällt euch das?«
Lady Sarah hatte Mühe, sich zu beherrschen. Es gelang ihr tatsächlich, die Angst nicht zu zeigen. Sie schluckte nur und sagte: »Es ist mir klar, da wir sowieso keine Chance haben. Ich lege unser beider Schicksal in deine Hand.«
Die kleine Flamme der Hoffnung verlosch. Glenda wurde wieder von Furcht gepackt. Diese Furcht steigerte sich noch mehr, als die beiden Henker sich auf ein Kopfnicken der Hexe hin bückten, das Brett packten und es hochhoben.
»In den Weiher mit ihr!« befahl sie und streckte dabei den rechten Arm aus.
Augenblicklich gehorchten die beiden makabren Gestalten und hoben das Brett an.
Glendas Angst wurde noch stärker. Ihr flehender Blick war auf Sarah Goldwyn gerichtet, die auch nichts mehr für sie tun konnte. Doch ihre Augen sprachen Glenda Mut zu.
Halte durch! schienen sie zu sagen. Nur nicht aufgeben. Es gerät alles wieder ins Lot.
Wellen kräuselten das Wasser. Ansonsten lag die Oberfläche still und dunkel da.
Die beiden Bestien hatten sich erhoben und begleiteten die Henker mit ihrer menschlichen Last.
Schon wurden die Füße der Hexendiener vom Wasser umspült. Sie bückten sich, legten das Brett auf die Oberfläche und gaben ihm einen Stoß.
Es glitt davon und trieb langsam auf die Mitte des Weihers zu, wo auch Warrash lauerte…
***
Etwas knirschte zwischen meinen Zähnen. Es waren Dreckkrümel, die ich spürte und die auch als raue Schicht auf meiner Zunge lagen. Das Schlucken fiel mir schwer, ich räusperte mich und hustete, wobei ich den Kopf schüttelte.
Lange war ich bestimmt nicht abgetreten, höchstens nur einen kurzen Moment. Und langsam wurde ich wieder klar, setzte mich auf und schaute mich um.
Ich befand mich noch immer an der gleichen Stelle und doch hatte sie sich verändert. Wo zuvor Bäume gestanden hatten, entdeckte ich nun eine Ruine, hinter mir befand sich ein Haus, unter mir war der Boden ziemlich feucht.
Ich war noch ein wenig durcheinander, so dass ich nicht sofort die Lösung dieses Rätsels fand. Nur langsam dämmerte mir, was geschehen war.
Die
Weitere Kostenlose Bücher